Der Krieg der Zwerge
dass sie nicht ausreichen werden. Ihr spracht ganz richtig von einem Heer …«
»Ein Heer aus Unschuldigen!«, sagte der in Pelz gehüllte König Nâte von Tabaîn aus einer plötzlichen Eingabe heraus. Sein schütteres Haar war so blond wie die Halme der Ährenebene, die Augen so grün wie die Blätter von Seerosen. »Ihr hattet gesagt, dass sie von den reinsten Kreaturen bezwungen werden können«, holte er aus. »Lasst uns die Jungfrauen und Männer, die sich der Fleischeslust noch nicht hingaben, versammeln und sie zu Soldaten ausbilden.«
»Nehmt doch Kinder«, brabbelte König Belletain vor sich hin, der mit seinem Weinpokal spielte und auch zu ihm redete. Ein Zwerg stand neben ihm und ließ ihn nicht aus den Augen, bereit, ihm bei einem Anfall von Schwäche sofort beizuspringen. »Steckt sie in Wurfmaschinen und feuert sie in die Reihen der Avatare, damit sie von der Keuschheit erschlagen werden.«
»Sind Menschen denn noch unschuldig, wenn sie das Kriegshandwerk erlernt haben?«, warf die braungebrannte Königin Umilante ein, die mehrere Lagen Kleidung übereinander trug und dennoch fröstelte. Ihr wüstenhaftes Reich bot ihr höhere Temperaturen als Porista.
»Man könnte sie auch der Länge nach verschnüren, ihre Schädel zuspitzen und sie in Pfeilkatapulte spannen, damit sie die Avatare durchbohren.« Belletain imitierte das Geräusch eines fliegenden Geschosses, sein Zeigefinger zielte auf den Pokal und schnellte vorwärts. »Ssst, mittendurch.« Der Behälter kippte um. »Seht Ihr? Es würde gehen.«
Niemand achtete auf den Vorschlag des wahnsinnigen Nachfolgers von König Lothaire.
Prinz Mallen deutete zu König Nâte. »Eure Anregung ergab bislang am meisten Sinn.« Er schaute zu Liútasil. »Oder könnt Ihr uns etwas dazu berichten? Kennt Euer Volk solche Gegner, und wenn ja, was hat es gegen sie unternommen?«
Ehe der rothaarige Elb antworten konnte, wies sein Begleiter zur Linken voller Hass auf die Delegation der Zwerge. »Da sitzen unsere Gegner! Verräterische Unterirdische, die feige gemordet haben und nun hoffen, dass ihre Taten in dem Durcheinander nicht auffielen.«
Boïndil sprang in die Höhe. »Nimm das sofort zurück, Spitzohr, oder ich schwöre …«
»Boïndil, sei ruhig!«, schmetterte Gandogar, und Boëndal und Balyndis zogen Ingrimmsch zurück.
»Was schwörst du?«, höhnte der Elb und sprang ebenfalls auf, stützte sich auf den Tisch und lehnte sich vor. »Dass du mich tötest? Würdest du denn einen offenen Angriff wagen, wo es um den Mut deines Volkes so schlecht bestellt ist? Wie viele von uns habt ihr in den letzten Sonnenumläufen bereits gemeuchelt und den Tod unserer Freunde den Albae untergeschoben?«
Andôkai erhob sich, ihre Augen sprühten Funken vor Zorn. »Hinsetzen!«, rief sie harsch. Beide gehorchten ihr auf der Stelle. Niemand wollte sich ihren Unmut in Form eines schmerzhaften Zaubers zuziehen. »Erst reden wir über Dinge, die wichtiger sind. Danach können wir meinetwegen über die Fehde zwischen Euren Völkern sprechen.«
Ihre Stimme verhallte in dem gewalt igen Raum, als es laut gegen das Portal hämmerte. Narmora eilte auf einen Wink ihrer Mentorin zum Einlass und öffnete einen Flügel.
Vor ihr standen Rodario und ein sichtlich erschöpfter Zwerg, von dem ein stechender Schweißgeruch ausging. Weiße Salzkränze hatten sich auf seinem Ledergewand gebildet.
»Hallo, meine Schöne der Schatten. Hier, diesen und seine drolligen Kumpane habe ich am Tor gefunden«, hob der Mime in seiner unnachahmlichen Art zu sprechen an, doch das ließ der Zwerg nicht lange mit sich machen.
»Ich bin Beldobin Ambosskraft aus dem Clan der Eisennagel vom Stamm des Ersten. Der Stellvertreter von Königin Xamtys, Gufgar Ambosskraft aus dem Clan der Eisennagel, schickt mich zu euch«, stellte er sich selbst vor und deutete hinter sich. »Der Lange ließ mich ein, als er sah, wen wir euch bringen.«
Narmora schaute über ihn hinweg und sah die Bahre, die von zwanzig Zwergen getragen wurde.
Auf der sich gefährlich durchbiegenden Konstruktion aus Balken, Schilden und kleinen Rädern darunter lag Djerůn. An seinem Visier und anderen Stellen der Rüstung haftete getrocknete grellgelbe Farbe. Seine Linke hielt sein in der Mitte durchgebrochenes, mit Orkblut beschmiertes Schwert, die Rechte eine Keule, an der Hautfetzen und Haare hingen. Sie hatten seine Finger nicht öffnen können und ihm die Waffen belassen.
»Wir wissen nicht, was mit ihm ist. Wir haben ihn vor WestEisenwart
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