Der Krieg der Welten
Zeitungsjungen" als ich ausging, um mir meinen "Daily Chronicle" zu holen. Ich war natürlich aufs äußerste überrascht und verlor keinen Augenblick, um mich über die Brücke von Ottershaw zu dem Sandhügel zu begeben.
3. Auf der Horsell-Weide
Ich fand eine kleine Ansammlung von etwa zwanzig Personen, die sich um den Krater scharten, in dem der Zylinder lag. Die Gestalt des ungeheuren im Boden vergrabenen Körpers habe ich bereits beschrieben. Die Erde und die Sandmassen um ihn herum waren verkohlt wie durch eine plötzliche Explosion. Ohne Zweifel hatte das Einschlagen des Körpers eine Stichflamme verursacht. Henderson und Ogilvy waren nicht dort. Ich vermute, sie wußten, daß sich im Augenblick nichts tun ließ, und waren zu Henderson gegangen, um zu frühstücken.
Vier oder fünf Knaben hatten sich an den Rand des Kraters gesetzt, schunkelten mit den Beinen und unterhielten sich damit, den riesigen Bau mit Steinen zu bewerfen, bis ich ihnen das Handwerk legte. Nachdem ich mit ihnen darüber gesprochen hatte, begannen sie um die Gruppe der Umstehenden herum ein Fangspiel.
Unter den Leuten bemerkte ich zwei Radfahrer, einen Gartenarbeiter, den ich zuweilen beschäftigte, den Fleischer Gregg und seinen kleinen Sohn, ein Mädchen, das ein Kind trug, und zwei oder drei Müßiggänger und Eckensteher, die gewöhnlich in der Nähe des Bahnhofs umherlungerten. Es wurde sehr wenig gesprochen. In den niederen Ständen Englands hatten nur wenige Menschen in jenen Tagen mehr als sehr schwache astronomische Vorstellungen. Die meisten starrten nur schweigend das große, tischartige Ende des Zylinders an, das noch genauso war, wie es Henderson und Ogilvy verlassen hatten. Ich glaube, daß die allgemeine Erwartung der Leute, einen Haufen verkohlter Leichen zu finden, beim Anblick dieser unbelebten Masse enttäuscht wurde. Einige Personen gingen fort, während ich dort war, andere kamen. Ich kletterte in die Grube, und es war mir, als hörte ich unter meinen Füßen eine schwache Bewegung. Der Verschluß hatte jedenfalls aufgehört sich zu drehen.
Erst als ich so nahe an den Körper herangetreten war, sprang mir die Fremdartigkeit seiner Erscheinung in die Augen. Auf den ersten Blick hatte er wirklich nichts Auffallenderes an sich als ein umgeworfener Wagen oder ein gefällter Baum, der den Weg versperrt. Allerdings nicht ganz so. Mehr als irgend etwas anderem glich er einem rostigen, halbvergrabenen Gasrohr. Es bedurfte schon einer gewissen wissenschaftlichen Bildung, um zu bemerken, daß die graue Kruste auf dem Körper kein gewöhnliches Oxyd war, daß das gelblichweiße Metall, das auf der Spalte zwischen dem Deckel und dem Zylinder glänzte, einen fremdartigen Farbton besaß. Der Begriff "außerirdisch" hatte für die meisten Zuschauer keine Bedeutung.
Damals war ich schon fest davon überzeugt, daß der Gegenstand vom Planeten Mars gekommen war. Aber ich hielt es für unwahrscheinlich, daß er lebende Wesen enthielt. Ich hielt die Schraubenbewegung für automatisch. Trotz Ogilvys Ansicht glaubte ich aber immer noch, daß es Lebewesen auf dem Mars gebe. Schon spielte ich mit dem Gedanken, daß der Körper Handschriften enthalten könne; ich malte mir die Schwierigkeiten aus, die sich bei ihrer Übersetzung ergeben würden, ich hoffte auf Münzen und Modelle und so fort. Aber das Ding war doch ein wenig zu groß, um mir die Richtigkeit meiner Vorstellungen zu verbürgen. Ich empfand eine lebhafte Ungeduld, es geöffnet zu sehen. Etwa gegen elf Uhr, als sich nichts weiter ereignete, kehrte ich, voll von solchen Gedanken, zu meinem Haus in Maybury zurück. Aber es fiel mir schwer, mit meinen abstrakten Untersuchungen weiterzukommen.
Am Nachmittag hatte sich das Aussehen der Weide sehr verändert. Die frühen Ausgaben der Abendblätter hatten mit riesigen Schlagzeilen wie "Eine Botschaft vom Mars" "Merkwürdiger Bericht aus Woking" und so weiter ganz London aufgeschreckt. Dazu noch Ogilvys Telegramme an die astronomische Mitteilungsstation, die alle Sternwarten in den drei Königreichen in Aufregung versetzt hatten. Ein halbes Dutzend oder mehr Fiys (kleine einspännige Mietdroschken). vom Wokinger Bahnhof standen auf der Straße bei den Sandhügeln, dazu ein Korbwagen von Chobham und eine ziemlich vornehm aussehende Privatkutsche. Außerdem sah man eine Unzahl von Fahrrädern. Eine große Menschenmenge mußte überdies trotz der Hitze jenes Tages von Woking und Chertsey zu Fuß hergewandert sein. Alles in
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