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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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Erst glaubte ich, daß ein Haus über die Straße gestürzt sei, aber als ich unter seinen Trümmern umherkletterte, sah ich, fast zurückprallend, diesen niedergestreckten mechanischen Simson, dessen Tastwerkzeug verbogen und zerschmettert und verdreht unter den Trümmern, die es verursacht. hatte, umherlagen. Der vordere Teil war zerschellt. Es schien, als sei die Maschine geradenwegs blindlings gegen das Haus gerannt und durch die eigene Wucht geborsten. Ich konnte mir nur vorstellen, daß dieser Greifmaschine die Leitung eines Marsmannes gefehlt haben mußte. Ich konnte nicht genügend unter ihren Trümmern umherklettern, um sie genau zu prüfen, aber die Dämmerung war mittlerweile so weit vorgeschritten, daß das Blut, mit dem ihr Sitz beschmiert war, und die benagten Knorpel des Marsmannes, welche die Hunde übriggelassen hatten, meinen Blicken verborgen blieben.
    Von Staunen über alle die Dinge, die ich gesehen hatte, erfüllt, drang ich bis Primrose Hill vor. Weit entfernt sah ich durch eine Öffnung in den Bäumen einen zweiten Marsmann, der schweigend und regungslos wie der erste im Park vor dem Zoologischen Garten stand. In der Nähe der Trümmer, die um die zerschmetterte Greifmaschine lagen, stieß ich wieder auf das rote Gewächs und fand den Regent's Canal in eine schwammige Masse dunkelroter Wucherpflanzen verwandelt. Plötzlich, gerade als ich über die Brücke schritt, hörte der Ton des "Ulla, ulla, ulla" auf. Es war, als sei er entzweigeschnitten. Die Stille brach herein wie ein Donnerschlag. Die dämmrigen Häuser um mich herum standen unklar und hoch und verschwommen da; die Bäume des Parks hüllten sich in Finsternis. Von allen Seiten kroch das rote Gewächs an mich heran, als wollte es mich in seine Fänge verstricken. Die Nacht, die Mutter der Angst und des Geheimnisses, brach über mich herein. Solange jene Stimme noch ertönte, waren die Einsamkeit, die Verlassenheit noch erträglich gewesen; solange sie da war, schien London noch zu leben, und das Bewußtsein des Lebens um mich hatte mich aufrechterhalten. Und jetzt plötzlich ein Umschlag, das Aufhören von etwas - ich wußte nicht was - und dann eine Stille, die man geradezu fühlen konnte. Nichts als diese unheimliche Stille.
    London schien mir ein geisterhaftes Wesen. Die Fenster in den weißen Häusern sahen aus wie die Augenhöhlen von Totenschädeln. Um mich herum fühlte ich eine Bewegung wie von tausend geräuschlosen Feinden. Das Entsetzen faßte mich, ein Grauen vor meiner Vermessenheit. Vor mir wurde die Straße pechschwarz, als sei sie von Teer erfüllt, und eine verkrümmte Gestalt versperrte mir den Weg. Ich brachte es nicht über mich, weiterzugehen. Ich kehrte wieder zur St. John's Wood Road zurück und rannte wie besessen vor dieser unerträglichen Stille nach Kilburn. Ich versteckte mich vor der Nacht und der Stille, spät erst nach Mitternacht, in einer Kutscherherberge in der Harrow Road. Aber noch ehe der Morgen graute, kehrte mein Mut zurück, und während die Sterne noch am Himmel standen, wandte ich mich wieder dem Regent's Park zu. In dem Straßengewirr verlor ich den rechten Weg; bald aber sah ich weit unten, am Ende einer langen Straßenzeile, im Halblicht der frühen Dämmerung die runden Linien des Primrose Hill. Auf seiner Spitze stand, sich hoch gegen die erblassenden Sterne auftürmend, ein dritter Marsmann, aufrecht und regungslos wie die andern.
    Ein wahnwitziger Entschluß hatte sich meiner bemächtigt. Ich wollte allem ein Ende machen und sterben. Und ich wollte mir selbst die Mühe sparen, mich selbst zu töten. Gleichmütig ging ich auf den Titanen zu; als ich aber näher kam und es immer heller wurde, da sah ich, daß ein Schwarm schwarzer Vögel flatternd seine Haube umkreiste. Bei diesem Anblick stand mein Herz fast still, und ich begann die Straße hinabzulaufen.
    Ich arbeitete mich durch das rote Gewächs durch, das die St. Edmund's Terrace dicht umsponnen hatte. Bis zur Brust im Wasser watete ich durch einen Gießbach, der von den Wasserwerken zur Albert Road hinrauschte. Noch vor Sonnenaufgang erreichte ich den Grasplatz. Auf dem Kamm des Hügels waren große Erdhaufen aufgeworfen, die aus ihm eine mächtige Schanze machten: es war das letzte und größte Kriegslager, das die Marsleute aufgeschlagen hatten. Hinter diesen Erdhaufen stieg ein dünner Rauch zum Himmel auf. In weiter Ferne sah ich einen gierigen Hund laufen und verschwinden. Der Gedanke, der mir durch den Kopf zuckte, wurde

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