Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
kämpften furchtlos und überzeugt davon, ins Paradies zu kommen, wenn sie im Kampf fielen. Sie ergaben sich nie, weil ihre Ordensregeln einen Freikauf gefangen genommener Ordensbrüder verboten. Ein gefangener Johanniter oder Templer war also wertlos, und deshalb konnte man ihn ebenso gut töten.
Wenn fünfzehn Rechtgläubige in einer Ebene auf fünf Templer stießen, überlebten erfahrungsgemäß entweder alle oder keiner. Wenn die fünfzehn Rechtgläubigen die fünf Ungläubigen angriffen, kam kein Rechtgläubiger mit dem Leben davon. Um einen solchen Angriff sicher zu überstehen, musste man die vierfache Übermacht haben und trotzdem bereit sein, große Verluste hinzunehmen.
Normale Franken dagegen ließen sich durchaus besiegen, selbst wenn die Rechtgläubigen in der Minderzahl waren.
Während Fahkr und Emir Moussa Reisig für ein Feuer sammelten, lag Jussuf mit unter dem Kopf verschränkten Armen da und starrte in den Himmel. Langsam schienen immer mehr Sterne auf. Er grübelte über seine schlimmsten Feinde und dachte daran, was er vor Sonnenuntergang gesehen hatte. Der Mann, der sich Al Ghouti nannte, besaß ein Pferd, das eines Königs würdig war, ein Pferd, das immer dasselbe zu denken schien wie sein Herr, das gehorchte, ehe es noch einen Befehl bekommen hatte.
Das war keine Zauberei. Solche Erklärungen wies Jussuf, soweit es ging, zurück. Es war ganz einfach so, dass dieser Mann und sein Pferd viele Jahre zusammen gekämpft und ernsthaft, nicht nur zum Zeitvertreib, geübt hatten. Unter den Mamelucken gab es ähnliche Männer und Pferde, und die Mamelucken taten nichts anderes als zu üben, bis sie erfolgreich genug waren, um nach einem mehrjährigen, erfolgreichen Kriegsdienst als Lohn Land, ihre Freiheit und Gold zu erhalten. Das war weder ein Wunder noch Magie, das war eine Leistung des Menschen und nicht nur Gottes, der solche Menschen schuf. Die Frage war nur, was nötig war, um dieses Ziel zu erreichen.
Jussufs Antwort auf diese Frage lautete immer, dass der reine Glaube das Entscheidende war. Wer voll und ganz den Worten des Propheten über den Dschihad, den Heiligen Krieg, folgte, würde auch ein unüberwindbarer Krieger werden. Das Problem war jedoch, dass unter den Mamelucken in Ägypten kaum die gläubigsten Mohammedaner zu finden waren. Normalerweise waren diese Türken mehr oder minder abergläubisch, glaubten an Geister und heilige Steine und bekannten sich nur mit den Lippen zum reinen und wahren Glauben.
Schlimmer war noch, dass auch die Ungläubigen Männer wie Al Ghouti hervorbringen konnten. Gott wollte wohl damit zeigen, dass der Mensch mit seinem freien Willen das Ziel seines Erdenlebens bestimmte und dass erst das heilige Feuer die Spreu vom Weizen trennen und zeigen würde, wer rechtgläubig und wer ungläubig war.
Ein niederschmetternder Gedanke. Denn wenn es Gottes Absicht war, die Rechtgläubigen, wenn sie sich im Dschihad gegen die Ungläubigen vereinigten, mit dem Sieg zu belohnen, warum hatte er dann Feinde geschaffen, die sich unmöglich im Kampf Mann gegen Mann besiegen ließen? Möglicherweise, um den Rechtgläubigen zu zeigen, dass sie sich wirklich gegen den Feind verbünden und alle inneren Zwistigkeiten beilegen mussten, da sie insgesamt zehn- oder hundertmal so viele waren wie die Franken, die dann in jedem Fall zum Untergang verurteilt wären, ob sie nun alle Templer waren oder nicht.
Jussuf rief sich erneut Al Ghouti in Erinnerung, seinen Hengst, sein schwarzes, gut gefettetes und vollkommen unbeschädigtes Zaumzeug und seine Ausrüstung, an der nichts nur der Zierde diente, sondern alles nützlich war. Daraus konnte man etwas lernen. Denn sicher waren viele auf dem Schlachtfeld gefallen, weil sie es nicht lassen konnten, neuen, steifen und goldglänzenden Brokat über der Rüstung zu tragen, sodass sie sich im entscheidenden Augenblick nicht angemessen bewegen konnten. So starben viele allein an ihrer Eitelkeit. An alles, was man sah, musste man sich erinnern, aus allem musste man lernen. Wie war der teuflische Feind sonst zu besiegen, der Gottes heilige Stadt besetzt hielt?
Das Feuer knisterte bereits, und Fahkr und Emir Moussa hatten ein Musselintuch ausgebreitet, Trinkgefäße mit Wasser darauf gestellt und ihren Proviant ausgepackt. Emir
Moussa saß in der Hocke und mahlte Mokkabohnen, um zu gegebener Zeit seinen schwarzen Beduinentrank genießen zu können. Nach Einbruch der Dunkelheit kam die Kühle, erst als angenehme Brise, die von den Hängen
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