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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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von Flaum gezierten Zügen Xamtys', und er hörte das freundliche Lachen Gandogars, in das die übrigen Zwerginnen und Zwerge sogleich einstimmten. Die Anspannung wich.
Tungdils rechter Arm hob sich, er deutete auf den leeren Stuhl für die Fünften. »Ich bin ein Dritter, die meisten von euch wissen es. Ich bin nicht stolz darauf, ich vermag es aber auch nicht zu ändern. Mein Herz verlangt keineswegs nach eurem Blut, und ich bete zu Vraccas, dass ich nicht der einzige Dritte bin, der nicht mit Hass geschlagen wurde.« Er drehte den Kopf, um Balyndis anzuschauen. »Mein Herz verlangt nach einer Zwergin, doch nicht, um ihr den Tod zu bringen.« Sie strahlte ihn so sehr an, dass er sich nur mit Mühe von ihr losreißen konnte. Dann aber ging er auf den freien Platz neben Gandogar zu. »Auch wenn einige sagen könnten, mein Platz wäre unter den Dritten, so sehe ich mich an einem anderen Ort.«
Während Tungdil auf den Stuhl der Fünften zuging, legten sich seine Hände auf den diamantenbesetzten Waffengurt, und seine Gedanken kehrten zu jenem Augenblick im Grauen Gebirge zurück, in dem er sich von dem Ahnherrn der Fünften, Giselbart Eisenauge, getrennt hatte. Der Gurt hatte Giselbart gehört, und er hatte ihn Tungdil vor dem Abschied zum Geschenk gemacht.
Und so ging Tungdil an dem leeren Stuhl vorüber und stellte sich auf die vorderste Bank der Tribüne der Fünften, damit die anderen ihn besser sahen.
»Ich habe Giselbart Eisenauge ein Versprechen gegeben. Er sagte zu mir: Besiedelt die Hallen von neuem, wenn ihr das Böse aus dem Geborgenen Land vertrieben habt. Lasst das Fünfte Zwergenreich nicht länger von Bestien beherrscht sein.« Tungdil schwieg, um den Worten die notwendige Wirkung zu verleihen. »Er gab mir seinen Gürtel als Andenken an die Fünften, die ihr Reich bis zum letzten Zwerg verteidigt haben. Selbst das Tote Land konnte ihren ehernen Willen nicht brechen und sie an ihrer Pflicht hindern«, fuhr er fort. »Sie haben die Esse Drachenbrodem verteidigt und es uns überhaupt ermöglicht, die Waffe zu schaffen, die Nôd'onn vernichtet hat.« Er zog die Axt und hielt sie senkrecht in die Höhe; dann schaute er zu der Zwergenherrscherin und den Zwergenherrschern. »Ihr wolltet mir die jeweils Besten senden, um mich zu unterstützen, und dafür danke ich euch. Doch ich möchte niemanden um mich haben, der sich auf Geheiß seiner Königin oder seines Königs aufmacht. Ich zwinge niemanden, mit mir nach Norden zu ziehen. Aber jeder, der sich freiwillig entschließt, den Steinernen Torweg mit mir gegen das Böse zu verteidigen, ist mir herzlich willkommen.« Er setzte sich auf die Bank und stellte die Feuerklinge auf den steinernen Boden; der Klang rollte durch die Ratshalle.
Es verwunderte Tungdil nicht, dass sich Boïndil gleich darauf zu seiner Linken niederließ; einige Herzschläge später saß Balyndis zu seiner Rechten.
Mit pochendem Herzen verfolgte er, wie sich immer mehr Zwerge anschickten, ihre bisherigen Plätze aufzugeben, und auf die Tribüne strömten, bis sie zur Hälfte gefüllt war. Darunter befanden sich sieben Clanoberhäupter, die stellvertretend für ihre ganze Sippschaft standen, wie sie ihm versicherten.
Balendilíns gedrungene Gestalt richtete sich auf, die steinernen Zierspangen in den Strähnen seines schwarzgrauen Bartes stießen klirrend gegeneinander. »Tungdil Goldhand, deine Rede beweist, dass du es verdient hättest, nicht auf der Bank, sondern hier vorn auf dem Platz eines Königs zu sitzen«, lobte er ihn. »Ich weiß, dass du es niemals getan hättest, doch ich bin sicher, dass die Zwerginnen und Zwerge, die mit dir gehen, bald erkennen, welcher von ihnen am besten als ihr Anführer geeignet ist. Bei unserem nächsten Wiedersehen, daran gibt es für mich keinen Zweifel, wirst du zwischen uns sitzen.« Er wandte sich der Ratsversammlung zu, und sein langes ergrautes Haar wirkte wie Fäden von Silberwolle. »Wir haben noch eine weitere Pflicht«, richtete er sich an alle. »Großkönig Gundrabur Weißhaupt zog in Vraccas' Ewiger Schmiede ein und hinterließ eine Lücke, die wir nun schließen müssen. Die Stämme benötigen einen starken Herrscher, der sie führt, in harten und in guten Zeiten.« Geschickt entrollte er mit der ihm verbliebenen Hand ein Pergament. »König Gandogar Silberbart aus dem Clan der Silberbärte vom Stamm des Vierten, Goimdil, bist du bereit, deinen Anspruch auf den Thron des Großkönigs zu verteidigen?«, verlas er die zeremoniellen Worte,

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