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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ehe jemand ihn erreichte. Und obwohl Cythen versicherte, daß sie bestimmt nicht lebensgefährlich verletzt sei, machten sie mehr Getue um sie und die zerrissene Seide als über den entfliehenden Beysiber.
    »Er wird nicht weit kommen. Nicht ohne Kleidung«, versicherte ihr Myrtis und hielt die türkisfarbene Hose hoch.
    »Er ist splitternackt!« sagte ein Freudenmädchen kichernd.
    Cythen hatte bereits festgestellt, daß der Schmerz erträglich war, solange sie nicht den Mund aufmachte. So ignorierte sie das Stimmengewirr und suchte nach der Täfelung mit ihrer Kleidung und dem Messer. Der Beysiber war nicht nackt, dessen war sie sicher. Es war ihm gelungen, seine helle, glitzernde Kleidung gegen dunkle auszutauschen, ähnlich jener der Harka Bey. Doch seine Stiefel hatte er nicht austauschen können. Das helle Leder dürfte nicht schwer zu erkennen sein - falls er nicht inzwischen bereits sicher im Palast angekommen war. Sie schob Ambutta zur Seite und schlüpfte in ihre eigenen Stiefel.
    »Du wirst ihn doch nicht verfolgen wollen? Die Garnison hat Soldaten an beiden Straßenenden postiert. Sie dürften ihn inzwischen haben. Ich habe bereits nach einem Arzt für dich geschickt.« Myrtis langte behutsam nach Cythens zerschlagenem Gesicht, doch Cythen hielt sie mit einem tierischen Knurren davon ab.
    Mit noch offenem, perlenglitzerndem Haar bahnte sie sich einen Weg zur Tür. Vielleicht war Walegrin wirklich draußen auf der Straße. Das wäre das erste Erfreuliche heute. Möglicherweise hatten sie Turghurt bereits erwischt. Ihr war lieber, wenn Thrusher ihre Verletzungen behandelte als irgendein Freudenhausdoktor. Sie trat nach dem Portier, als er sie aufzuhalten versuchte, und rannte auf die Straße.
    Die Palastmauer war zwar näher, aber dort war die Gefahr größer. Infolgedessen nahm sie an, daß Turghurt sich südwärts gewandt hatte, vorbei am Basar und das Labyrinth entlang zum Palast. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, daß er sich noch auf der Straße der Roten Laternen aufhalten könnte, bis sich aus der Dunkelheit eine Hand über ihren Mund legte. Ein fast lautloser Schrei quälte sich aus ihrer Kehle, und sie wehrte sich mit Händen und Füßen, bis sie die vertraute Stimme hörte.
    »Verdammt, Mädchen, sei still! Wir haben ihn in einem alten Haus, keine hundert Schritt von hier, in die Enge getrieben.«
    Sie löste Walegrins Finger von ihrem Gesicht und stand vor ihm. Tränen rannen ihr über das Gesicht, und sie zitterte am ganzen Leib.
    »Was ist dir passiert?«
    »Er - hat - mich - geschlagen.« Sie bemühte sich, ihre Kiefer so wenig wie nur möglich zu bewegen.
    »Hast du den Beweis?«
    Sie zuckte die Schulter. Waren sein Ring und der Versuch, sie zu töten, der Beweis, daß er Bekin oder die Beysiber gemordet hatte?
    »Komm, red schon, Cythen! Er ist herausgestürmt wie ein Stier. Er hat dich bestimmt nicht geschlagen, weil du häßlich bist ...«
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu berichten, was geschehen war, aber ihr Mund schmerzte zu sehr, um alles zu erklären, und er verstand nicht, was sie mit ihren Gebärden sagen wollte.
    »Schon gut. Vielleicht bekommen wir jetzt etwas aus ihm selbst heraus. Wir glauben, daß er in einem Banditenversteck untergeschlüpft ist.« Walegrin verließ die Straße und rannte zu einem dunklen Block aus mehreren Häusern, wo zwei seiner Leute warteten.
    »Es ist still wie in einem Grab, da oben«, meldete einer. Als er Cythen sah, fragte er: »Was ist denn dir passiert?«
    »Sie hat was abgekriegt. Stell jetzt keine Fragen. Bist du sicher, daß er noch da oben ist?«
    »Es gibt nur zwei Ausgänge, und er hat keinen benutzt.«
    »Gut.« Walegrin wandte sich wieder Cythen zu. »Hast du überhaupt was erreicht?« Als sie den Kopf schüttelte, drehte er sich um. »Thrush, du kommst mit mir. Jore, wenn du was siehst, dann brüll. Und Cythen«, er warf ihr eine Scheide zu. »Da ist dein Schwert. Zeig jetzt, was du kannst!«
    Sie rannten über einen Hof zu einem rauh verputzten Haus, das offenbar schon längere Zeit leerstand. Größere Stücke des Verputzes bröckelten ab, als sie sich an der Wand entlang zur Türöffnung tasteten. Die Stiege zum oberen Stockwerk war gerade breit genug für eine Person, und obendrein fehlten die Bretter von gut einem Drittel der Stufen. Walegrin zog sein enlibrisches Schwert und machte sich daran, diese Treppe hochzusteigen. Den anderen bedeutete er, unten zu warten.
    Er bewegte sich völlig lautlos, bis er ein Bein über

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