Der Krieg der Zwerge
bin Myrmianda Alabasterhaut und gehöre denen an, die lange im Verborgenen lebten, ehe Tungdil uns erreichte und uns daran erinnerte, dass wir doch aus dem gleichen Stein geschlagen sind.« Sie reichte der Schmiedin und dem König die Hand. »Unser König Gemmil sandte mich ebenso zu euch wie das Heer, das zu Hilfe kam.«
Glaïmbar deutete eine Verbeugung an. »Übermittle meinen aufrichtigen Dank an deinen König. Ohne seine zweitausend Kriegerinnen und Krieger hätten wir das Graue Gebirge nicht halten können. Die Orks hätten sich ihrer besonderen Fähigkeit besonnen und wären zurückgekehrt.«
Tungdil schaute auf die Vielzahl von unterschiedlichen Zwergen, die gemeinsam gefochten hatten und sich nun das traurige Tagwerk der Leichenbeseitigung teilten.
Die etwa vierhundert Gefallenen ihres Stammes wurden ins Innere der Stollen gebracht, wo sie ehrenvoll aufgebahrt lagen und nach einem Sonnenumlauf in die Grabkammern gelegt würden. Auch die zu Hilfe geeilten Zwerge von Gemmil hatten reichlich Verluste zu beklagen, fast die Hälfte des kleinen Heeres war tot. Die gestorbenen Freien würden Seite an Seite mit den neuen Fünften ruhen.
»Wie viele von ihnen werden bleiben?«, fragte er Myr.
Die Chirurga deutete auf eine Zwergin, die im Vergleich zu ihr wie ein Koloss wirkte, rief nach ihr und winkte sie herbei. »Da müssen wir sie fragen. Sanda Feuermut ist Gemmils Frau und wird wissen, wie es nun weitergehen soll.«
Je näher die Zwergin kam, desto deutlicher wurden die geschwungenen Linien und drohenden Runen in ihrem Gesicht. Es waren hervorragende Tätowierungen, wie sie weder Tungdil noch Balyndis oder Glaïmbar bisher gesehen hatten. Die Todesversprechen an alle Zwerge Borengars, Giselbarts, Goimdils und Beroïns, die sie beinhalteten, veranlassten den König, seine Hand unwillkürlich an den Griff seiner Waffe zu legen.
Myr bemerkte es. »Ihr seht recht. Sie war eine Dritte, dann stieß sie vor etwa zwei Zyklen zu uns und hat sich als vorbildliche Hüterin um die Gemeinschaft verdient gemacht. Sie ist unsere Königin, Kriegsherrin und alles andere als eine Zwergenhasserin. Lass dich von den Zeichen nicht täuschen«, erklärte sie leise, um Sanda mit einer Umarmung zu begrüßen. »Du kamst gerade rechtzeitig«, freute sie sich. »Wie habt ihr es geschafft, so schnell ins Graue Gebirge zu gelangen?«
»Vraccas war mit uns und sandte uns durch die Tunnel, in denen nur kleinere Geröllstücke lagen«, erwiderte sie lachend. »Gemmil hatte Angst, ich könnte einen Kampf verpassen, und scheuchte uns hierher.«
»Er hatte Recht mit seiner Annahme«, sagte Glaïmbar »Du hast uns gerettet, daran gibt es nichts zu drehen und zu wenden.« Er konnte den Blick nicht vom düster anmutenden Gesicht der Zwergin wenden.
Sanda quittierte die stille Vorsicht und das Unbehagen mit einem hinreißenden Lächeln, das so gar nicht zu der Botschaft der Runen passte. »Ich verstehe deine Zurückhaltung, König Glaïmbar. Mein Gesicht verspricht dir den Tod, doch ich lächele dich an, als wäre ich die freundlichste Zwergin des Geborgenen Landes.« Sie streckte die Hand aus. »Ich bin nur dem Äußeren nach eine Dritte. Durch mein Herz rinnt das Blut eines Kindes des Schmieds und nicht der Hass.«
Zögernd schlug er ein. »Tungdil Goldhand hat uns schon bewiesen, dass man ein Dritter und gleichermaßen ein Freund sein kann«, sprach er und klang dabei, als müsste er sich selbst Mut machen.
»Er ist nicht der Einzige von meinem Stamm, dem die Böswilligkeit gegenüber unserem eigenen Volk fremd ist«, nickte Sanda. »Es würde jetzt zu lange dauern, um dir meine Geschichte zu erzählen, doch wenn wir den Sieg über die Orks feiern und die Trauer über die Gefallenen mit einem Humpen Starkbier hinunterspülen, werden wir Zeit dazu finden.«
»Mein Freund Tungdil wollte wissen, wie lange ihr bleiben werdet und ob sich wohl einige bereit erklären, für immer im Grauen Gebirge zu bleiben.« Myr betrachtete Balyndis heimlich von der Seite, um ihre Gefühle zu erkunden. Sie hatte das Wort »Freund« absichtlich betont, und die Zwergin verriet sich prompt, indem sie sich ihr mit blitzenden Augen zuwandte. »König Glaïmbar und seine angehende Gemahlin Balyndis hatten Gemmil gebeten, nach Freiwilligen zu suchen.«
Sanda legte ihre kräftigen Finger an die Schließe ihres Waffengurtes. »Wir bleiben, bis wir uns sicher sind, dass keine weiteren Bestien mehr auftauchen, denn ich habe den Eindruck, dass von deiner ursprünglichen Besatzung
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