Der Krieg der Zwerge
nicht mehr viele übrig sind, die den Steinernen Torweg verteidigen könnten, oder, König?« Glaïmbar stimmte zu. »Bei unserem Aufbruch gab es niemanden, der sich bereit erklärt hätte, sein Zuhause im einstigen Reich der Fünften zu suchen. Aber was nicht ist, kann noch werden. Vielleicht gefällt es uns bald so gut, dass du auf einen Schlag tausend Mann in deinem Reich haben wirst«, lachte sie freundlich. »Eine Sache noch: Wir unterstehen nicht deinem Befehl, König Glaïmbar; lediglich diejenigen, die sich unter Umständen für einen Verbleib im Gebirge entscheiden, haben sich deinen Anweisungen zu beugen. Der Rest von uns versteht sich als Gast, der sich zu benehmen weiß.«
Auf Tungdil machte sie nicht den Eindruck, in dieser Hinsicht verhandlungsbereit zu sein. Die Freien behaupteten ihre Unabhängigkeit. »Ich muss dich später unbedingt einige Sachen fragen«, richtete er sich an die Kriegerin. »Vielleicht kannst du mir helfen, mehr über meine Eltern in Erfahrung zu bringen.«
»Es wird mir eine Freude sein«, versprach sie ihm. »Doch nun entschuldigt mich, ich muss mich um meine Leute kümmern.« Sie stapfte davon, und die anderen Zwerge blickten ihr schweigend hinterher.
»Um offen zu sprechen: Ich muss mit mir ringen, ihr zu vertrauen«, gestand Glaïmbar ehrlich und blickte die Chirurga an. »Wie lange, sagtest du, ist sie bei euch?«
»Zwei Sonnenzyklen. Ich kann deine Zweifel verstehen, aber ich teile sie nicht.« Myr verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß und kam Tungdil so nahe, dass sich ihre Oberarme berührten. Er wich nicht zurück, sondern schaute Balyndis unverhohlen an, als wollte er ihr zeigen, dass er schon kurz nach der Trennung von ihr eine Zwergin gefunden hatte, die er gern an seiner Seite hatte. »Es gibt strenge Prüfungen für alle, die bei uns bleiben möchten, und Sanda hat sie mit Bravour gemeistert und sich in all der Zeit hervorragend verhalten.«
»So hervorragend, dass sie sich das Herz des Königs sicherte«, fügte Balyndis an. »Ich kann Glaïmbars Misstrauen gut verstehen. Wenn ich ein Spitzel der Dritten wäre, würde ich alles tun, um die Gunst derer zu erlangen, die ich eines Sonnenaufgangs verraten wollte.«
Myrs Freundlichkeit schwand. »Ich werde Sanda nichts davon sagen, was ich aus deinem Mund gehört habe, sonst stünde dir eine Herausforderung bevor. Du hast ihre Ehre angezweifelt. Sie ist eine Kriegerin und darin sehr, sehr eigen. Auch ich schätze sie und vertraue ihr.« Sie starrte die Schmiedin mit ihren roten Augen an, die Feindschaft zwischen ihnen war besiegelt.
Glaïmbar seufzte. »Vraccas hat sicher Nachsicht mit mir, dass ich meine Zweifel nicht sofort besiegen kann. Jedenfalls ist sie bei uns willkommen«, sagte er in dem Bemühen, die Spannung abzubauen. Dann lenkte er die Aufmerksamkeit auf eine andere Sache. »Tungdil, wie kam Djerůn hierher?«
Der Zwerg langte an seine Seite, wo er die Lederrolle mit dem Brief darin aufbewahrte. Andôkais Leibwächter hatte ihm das Papier sofort nach dem Tod des letzten Gegners überreicht und wartete seitdem geduldig am Rand des Plateaus beim Wasserfall darauf, dass man sich um ihn kümmere. Der Schein der untergehenden Sonne spiegelte sich auf der Rüstung und machte Djerůns Anblick majestätischer denn je.
Tungdil entrollte das Schreiben und las vor:
»Geschätzter Tungdil Goldhand,
ich sende Djerůn ins Graue Gebirge zu dir, da ich weiß, dass
sich die beste Schmiedin des Geborgenen Landes und
sämtlicher Zwergenstämme bei dir befindet. Mein Leibwächter
benötigt eine neue Rüstung, sowohl ein Kettenhemd als auch einen Plattenpanzer, den er darüber trägt. Die Maße, die Balyndis Eisenfinger benötigt, sowie die Metalllegierung habe ich aufnotiert.
Sie wird die Anprobe mit verbundenen Augen machen und sich ganz auf ihre Finger verlassen, denn niemand darf Djerůns wahre Gestalt sehen. Ich bitte dich, ihr dies auszurichten und ihr Ehrenwort einzufordern. Zu ihrem eigenen Schutz. Lass mich den Lohn wissen, ich bezahle jeden Preis, der von ihr verlangt wird.
Danach wird Djerůn durch das Rote Gebirge nach Westen ziehen, um mit eigenen Augen zu sehen, was dort vor sich geht und was sich dem Geborgenen Land nähert. Es ist wichtig herauszufinden, wie viel Zeit uns noch bleibt oder ob es gar keine Bedrohung gibt und wir alle nur auf ein Trugbild und die Lüge Nôd'onns hereingefallen sind. Ich habe mich mit Narmora auf den Weg nach Weyurn gemacht, um in den Archiven nach Spuren von Siedlern
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