Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
fürchterlichen Stoß der Lanze abzuwehren, warf der Templer sein Pferd herum, was in diesem schwierigen Terrain vollkommen unmöglich erschien, und bohrte seine Lanze aus einem ganz neuen Winkel durch den Schild und Oberkörper des linken Räubers. Im selben Augenblick ließ er die Lanze fahren, um nicht selbst aus dem Sattel gerissen zu werden. Da war sein Knappe auch schon auf der Höhe des verblüfften rechten Räubers, der hinter seinen Schild geduckt auf einen Anfall wartete, der nicht kam, und daher aufblickte, worauf er aus einer gänzlich unerwarteten Richtung die Lanze des zweiten Feindes ins Gesicht bekam.
Der Weißgekleidete mit dem widerwärtigen roten Kreuz traf jetzt auf das zweite Räuberpaar, und zwar an einer Stelle, an der drei Pferde kaum aneinander vorbeikamen. Er hatte sein Schwert gezogen, und es schien zunächst, als wolle er von vorn angreifen, was weniger klug war, da er nur auf einer Seite eine Waffe trug. Aber plötzlich warf sich sein schöner Hengst, ein Schimmel in seinen kräftigsten Jahren, ganz herum und schlug nach hinten aus. Einer der Räuber wurde getroffen und aus dem Sattel geschleudert.
Der andere Räuber sah seine Chance gekommen, da er den Feind seitlich, fast von hinten, vor sich hatte. Außerdem hielt dieser das Schwert in der falschen Hand, was damit außer Reichweite war. Doch er bemerkte nicht, dass der Templer seinen Schild fallen gelassen und das Schwert in die Linke genommen hatte. Als der Räuber sich im Sattel vorbeugte, um mit dem Schwert zuzustoßen, waren sein Kopf und Hals ungeschützt dem Hieb ausgesetzt, der jetzt aus der falschen Richtung kam.
»Wenn der Kopf im Augenblick des Todes überhaupt einen Gedanken fassen kann, und sei es nur für einen Atemzug, dann ist soeben ein sehr erstaunter Kopf zu Boden gefallen«, meinte Fahkr verblüfft. Auch er folgte jetzt gebannt dem Schauspiel.
Die beiden letzten der sechs Räuber hatten die Zeit genutzt, um ihre Pferde zu wenden und flohen nun das Wadi entlang.
Unterdessen ritt der schwarz gekleidete Knappe auf den gottlosen Schuft zu, der vom Pferd des Templers aus dem Sattel geworfen worden war. Der Knappe setzte ab, nahm ruhig mit der einen Hand die Zügel des Pferdes und stieß dem taumelnden und sicher grün und blau geschlagenen Räuber sein Schwert an der Stelle in die Halsbeuge, wo der mit Stahlplatten besetzte Lederpanzer endete. Er machte keinerlei Anstalten, seinem Herrn zu folgen, der inzwischen die Verfolgung der beiden letzten Räuber aufgenommen hatte. Stattdessen band er die Zügel um die Vorderbeine des Pferdes, das er gerade eingefangen hatte, und ging dann vorsichtig hinter den beiden anderen reiterlosen Pferden her. Er redete beruhigend auf sie ein und schien sich um seinen Herrn nicht weiter zu kümmern, dem er doch hätte beistehen müssen, anstatt die Pferde der Feinde zusammenzutreiben. Wahrlich ein außerordentlicher Anblick.
»Derjenige, den Ihr dort seht, Herr«, sagte der Emir Moussa und deutete auf den weiß gekleideten Templer, der gerade weit unten im Wadi aus dem Blickfeld der drei Rechtgläubigen entschwand, »ist Al Ghouti.«
»Al Ghouti?«, sagte Jussuf fragend. »Ihr sagt das so, als müsste ich ihn kennen. Aber das tue ich nicht. Wer ist Al Ghouti?«
»Al Ghouti ist jemand, den Ihr kennen solltet, Herr«, antwortete Emir Moussa grimmig. »Er wurde uns von Gott für unsere Sünden geschickt. Er ist derjenige unter den Teufeln mit dem roten Kreuz, die manchmal zusammen mit den Turkopelen reiten und manchmal mit deren schweren Rittern. Er reitet, wie Ihr seht, einen Araberhengst wie ein Turkopel, aber trotzdem trägt er Lanze und Schwert, als säße er auf einem der langsamen und schweren Pferde der Franken. Außerdem ist er der Emir der Templer in Gaza.«
»Al Ghouti, Al Ghouti«, murmelte Jussuf nachdenklich. »Den will ich treffen. Wir warten hier!«
Die anderen beiden blickten ihn entsetzt an, sahen aber sofort ein, dass es keinen Sinn hatte, etwas einzuwenden.
Während die drei sarazenischen Reiter oben am Rand des Wadis warteten, sahen sie, wie der Knappe des Templers offenbar ganz unbekümmert die vier Pferde der Toten zusammentrieb. Dann lud er, obwohl er sehr kräftig zu sein schien, mit großer Mühe die Leichen der Räuber auf die Pferde und band sie fest, und zwar jeweils auf das Pferd, das ihnen einmal gehört hatte.
Von dem Templer und den Verfolgten, die eben noch die Verfolger gewesen waren, war nichts mehr zu sehen.
»Das ist klug«, murmelte Fahkr.
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