Der Krieg der Zwerge
neben einem ihr unbekannten, aber beeindruckenden Zwerg stand. »Wo ist Tungdil?«
»Er ist bei den …«, plauderte Ingrimmsch freimütig drauflos.
Doch Boëndal unterbrach ihn mit einem Räuspern. »… bei den anderen im Grauen Gebirge. Es war ihm nicht vergönnt zu kommen. Wache, du verstehst?« Seiner Ansicht nach war es nicht gut, das Geheimnis der Freien vor so vielen Ohren preiszugeben. Es ging niemanden außer den Zwergen etwas an.
Narmora nickte und wusste, dass sie belogen wurde. Ein Blick in das fast schon verlegene Gesicht Gandogars brachte ihr die Gewissheit.
»Und frage Balyndis nicht nach ihm«, empfahl ihr Boïndil missgelaunt. »Sie gehören nicht mehr zusammen. Der Zwerg neben ihr ist ihr Gemahl, sie sind den Ehernen Bund eingegangen. Also, sag lieber nichts zu ihr.«
Das Schicksal meint es offenbar nicht nur mit mir schlecht. »Ich werde mich an deinen Rat halten«, gab sie lächelnd zurück. »Geht nun bitte hinein, eure Plätze sind gleich neben dem Eingang.
Weit genug entfernt von den Elben«, fügte sie hinzu und deutete einladend in den Raum hinter sich.
Sie folgte ihnen und schloss das Portal. Dann durchschritt sie den Saal, in dem Tische und Stühle halbkreisförmig aufgestellt worden waren, um sich auf den vorletzten freien Platz zu setzen. Der thronartige Sessel gebührte ihrer verhassten Mentorin.
Narmora beobachtete Liútasil. Der Elbenkönig Âlandurs unterhielt sich leise mit zwei Mitgliedern seiner Delegation; in den kurzen Gesprächspausen blickten sie feindselig zu den Zwergen auf der anderen Seite hinüber, um ihre Unterhaltung sogleich wieder aufzunehmen.
Was planen sie?, versuchte sie, ihre Gedanken zu ergründen, und starrte auf die Münder. Plötzlich hörte sie ihre Unterhaltung so laut, als stünde sie unmittelbar neben ihnen. Leider nützte es ihr nichts, auch wenn ihre magischen Fertigkeiten ihr Hilfe leisteten. Sie beherrschte die Sprache der Elben nicht, die sich so völlig von der ihrer Mutter unterschied.
Das Portal wurde von einem Luftzug aufgestoßen.
Ruckartig wandten sich die Köpfe, die Zwerge langten nach ihren Waffen, was die Elben dazu veranlasste, das Gleiche zu tun.
Auf der Schwelle stand Andôkai, in eine Robe in der gleichen Farbe wie Narmoras gehüllt; nur der Schnitt und die Stickereien waren weitaus raffinierter. In der Linken trug sie ihr Schwert in der Scheide.
Ihr Blick schweifte stolz über die Versammelten. »Willkommen in Porista, Ihr Regentinnen und Regenten des Geborgenen Landes«, sprach sie. »Willkommen, Ihr Elben, Zwerge und Menschen in meinem Palast.« Sie durchquerte die Halle und nahm auf ihrem erhöhten Sessel Platz, die Türflügel schlossen sich von selbst. »Ich habe Neuigkeiten. Und es sind keine, über die man sich im Geborgenen Land freuen wird.« Sie ließ ihre Worte wirken, dann sprach sie weiter. »Es gibt zehn Wesen im Jenseitigen Land, die aus Tion hervorgingen. Vraccas hat sie mit seinem glühenden Hammer in einem Streit aus Tion herausgeschlagen. Und nun trachten sie danach, alles zu vernichten, was Tion geschaffen hat. Das wäre aus Eurer Sicht nicht schlimm. Aber sie besitzen halbgöttliche Mächte, sie verbrennen die Erde, auf der sie sich befinden, und ruhen nicht eher, bis sie das Böse zerstört haben, ohne dabei Rücksicht auf die menschlichen Belange zu nehmen. Ihnen folgt ein Heer, das nicht minder zimperlich vorgeht.« Die Königinnen und Könige hörten die Nachricht über die Avatare Tions mit zunehmendem Schrecken. »Erinnert Ihr Euch an den Kometen, der über unsere Heimat hinwegzog und in einigen Regionen mannigfaltige Schäden anrichtete?« Andôkais Augen schweiften über die Gesichter. »Es war kein Komet. Es war der elfte von ihnen, der nach langer Reise zu seinen Brüdern fand. Er stieß in seiner feurigen Gestalt zu ihnen, und es hat den Anschein, als bereiteten sie den Sturm auf das Geborgene Land vor«, schloss sie ihren Bericht. »Nur die reinsten Kreaturen, die edel im Herzen und im Gemüt sind, können vor ihnen bestehen und wären in der Lage, sie zu besiegen. Was schlagt Ihr vor?«
Königin Wey, eine Frau um die fünfzig Zyklen in einem dunkelblauen, bodenlangen Kleid, das mit unzähligen Diamanten besetzt war, erhob die Stimme. »Ist diese Legende wahr, so bedürfen wir eines großen Heeres, und zwar eines noch größeren als dem, welches vor Dsôn Balsur steht.« Sie nickte der Maga zu. »Und wir benötigen Euch.«
»Meine Dienste und die meiner Famula sind Euch sicher, doch ich befürchte,
Weitere Kostenlose Bücher