Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
als stünden die beiden Zwerge im Nichts, umgeben von goldenen Sternen.
    Er ging an den dreieckigen, aus dem Berg geschlagenen Stützpfeilern vorüber, stieg die Stufen zum übergroßen Totenschrein empor, der aus purem Gold bestand, und öffnete die Flügeltüren.
    Dahinter verbarg sich der steinerne, aufrecht stehende Sarg des Stammvaters der Dritten, Lorimbur. Seine Gestalt war in den Deckel gemeißelt worden, Edelsteine, Gemmen und Diamanten schrieben Zwergenrunen in den Basalt, priesen die Taten Lorimburs und diktierten seinen Nachfahren das zerstörerische Erbe.
    Lorimbas beugte ehrfürchtig das Haupt. »Zu lange leiden wir nun schon unter dem Spott und dem Hohn der anderen«, wisperte er gedankenverloren, und seine Rechte berührte den Deckel. »Zu viele vergebliche Versuche, uns für die dir angetane Schmach zu rächen, sind in den Chroniken zu lesen. Es wird bald ein Ende haben, mein Ahnherr. Die Nachfahren von Goimdil, Giselbart, Borengar und Beroïn werden aus dem Geborgenen Land verschwinden. Ich, Lorimbas Stahlherz aus dem Clan der Steinmalmer, Herrscher über den Stamm der Dritten und dein Nachfolger, werde deinen letzten Willen wahr werden lassen.« Er kniete nieder, zog die Keule mit dem dreikantigen Kopf aus seinem Wehrgehänge und reckte sie dem Sarkophag entgegen. »Das schwöre ich dir erneut und bei meinem Leben.«
    Salfalur schloss zu ihm auf, ließ sich ebenfalls auf die Stufen sinken, den zweiköpfigen Hammer mit der Stoßspitze ehrerbietend erhoben. Worte sparte er sich, sein König hatte gesagt, was in seinem Kriegerherzen brannte, und so beschränkte er sich auf den lautlosen Eid im Angesicht des toten Stammvaters.
    Stumm beteten sie zu ihm. Die Stunden verflogen, ihre Knie begannen zu schmerzen, und die Muskeln in ihren Armen brannten, doch nichts hätte sie dazu bringen können, ihre Andacht zu unterbrechen.
    Schließlich erhob sich Lorimbas, küsste die steinernen Stiefel und verschloss den Schrein wieder. Salfalur stand ebenfalls auf und betrachtete bewegt die gold glänzenden Türen.
    Ihr Ahne galt ihnen mehr als Vraccas, der ihn zwar erschaffen, ihm danach aber aufs Übelste mitgespielt hatte, nur weil Lorimbur es gewagt hatte, seine eigene Meinung gegenüber dem Gott zu verteidigen.
    Mit zwergischer Ausdauer, die Unwissende Sturheit nennen, hatte er so lange verlangt, einen eigenen Namen tragen zu dürfen, bis Vraccas es ihm erlaubt hatte. Doch als Preis für seinen sturen Mut hatte ihn der Schöpfer aller Zwerge mit dem Fluch belegt, keine der handwerklichen Zwergengaben jemals in solcher Vollkommenheit zu beherrschen wie die anderen Stämme. Diese Verwünschung hatte er an Lorimburs Nachkommen weitergegeben.
    Salfalur betrachtete die Gravuren, die ihre Handwerker ins Gold getrieben hatten. Für ihn waren sie schön anzuschauen, aber die Schmiede der Ersten würden über die Arbeit lachen und sie für ebenso unvollkommen wie die eines Menschen halten.
    Ihr werdet für eure Überheblichkeit bezahlen, versprach er bitter und rückte die massiven, klingenbewehrten Unterarmschienen zurecht, die ihm bei einem Kampf zusätzlichen Schutz gaben. »Welchen Plan hast du dir ausgedacht, mein König?«, wandte er sich an Lorimbas und ging rückwärts die Treppe hinab, den Kopf vor dem Schrein geneigt.
    Der Herrscher folgte ihm. Gemeinsam kehrten sie an den Tisch aus Granit zurück, auf dem die Karte des Geborgenen Landes lag. »Wir werden unseren ersten Pflock zwischen ihnen allen einschlagen«, offenbarte der König seinem Berater sein Vorhaben. Er setzte sich, langte nach dem Krug mit dem dunklen Bier und goss ihnen beiden davon in die silbernen Humpen. Sein rechter Zeigefinger deutete derweil auf das Schwarzjoch. »Es ist die Festung unseres Volkes, und ich will sie wiederhaben. Wir haben ein Anrecht darauf.« Er hob sein Gefäß. »Es ist außerordentlich liebenswürdig gewesen, dass die anderen Stämme sie für uns instand geset zt haben.« In tiefen Zügen leerte er das Bier und setzte den Humpen hart ab. »Was ist?«, wunderte er sich über das Schweigen seines Kriegsmeisters. »Gefällt mein Plan dir nicht?«
    Salfalur machte keinen Hehl daraus, dass er die verborgene Absicht hinter dem Vorhaben des Königs nicht verstand. »Was sollen wir mit dem alten Tafelberg, mein König? Wenn es dir um die Tunnel geht, die haben wir im Schwarzen Gebirge auch.«
    Lorimbas lächelte. »Es geht mir durchaus um die Tunnel, da hast du Recht. Ich habe unsere Gelehrten in die Archive unseres Stammes

Weitere Kostenlose Bücher