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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Fünften, 6234. Sonnenzyklus, Spätfrühling
    Tungdil tat das, was ihm als Erstes in den Sinn kam: Er ließ das Beil, das ihm Ingrimmsch gegeben hatte, fallen und packte den Stiel der Feuerklinge mit beiden Händen, um den Schlag abzufangen.
    Er bekam das Sigurdazienholz zu fassen; seine Muskeln in den Schultern und Armen schwollen an, die Gelenke knirschten meuternd, er ging in die Knie, aber er schaffte es tatsächlich, die Axt zum Stehen zu bringen.
    Die Albin stand halb über ihm und keuchte auf, ihre Arme zitterten, und sie setzte all ihre Kraft und ihr ganzes Körpergewicht ein, um die geschliffenen Diamanten in das Gesicht des verhassten Zwerges zu drücken.
    Doch die Waffe schien zu spüren, dass ihr Herr und keine Bestie um ihren Besitz rang. Die Intarsien auf dem Axtkopf glommen auf, eine rote Stichflamme loderte hoch, die Ondori entgegenwallte und sie zwang, den Oberkörper zur Seite zu drehen, um der gefährlichen Hitze zu entgehen. Um ein Haar hätte sich der Stoff ihrer Maske entzündet.
    »Du wirst mir nicht noch einmal entkommen«, presste sie angestrengt hervor und trat Tungdil gegen die Brust.
Seine Finger öffneten sich nicht, er fiel nach hinten und zog die Angreiferin, welche die Feuerklinge ebenfalls nicht preisgab, mit sich.
Sie nutzte den Schwung, drückte sie sich vom Boden ab und sprang über ihn hinweg, während ihre Hände am Stiel umgriffen. Ihm blieb gerade noch Zeit, den Kopf zur Seite zu ziehen, sonst wären ihm die Absätze ihrer Stiefel in die Kehle gedrungen.
»Vraccas hat meinen Tod noch nicht vorgesehen … und brachte dich dazu, mir die Axt zurückzugeben.« Tungdil schlug mit der rechten Hand senkrecht nach oben und traf sie in den ungeschützten Unterleib; mit der gleichen Hand zog er ihr daraufhin den linken Fuß weg, sodass sie neben ihm zu Boden ging. Durch den Fall verschob sich das schwarze Seidentuch, er konnte ihr Kinn und ihre linke Wange erkennen. Weder eine Entstellung noch eine Narbe rechtfertigten ihre Maskerade.
Keiner der beiden ließ die Feuerklinge los, jeder hielt eine Hand am Griff.
Ächzend kamen sie auf die Beine. Die Albin langte mit der freien Hand auf ihren Rücken und zog die sichelförmige Waffe, mit der sie ihn schon am Weiher hatte töten wollen. Tungdil hingegen fischte seinen Dolch hervor und senkte angriffslustig den Kopf. So umkreisten sie sich lauernd. Der armlange Griff der Axt diente als Abstandshalter zwischen den ungleichen Kontrahenten, der schwere Axtkopf befand sich auf Tungdils Seite. Noch immer glühten die Einlagen, als wartete die Waffe auf eine neue Möglichkeit, ihrem Herrn beizustehen.
»Warum verbirgst du dein Gesicht?«, fragte er sie. »Bist du zu feige, deinen Gegnern von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten?«
»Nur diejenigen, die durch meine Hand sterben, werden mein Antlitz sehen. Erst wenn die Mörder meiner Eltern getötet sind, enthülle ich mein Gesicht für alle, so lautet mein Schwur.«
Er erkannte graue Augen hinter der Maske, die ihn voller Unversöhnlichkeit anschauten. »Und ich soll dieser Mörder sein?«
»Du und die beiden Zwillinge. Ihr habt meine Mutter in Grünhain erschlagen«, sagte sie und attackierte jählings; Tungdil wich der halbmondförmigen Klinge mit Mühe aus, »und meinen Vater«, wieder griff sie an, und dieses Mal fügte sie ihm eine tiefe Verletzung am Hals zu, »beim Schwarzjoch getötet.« Mit Genugtuung sah sie, wie ein dicker Blutstrahl aus dem Schnitt quoll. »Ich fordere eure Leben für ihre.«
»Ich mache dir einen anderen Vorschlag.« Tungdil achtete genau auf ihren Oberkörper, um den nächsten Angriff eher kommen zu sehen. »Du folgst ihnen. « Er erahnte den Hieb, wich aus und schleuderte das schwere Ende der Axt wuchtig nach oben.
Der Axtkopf flammte augenblicklich auf, verfehlte sie, doch das eisenharte Sigurdazienholz des Stiels schlug ihr gegen die Maske, die daraufhin verrutschte und ihr die Sicht raubte. Die Hitze genügte, um den Stoff in Brand zu stecken, die Flammen schossen nach oben und versengten die braunen Haare.
Ondori taumelte benommen und blind an ihm vorüber.
Schneller als ein Tropfen Schweiß in heißer Esse verdampft, stand er neben ihr und jagte ihr den Dolch durch die Rüstung und bis zum Heft in den Leib. Japsend rang sie nach Luft und brach in die Knie. Tungdil wollte ihr die Feuerklinge vollends entwinden, als ihn ein Schrei von Balyndis ablenkte.
Er drehte den Kopf und sah, dass Glaïmbar zu Boden gegangen war. Ein übel zugerichteter, jedoch vor

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