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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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die angeblich ihre Arbeit unterbrachen, nur um sich die Hände zu schütteln und zu jubeln, Eisenbahnzüge aus, um nach London zu kommen. Die Kirchenglocken, die vierzehn Tage lang verstummt waren, fingen die Nachricht auf, und ganz England war ein Glockengeläute.
    Heruntergekommene Männer mit eingefallenen Zügen sausten auf Rädern alle Wege entlang, um die unverhoffte Erlösungsbotschaft den hageren, wild starrenden Geschöpfen der Verzweiflung zuzurufen. Und die Lebensmittel! Über den Kanal, über die Irische See, über den Atlantischen Ozean brachte man Getreide, Brot und Fleisch, um unserer Not zu helfen. In jenen Tagen schien es, als steuerten die Schiffe der ganzen Welt London zu. Aber von alledem wußte ich nichts. Ich irrte umher - ein seines Verstandes beraubter Mann. In dem Hause gütiger Menschen, die mich aufgegriffen hatten, als ich weinend und rasend in den Gassen von St. Johns Wood umherstreifte, kam ich wieder zu mir. Sie erzählten mir, daß ich unaufhörlich einen sinnlosen Gassenhauer sang, so ähnlich wie "Der letzte, der am Leben blieb, hurra! Der letzte, der am Leben blieb!" So sehr sie auch von ihren eigenen Angelegenheiten bekümmert waren, belasteten diese Menschen, deren Namen Ich nicht nennen darf, so gerne ich ihnen auch meine Dankbarkeit zeien möchte, sich dennoch auch mit mir, gaben mir Obdach und beschützten mich vor mir selbst. Offenbar hatten sie während der Tage meines Irreseins manches von meinen Erlebnissen erfahren. Als meine Vernunft wieder zurückgekehrt war, brachten sie mir sehr zart das wenige bei, das sie vom Schicksal Leatherheads in Erfahrung gebracht hatten. Zwei Tage nach meiner Einkerkerung war das Dorf mit jeder lebenden Seele darin von einem Marsmann zerstört worden. Er hatte es dem Erdboden gleichgemacht, ohne jeden Grund, wie es schien, ganz so, wie etwa ein Knabe aus bloßer Lust, seine Macht fühlen zu lassen, einen Ameisenhaufen zerstampft.
    Ich war ein einsamer Mann, und sie waren sehr gütig gegen mich. Ich war einsam und traurig, und doch duldeten sie mich bei sich. Nach meiner Erholung blieb ich noch vier Tage bei ihnen. Während dieser ganzen Zeit fühlte ich eine unbestimmte, wachsende Sehnsucht, noch einmal, ein letztes Mal, einen Blick zu tun auf das wenige, was von dem kleinen Leben übrig geblieben war, das so glücklich und hell in meiner Vergangenheit g leuchtet hatte. Es war nur ein hoffnungsloses Sehnen, noch einmal in meinem Jammer zu schwelgen. Meine Wirtsleute rieten mir ab. Sie taten alles, was sie konnten, um mich von diesem krankhaften Verlangen abzubringen. Aber endlich konnte ich dieser Eingebung nicht länger widerstehen; ich gab ihnen das feste Versprechen, zu ihnen zurückzukehren, und verabschiedete mich, wie ich bekennen muß, mit Tränen von diesen Menschen, die in vier Tagen mir zu Freunden geworden waren, dann ging ich wieder in die Straßen hinaus, die jüngst noch so düster und seltsam und öde gewesen waren. Schon aber waren sie wieder erfüllt von zurückkehrenden Menschen; hier und da waren schon wieder Geschäfte offen, und ein Springbrunnen spendete wieder frisches Wasser. Ich erinnere mich noch des fast höhnend schönen Tages, an dem ich meine traurige Pilgerfahrt nach dem kleinen Hause in Woking antrat, wie geschäftig die Straßen waren, wie frisch sich das Leben wieder rings um mich regte. Es war eine solche Unzahl von Menschen, die sich in tausend Beschäftigungen in den Straßen ergingen, daß es fast unglaublich schien, daß ein nennenswerter Bruchteil der Bevölkerung getötet worden sein konnte. Aber dann bemerkte ich, wie gelb die Haut der Leute war, wie zerrauft ihr Haar, wie fieberhaft glänzend ihre Augen; jeder zweite hatte noch schmutzige Fetzen an. Die Gesichter schienen nur zwei Mienen zu kennen - entweder überschäumenden Jubel und feste Tatkraft oder grimmige Entschlossenheit. Von diesem Ausdruck der Gesichter abgesehen, schien London eine Stadt von Landstreichern zu sein. Die Bezirksämter verteilten wahllos das Brot, das die französische Regierung gesandt hatte. Den wenigen Pferden, die man sah, traten die Rippen unheimlich heraus. Abgemagerte Schutzleute mit weißen Abzeichen standen an jeder Straßenecke. Von dem Schaden, den die Marsleute gestiftet hatten, sah ich nur wenig, bis ich zur Wellington Street kam; dort erblickte ich wieder das rote Gewächs, das sich an die Strebebogen der Waterloo Bridge anklammerte.
    An der Ecke der Brücke fiel mir auch ein Bild in die Augen, das in jener an

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