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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Büßerhemden und behaupteten von sich, ständig nächtliche Besuche des himmlischen Bräutigams zu empfangen. Solche Jungfern konnten es sich leicht in den Kopf setzen, dass sie untreu waren, wenn sie nackt mit ihrem vor Gott angetrauten Mann in einem Bett schliefen, weil sie nur Christus gehörten. Solche Torheit junger Frauen war betrüblich, aber leider alles andere als ungewöhnlich.
    Hätte Katarina einen Sohn zur Welt gebracht, wäre dieser der nächste König des Reiches geworden, denn dann wäre er väterlicherseits Eriker und mütterlicherseits sowohl Sverker als auch Folkunger gewesen. Einen des Thrones würdigeren Mann hätte es kaum geben können.

    Aber so würde es nicht kommen. Vier Jahre ohne ein königliches Kindbett hatten gezeigt, was die Zukunft barg. König Erik würde ohne einen Sohn sterben, und der Knabe Valdemar würde die Krone erben.
    Was die Heilige Jungfrau verheißen hatte, war Ingrid Ylva also nicht neu. Nebulös blieb jedoch die Offenbarung: »Solange du deinen Kopf aufrecht hältst, wird den Folkungern nichts Böses widerfahren«.
    Den Kopf hocherhoben zu tragen war eine Sache. Das tat Ingrid Ylva, ohne sich schämen zu müssen, und konnte sich rühmen, dies schon immer getan zu haben. Aber »aufrecht«?
    Vermutlich hatte sie die Heilige Jungfrau daran erinnern wollen, dass ihr eigenes Leben noch nicht zu Ende war, dass sie noch eine Weile weiterleben musste und den Kopf nicht endgültig auf die Brust sinken lassen durfte.
    So war es! Wer konnte besser als die Gottesmutter in die innersten Räume eines Menschen sehen und dort die heimlichsten Gedanken lesen? Sie hatte ihre demütige Untertanin durchschaut. Sie wusste alles.
    Denn in der Tat hatte Ingrid Ylva seit einiger Zeit gedacht, ihr eigenes Leben sei vorüber, sie habe während ihrer irdischen Wanderung nicht mehr viel auszurichten, und die Befreiung ihrer Seele sei bereits überfällig.
    Von den Witwen, die einmal das Reich regiert hatten, war sie als Einzige übrig geblieben. Ihr Haar war weiß geworden, während Birgers ergraut war. Der Kampf um die Macht im Reiche war nach Ingrid Ylvas Einschätzung vorüber, und ihre Enkel würden einmal die Früchte ihrer Bemühungen ernten.
    Ihre Augen hatten sich getrübt, und die Spinnarbeiten während ihrer einsamen Stunden fielen ihr zunehmend schwer. Ihre Haltung war gebeugt, ihre Hände versagten
ihr manchmal den Dienst. Wofür sie gelebt hatte, war vollbracht. Somit gab es auf Erden nichts mehr für sie zu tun. So war es ihr zumindest vorgekommen.
    Aber die Heilige Jungfrau hatte ihr nun ganz deutlich neue Gedanken anbefohlen. Sie musste ihren Kopf noch eine Zeit lang aufrecht halten.

    Als Birger auf einem der ersten Flusskähne dieses Frühlings aus Söderköping eintraf, stieg er in Ulvåsa mit drei schweren Truhen an Land, die jeweils von vier Männern getragen werden mussten. Er verbrachte nur einen einzigen vergnügten Abend bei seinem Bruder Bengt Lagmann und seiner Frau Sigrid der Anmutigen, die ihrem Beinamen, obwohl sie etwas in die Breite gegangen war, immer noch alle Ehre machte.
    Bengt und Sigrid waren also die ersten Verwandten im Reiche, die die wundersame Geschichte darüber, wie Bengt mit ein paar Schmieden und zwei Truhen Gold in den Krieg gezogen war, um Dänemark zu besiegen und Lübeck zu befreien, und wie er als Sieger nicht nur mit zwei, sondern mit drei Truhen voller Gold zurückgekehrt war, zu hören bekamen. Jetzt hatte er es eilig, zur Königsburg Näs weiterzureisen. Reiter wurden nach Bjälbo geschickt, um einen Wagen für das Gold und Folkungerreiter als Eskorte zu holen.
    Birgers Reiseroute verlief über Bjälbo, aber er verweilte dort nur einen Tag, um mit seinen Söhnen zu spielen, mit seiner Ehefrau Ingeborg zu schlafen und seine Mutter Ingrid Ylva zu treffen. Diese war zu seinem Erstaunen in die einsame Turmkammer der alten Kirche umgezogen. Zwar war die Kammer, in der zur Zeit Birger Brosas Folkungerthing
getagt hatte, weiß verputzt und gründlich gereinigt worden, stellte aber nach Birgers Auffassung trotzdem eine seltsame Wohnstätte dar.
    Ihre Erklärung, sie müsse noch ein paar Jahre leben und schliefe am besten nahe der heiligen Kraft der Kirche, konnte er kaum ernst nehmen. Über ihre weitere Begründung, dass sie ihren Kopf um der Folkunger willen aufrecht halten müsse, das habe ihr die Heilige Jungfrau offenbart, lachte er nur und meinte, er könne sie ja stehend begraben lassen.
    Dies verärgerte sie, und sie beschimpfte ihn auf eine

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