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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Allein sie konnte es tun, ohne Verdacht zu schöpfen«, verteidigte er sich laut gegen sein Gewissen, das ihn unentwegt daran erinnerte, dass er seine jüngste Tochter auf eine Mission gesandt hatte, die mit ihrem Tod enden würde, sollte auch nur der Hauch eines Verdachts gegen sie entstehen. Er senkte den Kopf und schloss die Augen. »Es ging nicht anders«, wiederholte er flüsternd.

II

    Das Geborgene Land, Blaues Gebirge, Zwergenreich der Zweiten, 6234. Sonnenzyklus, Spätwinter
    »Es ist kleiner, aber es ist und bleibt ein Pferd.« Boïndil rutschte unglücklich aus dem Sattel des Ponys und rieb sich übertrieben den Hintern. Dann schüttelte er sich, und Staub rieselte von seiner Kleidung und aus seinem Bart. »Pferde und Zwerge passen nicht zusammen. Sonst hätte Vraccas uns so geschaffen, dass wir uns bei einem langen Ritt nicht die Backen aufscheuern.«
    »Ich hätte zu gern deine Füße gesehen, wenn wir die vielen Meilen gelaufen und nicht geritten wären«, antwortete ihm Tungdil grinsend, während er abstieg und das Pony zwischen den Ohren kraulte. Auch auf ihm lag eine dünne Schicht aus feinstem Wüstensand, der unbarmherzig durch den dicksten Stoff und das Leder gelangte und auf der Haut rieb. »Hör einfach nicht auf das, was der schlecht gelaunte Zwerg vor sich hin grummelt«, sagte er zu dem Tier. »Du hast mich hervorragend durch das Geborgene Land getragen.«
    Sie standen auf der untersten Terrasse der beeindruckenden Festung Ogertod, einer der berühmtesten Bastionen, welche die Zwerge je geschaffen hatten. Die Baumeister hatten die Feste, die sich an die Ausläufer des Blauen Gebirges schmiegte, teils im Stein belassen, teils hatten sie die Wehre vorgelagert, sodass sich vier untereinander liegende Verteidigungsebenen ergaben.
    Lange Zeit hatten die Clans des zweiten Stamms gedacht, Ogertod sei unmöglich einzunehmen. Aber die Horden Nôd'onns hatten ihnen mit viel Hinterlist das Gegenteil bewiesen und furchtbar gewütet.
    Wohin Tungdil auch blickte, überall standen Baukräne, Laufräder drehten sich, Seilwinden surrten, Steinsägen fraßen sich durch Fels, das Klingen von Hammer und Meißel lag hundertfach in der Luft, und es roch nach Staub. Die Steinmetzen bauten emsig wieder auf, was die Ungeheuer eingerissen hatten. Der Zustand der Schutzlosigkeit würde nicht lange währen. Schon wurden die zerstörten Wälle eingerissen und von Grund auf hoch gemauert. Noch dicker, noch stärker.
    Es sieht aus, als käme hier alles in Ordnung, dachte Tungdil erleichtert. Warum will meine Unruhe nicht weichen?
Tungdil hörte Ingrimmschs Lachen. »Solange wir nicht ausgerottet sind, sind wir nicht besiegt. Die Knochen der Schweineschnauzen bleichen in der Sonne, aber über den Türmen wehen immer noch unsere siebzehn Clanbanner.« Er eilte mit langen Schritten auf den oberen Vorplatz zu, wo sich das turmhohe Tor in das unterirdische Reich der Zweiten befand.
Tungdil wandte sich zu den Fahnen, die er bereits von weitem, als sie noch durch die Ausläufer der Wüste Sangreîns geritten waren, als kleine, dünne Striche erkannt hatte. Es musste etwas Besonderes in Ogertod vorgehen. Nicht nur die Farben der Gastgeber hingen gehisst; allem Anschein nach befanden sich die Clans der Vierten und Ersten ebenfalls in der Festung.
    Die Versammlung!, erinnerte er sich schlagartig an das Versäumnis, das er beinahe begangen hätte. »Boïndil, kann es sein, dass wir Gandogars Wahl zum Großkönig um ein Barthaar verpasst haben?«, rief er dem Zwerg hinterher.
Der stand bereits am zweiten Innenwall und wollte eben durch das Tor gehen. Abrupt verharrte er. »Bei Vraccas, vor lauter Orks und Bogglins hätten wir beinah ein großes Fest versäumt«, entfuhr es ihm. »Wäre Boëndal bei uns gewesen, er hätte uns sicherlich daran erinnert.« Augenblicklich schnupperte er in Richtung des gigantischen Eingangs und entspannte sich wieder. »Nein, ich rieche nichts von einem Festmahl. Demnach kommen wir nicht wirklich zu spät, Gelehrter.«
Mit den übrigen Zwergen betraten sie das unterirdische, aus dem Berg gehauene Reich. Sie schritten durch Hallen, die reich mit Ornamenten geschmückt waren, vorbei an titanischen Säulen und dem übergroßen Abbild des Stammvaters der Zweiten, Beroïn, auf einem Thron aus weißem Marmor. Als sie zwischen den Füßen des regungslosen Giganten hindurchmarschierten, gelangten sie in den Korridor, der sie vor das Portal der Ratshalle brachte.
»Erinnerst du dich noch?«, fragte Boïndil

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