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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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1. Kapitel
    Gibt’s eine Weise wie ein Schwert,
    Schottland mit einem Streich
    Zu trennen vom Rest der Welt –
    Gebt sie mir gleich!
    Hugh MacDiarmid,
    »An Circumjack Cencrastus«
Carnmore, November 1898
    In ihren wärmsten Umhang gehüllt, einen Wollschal um den Hals geschlungen, ging Livvy Urquhart unruhig auf den ausgetretenen Steinfliesen der Küche auf und ab. Mit dem warmen Ofen, den rot gestrichenen Wänden und den offenen Regalen voll mit irdenem Geschirr wirkte die Stube wie ein behaglicher Zufluchtsort, doch draußen peitschte der Wind um die Ecken der Brennereigebäude, sein unheimliches Stöhnen fast wie die Stimme eines Menschen, und die bittere Kälte kroch selbst durch die dicken Steinmauern des alten Hauses.
    Es war die Sorge um Charles, ihren Mann, die Livvy bis in die frühen Morgenstunden wach gehalten hatte. Er war wahrscheinlich auf dem Heimweg von Edinburgh gewesen, als der Schneesturm ihn überrascht hatte – ungewöhnlich früh im Jahr, ungewöhnlich heftig für den Spätherbst.
    Und die Straße von Cock Bridge nach Tomintoul, die Charles nehmen musste, um nach Carnmore zu gelangen, war immer die erste in ganz Schottland, die durch die Schneefälle vollkommen unpassierbar wurde. War seine Kutsche vom Weg abgekommen, Pferd und Kutscher gleichermaßen geblendet durch die wirbelnde weiße Wand, die ihnen mit Urgewalt entgegengeschlagen war, als sie die Passhöhe erreichten? Lag ihr Mann in diesem Augenblick in einem Straßengraben oder in einer Schneewehe, wo ihn die lähmende Kälte langsam, aber sicher übermannte?
    Ihre Angst ließ ihr keine Ruhe, und so ging sie immer noch in der Küche auf und ab, lange nachdem Will, ihr sechzehnjähriger Sohn, zu Bett gegangen war. Das Wissen um ihre Lage trieb sie schier zur Verzweiflung. Geschützt, aber auch gefangen hinter den weißen Rauputzmauern ihres Hauses, war sie ebenso hilflos wie Charles und konnte nichts für ihn tun. Bald würde sie nicht einmal mehr die Nebengebäude der Brennerei erreichen können, geschweige denn den Fußweg, der zu dem kleinen Weiler Chapeltown führte.
    Livvy ließ sich in den Schaukelstuhl am Herd sinken und kämpfte gegen die Tränen an, die sie am liebsten verleugnet hätte. Sie war schließlich eine geborene Grant, und die Grants waren mit Gefahren und Widrigkeiten seit jeher vertraut. Sie hatten in diesem harschen Landstrich nicht nur über viele Generationen überlebt, sie hatten es auch zu etwas gebracht. Und Livvy war zwar in relativ komfortablen Verhältnissen in der Stadt aufgewachsen, doch sie hatte inzwischen lange genug in dieser entlegenen Bergregion der Highlands gelebt, um die Entbehrungen und die Einsamkeit wie selbstverständlich hinzunehmen.
    Und Charles… Charles war ein besonnener, vernünftiger Mann – zu vernünftig, wie sie es in den siebzehn Jahren ihrer Ehe zuweilen empfunden hatte. Er würde beim ersten Anzeichen eines Schneesturms gleich im nächsten Gasthof oder in einer Kate Schutz gesucht haben. Er war in Sicherheit – natürlich war er in Sicherheit, und so würde sie weiter ganz fest an ihn denken, als könnte sie ihn allein mit der Kraft ihrer Gedanken schützen.
    Sie stand wieder auf und trat ans Fenster. Doch als sie die dicke Scheibe mit dem Saum ihres Umhangs abgewischt hatte, sah sie nichts als wirbelnde weiße Flocken. Was sollte sie Will am nächsten Morgen sagen, wenn es bis dahin immer noch kein Lebenszeichen von seinem Vater gäbe? Eine neue Angst erfasste sie. Will war ein ruhiger Bursche, doch er konnte auch sehr stur und aufbrausend sein. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er sich dem Schnee und der Kälte zum Trotz auf den Weg machte, um seinen Vater zu suchen.
    Eilig entzündete sie eine Kerze und verließ die Küche. Das Haus war dunkel und kalt, und ihr Herz raste. Doch als sie das Schlafzimmer ihres Sohnes im Obergeschoss erreichte, fand sie ihn in tiefem Schlummer. Einen Arm hatte er unter der Bettdecke hervorgestreckt, und sein Buch – ein zerlesenes Exemplar von Robert Louis Stevensons
Entführt
– lag aufgeschlagen auf seiner Brust. Von seinem Vater hatte er die ebenmäßigen Gesichtszüge und das feine, glatte, hellbraune Haar geerbt, und von ihm hatte er auch seine Liebe zu Büchern und die romantische Ader. Für Will waren David Balfour und der Jakobit Alan Breck ebenso real wie seine Freunde in der Brennerei. Doch in letzter Zeit schien seine Begeisterung für die Rebellion von1745
ein wenig nachgelassen zu haben, und er redete jetzt mehr von

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