Der Krieg der Zwerge
Maguskostüm besonders eindrucksvoll zu wirken, »der fast mit ebensolch schrecklicher Zaubermacht ausge stattet ist wie seine Mentorin, Narmora die Unheimliche.« Tungdil wirbelte seine Axt um die eigene Achse. »So, mein guter Lorimbas, du kannst angreifen oder dir und deinen Männern das alles ersparen – die Steinkugeln und Bolzen, die magischen Angriffe, denen sie nichts entgegen zusetzen haben. Zeig uns einfach die Waffe gegen die Avatare und erkläre sie uns.«
Der König ließ den Blick über die vielen Gesichter auf der hohen Mauer huschen. »Wir haben sie nicht dabei«, antwortete er grantig. »Wir wollten zuerst unser Reich besetzen und sichern.«
»Schön. Dann werden du und alle, die zu dir gehören, eben so lange warten müssen, bis wir uns von der Schlag kraft deiner Waffe überzeugt haben. Ich hoffe für euch, dass sie schnell nachfolgt, sonst werdet ihr bald erfroren sein.«
Er wies nach rechts. »Da drüben findet ihr eine Höhle, es werden die Hälfte deiner Krieger hineinpassen. Dem Rest wünsche ich, dass er genügend Decken dabei hat.« »Gelehrter, wie wollen wir erkennen, ob diese Waffe überhaupt etwas taugt?«, erkundigte sich Boïndil leise. Tungdil grinste. »Siehst du, wie Lorimbas sich windet und mit den Augen rollt? Wie Salfalur am liebsten die Mauer hinaufspringen und mich in Stücke reißen würde?« »Ja. Und?«, fragte Ingrimmsch begriffsstutzig. »Was er sagen möchte, Bruder, ist, dass Lorimbas diese rätselhafte Waffe gar nicht besitzt«, übersetzte Boëndal mit der Genugtuung, dass die Entscheidung, Tungdil zu ver trauen und ihm zu folgen, die richtige gewesen war. »Du hattest Recht, Gelehrter. Lorimbas hat die Könige der Menschen, Elben und Zwerge betrogen.«
Unter anderen Umständen wäre ihm zum Jubeln zumute gewesen – wenn seinem Sieg nicht dieser schreckliche Bei geschmack anhaftete. »Das bedeutet, dass wir uns im Kampf gegen die Avatare nur noch auf Narmora verlassen können. Sie muss sie beschäftigen, bis wir unser Heer aus Unschuldigen aufgestellt haben. Wir müssen umgehend Boten zu den Zwergen und den Königshäusern senden, um sie von der neuen Lage zu unterrichten.«
»Die Waffe«, rief Lorimbas zu ihnen, »wird übermorgen da sein. Überstürzt nichts. Euch werden die Augen aufgehen.«
»Wir warten gern, wenn du uns die Rettung bringst«, gab Tungdil zurück und sprach zu seinen Freunden: »Sie werden angreifen, das steht fest. Sie werden die Frist dazu nutzen, eine Gemeinheit auszuhecken. Die Wachen sollen auf der Hut sein. Der Sturm wird kommen.«
Boïndil schlug die Beile aneinander. »Sollen sie kommen! Mein Herz wird schreien, dass ich Zwerge töte und ihr Blut vergieße, aber sie haben es nicht besser verdient. Vraccas wird mir vergeben.«
»Ihr Dritten!«, hallte Lorimbas' Stimme durch die kalte Luft. »Ihr Dritten, die ihr euch auf die falsche Seite begeben habt, wie du, Sanda Feuermut, ich beschwöre euch: Kehrt in den Schoß des Stammes zurück, und es werden euch all eure Fehltritte vergeben sein, bevor ihr noch größere Schuld auf euch ladet.«
»Eine neue List, Lorimbas?«, rief Tungdil. »Du wirst damit keinen Erfolg haben.« Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sanda unsicher zu Gemmil schaute, danach zu Myr, sich ansonsten aber ruhig verhielt. Er erinnerte sich an die warnenden Worte der Chirurga. »Zwei Sonnenumläufe, Lorimbas. Wir sind alle sehr gespannt, wie die Waffe aussieht, die göttergleiche Wesen zertrümmert.« Er ging rückwärts, bis er sich sicher war, dass man ihn von unten nicht mehr sehen konnte. Narmora und die Zwerge zogen sich ebenfalls zurück. Er wusste noch immer nicht, ob er sich darüber freuen sollte, mit seinen schlimmsten Vermutungen Recht behalten zu haben.
Eigentlich hatte er sich mehr gewünscht, Lorimbas mit einer Maschine zu sehen, die mit einem einzigen Schuss einen Avatar vernichten könnte. Narmora kam zu ihm, sie schien seine Gedanken lesen zu können. »Was tun wir jetzt, Tungdil? Es sieht danach aus, als müssten wir schon bald an zwei Fronten kämpfen.« Ihre dunklen, fast schwarzen Augen richteten sich nach Westen. »Nach all den Umläufen, in denen sich scheinbar nichts ereignet hat, sind die Zeichen in den letzten Nächten schlimmer geworden. Die Avatare nähern sich.« Sie war froh, dass sie ihre kleine Tochter im Palast von Porista untergebracht hatte. In der Obhut der Amme Rosild war sie sicherer als hier, wenngleich sie und Furgas die Trennung schmerzte. Sehr schmerzte. »Was wirst du gegen
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