Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
einem Aufruhr konfrontiert«, sagte Birger, der dem König ruhig zugehört hatte. »Ich pflichte unserem Jarl bei. Es gibt nur eines, was wir tun können. Wenn es Eurer Majestät beliebt, mir die Verantwortung zu übertragen, so ist dieser Aufstand bis zu Beginn des Herbstes niedergeschlagen. Ich glaube nicht, dass dieses Reich danach noch einen weiteren Aufstand unter Eurer gottgefälligen Regierungszeit erleben wird.«
»Ist der Jarl auch d-d-d-dieser Meinung?«, fragte der König rasch.
»Nein, das bin ich nicht, Eure Majestät!«, antwortete Ulf Fasi, bleich vor Zorn oder vor Anstrengung, seinen Husten zu unterdrücken. »Wahr und recht ist es, dass wir diesen Aufruhr unverständiger Jünglinge und unwissender Bauern eindämmen müssen. Aber wir sollten den Törichten gegenüber Milde walten lassen, Eure Majestät. Unser Reich war zu lange ein Reich der Blutrache, und
Rache erzeugt nur neue Rache. Daher ist es meine Meinung als Jarl, dass die Bestrafung dieser Aufsässigen in Nordanskog nicht von unserem Marschall Birger Magnusson geleitet werden soll. Gegen Fremde lasse ich gerne und vorzugsweise Birger vorgehen, aber nicht gegen unsere eigenen Leute. Sendet, wen Ihr wollt, nur nicht den Marschall nach Uppland, das ist mein letztes Wort in dieser Sache!«
Im Saal war es vollkommen still geworden, mehrere Ratsherren blickten in die Luft oder auf ihre Hände. Birger war erstaunt, dass er so gelassen blieb. Früher wäre er wütend geworden und hätte sich über Ulf Fasis niederträchtige Bemerkung, er habe Knut Holmgeirsson heimtückisch hingerichtet, obwohl er ihn in Wahrheit im Zweikampf getötet hatte, ereifert. Dabei wäre es nicht geblieben, die Auseinandersetzung wäre immer weiter eskaliert und ein klarer Beschluss nicht mehr möglich gewesen. Vielleicht wurde er ja langsam alt, wenn sich sein Herz angesichts von Ulf Fasis Beleidigungen nicht einmal beschleunigte. Auch wusste er durch viele Verhandlungen mit Freund und Feind, dass der direkteste Weg zum Sieg darin bestand, alle großen und zornigen Worte zurückzuhalten. Der König konnte ja doch keinen anderen Beschluss fassen, als den Aufstand in Nordanskog niederschlagen zu lassen, was Ulf Fasi über seinen Schützling Junker Holmgeir auch immer sagen mochte.
»D-d-d-da wir jetzt t-t-t-trotzdem einen B-B-B-Beschluss fassen müssen, wende ich mich an meinen M-MM-Marschall«, sagte der König, dem seine Anstrengung, den Satz über die Lippen zu bringen, deutlich anzusehen war.
»Wir sind uns einig, dass dieser Aufstand auf die in solchen Fällen übliche Weise gehandhabt wird«, antwortete
Birger leise. »Das bereitet uns nicht sonderlich viel Mühe, und die Angelegenheit wäre bis Herbstbeginn erledigt, denn die Aufrührer sind jung und unverständig. Sie hetzen sich gegenseitig mit törichten Reden auf und begreifen nicht, welcher Übermacht sie gegenüberstehen werden. Viele in unserem Land könnten daher unser Reiterheer befehligen, und wenn eine solche Bagatelle unseren Jarl erfreut, so widme ich mich gern anderen Dingen, von denen ich das halbe Jahr lang abgehalten wurde, als mich das Eis in Lübeck festhielt. Ich übertrage also den Befehl Nils Stigstensson zu Tofta und Gregers Birgersson. Beide sind Forsviker und besitzen große Kenntnisse in Kriegsdingen. Außerdem sind sie Freunde und werden die Arbeit ohne Streit unter sich aufteilen.«
Der König antwortete nicht, vielleicht wollte er es vermeiden zu sprechen, aber er nickte zustimmend, und allen im Saale war klar, welcher Auffassung er war.
Ulf Jarl konnte nichts einwenden, da Birger bereitwillig auf den Oberbefehl verzichtet hatte, und Birger verspürte nicht die geringste Lust, die Debatte fortzusetzen. Denn ein länger andauernder Streit hätte Ulf Jarl die Gelegenheit gegeben, Forderungen nach Zurückhaltung zu stellen, und bald wäre man genötigt, die Aufrührer zu einem Versöhnungsmahl einzuladen, statt sie zu bestrafen.
Der König sprach daraufhin in knappen Worten seinen Befehl und höchsten Willen aus, der Aufruhr möge mit größter Milde niedergeschlagen und der Anführer Holmgeir lebend und als Gefangener in die Burg Nyköping gebracht werden.
Damit war die Ratsversammlung beendet. Als sie den Turmsaal verließen, trat Birger an seinen Bruder Eskil Lagmann heran, stieß ihm spöttisch einen Ellbogen in die Seite und wollte wissen, wieso sein sonst so redseliger
Bruder plötzlich so maulfaul sei. Eskil murmelte, es gebe viele Dinge, die er wichtiger fände, als Aufrührer
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