Der Krieg der Zwerge
aufgelesen. Wir wussten ihm nicht zu helfen, und so dachten wir, es sei das Beste, ihn zu seiner Herrin zu bringen.«
»Ihr habt richtig gehandelt. Kommt also herein«, entschied Narmora und öffnete die Tür, dann eilte sie in die Mitte der Kuppelhalle. »Ehrenwerte Maga, seht, wen unsere Freunde zu uns bringen.«
Die Zwerge schoben die Bahre vorwärts und brachten sie neben Narmora zum Stehen. Dann grüßten sie Gandogar und Xamtys, um sich an die Tür zurückzuziehen. Sie hatten ihren schweren, Kraft raubenden Auftrag erfüllt.
»Djerůn!«, rief Andôkai. Sie legte ihr Schwert auf den Tisch und verließ eilends ihren Platz, um nach ihm zu sehen.
»Zurück!«, schrie Balyndis warnend, sprang auf und griff nach ihrer Axt. »Hütet Euch! Das ist nicht Djerůn!«
Andôkai kam neben ihrem Vertrauten zum Stehen und blickte die Schmiedin überrascht an, stumm eine Erklärung fordernd.
Doch dazu reichte es nicht mehr.
Der Koloss erwachte aus seiner Leblosigkeit, und mit einer einzigen Bewegung rammte er der Maga das geborstene Schwert in den ungeschützten Bauch. Er sprang von der Bahre, zog ein zweites Schwert und drosch mit der Keule nach Narmora, die sich durch einen beherzten Sprung zur Seite mitten in die Delegation Tabaîns rettete. Sie hörten das Furcht einflößende Grollen und sah das violette Leuchten hinter dem Visier des Helms.
»Djerůn«, ächzte die Maga bestürzt und stierte auf die breite Klinge, die immer noch in ihr steckte. Sie machte einen Schritt rückwärts, zog sich den Stahl aus dem Leib und langte nach ihrer eigenen Waffe. Einen Zauber murmelnd, um ihre Wunde zu schließen, hielt sie sich bereit, einem neuerlichen Angriff zu begegnen.
Der folgte prompt.
Djerůn war von dem Willen beseelt, sie zu töten. Abwechselnd stießen Keule und Schwert nieder, und Andôkai sah sich zum ersten Mal mit der gewaltigen Kraft und der unglaublichen Schnelligkeit ihres Leibwächters konfrontiert, ohne dass es sich um eine Übungsstunde handelte. Dieses Mal war er sogar noch ungestümer.
Gerade hatte sie die Blutung gestillt, da traf sie die Keule schräg von oben gegen die rechte Schulter. Laut krachend barsten Gelenk und Schlüsselbein; die Wucht warf sie zu Boden, und der vorbereitete Zauber verging in ihrem Schmerzensschrei. Sie stöhnte heiser, als Djerůn ihr das Schwert zum zweiten Mal in den Bauch jagte und die Schneide grollend um 180 Grad drehte.
Der Stoß seines Helmes gegen ihren Kopf schaltete sie endgültig aus. Die eisernen Dornen rissen ihre Kopfhaut auf, Blut lief in die Augen, und ihr schwanden die Sinne.
Endlich erwachte die Versammlung aus ihrer Schreckensstarre. Allen voran stürmte Ingrimmsch. Die Krieger der Zwerge, Menschen und Elben warfen sich gegen Djerůn. Pfeile bohrten sich durch seine Rüstung, die Äxte und Hämmer der Zwerge sprengten die dicken Metallplatten ab und hackten sich durch das Kettenhemd in die Haut. Gelb sprühte sein Blut aus klaffenden Wunden, bis er auf die Platten sank. Das Leuchten hinter dem Visier erlosch.
Mit ihm gingen neun Menschen, drei Zwerge und vier Elben in den Tod. Königin Wey entkam nur knapp einem mörderischen Hieb, Umilantes dicke Kleidung bewahrte sie vor einem Schnitt.
Boïndil ließ nicht eher von Djerůn ab, bis er das Visier restlos zertrümmert hatte und sich sicher war, dass der Koloss nicht mehr lebte. »Der war zäh«, schnaufte er und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, in dem das safranfarbene Blut klebte.
»Verfluchte Kampfwut! Jetzt werde ich nie erfahren, wie er aussah.«
Narmora kniete neben ihrer schwer verletzten Mentorin. Für die Personen um sie herum machte es den Eindruck, als täte sie alles, um Andôkai zu retten, doch sie hatte sich anders entschlossen. Es galt, die einmalige Gelegenheit zu nutzen.
»Ich könnte dich heilen, wenn ich wollte«, raunte sie ihr zu. »Aber ich weiß, was du mir, Furgas und meinem toten Sohn angetan hast. Ich kenne deine Intrigen, Andôkai. Es bereitet mir Freude, dich leiden zu sehen.«
Die Maga hustete, ihr Blick flackerte. »Furgas wird ohne meine Hilfe niemals erwachen.« Sie packte die Kragenaufschläge an Narmoras Robe. »Lass mich sterben, und du verschuldest seinen Tod.«
Narmora unternahm keinen Anlauf, die zitternden Hände abzuschütteln, sondern suchte den scharfkantigen Malachitsplitter hervor. »Erinnerst du dich an ihn?«, fragte sie Andôkai, und ihre Augen wurden so schwarz wie die Nacht. »Er kann die Macht von Magischen speichern, Nôd'onn trug ihn in sich. Als Tungdil
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