Der Krieg der Zwerge
zaubern und ist zu gefährlich …« »Es ist meine Gefangene, sie kann nicht mehr zaubern. Ich habe ihr den Schmuck abgenommen, in dem ihre Kräfte liegen«, erhob Rodario die Stimme. »Ich bestimme, was wir mit ihr tun oder lassen.«
Narmora schüttelte den Kopf. »Nein, Unglaublicher. Die Sicherheit aller wiegt schwerer. Sie gehört zu denen, die sich selbst als Avatare bezeichnen, und sie haben mir keinen Grund gegeben, Schonung zu gewähren. Sie sind zu gefährlich.« »Ich flehe euch an, mir mein Leben zu schenken«, bibberte Lirkim, der es kaum mehr gelang, ein Wort heraus zubringen. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich euch nicht mit Zaubersprüchen gefährlich werden.« Nun schauten sie alle zur Gefangenen. »Rodario sprach die Wahrheit. Ohne meine Amulette bin ich harmlos«, gestand sie. »Das würde ich auch behaupten«, lachte Boïndil. »Bitte, ich will nicht, dass wir sie einfach umbringen«, richtete sich Rodario eindringlich an die Maga. »Es ist nicht rechtens.«
»Ich bin ebenfalls dafür, dass wir sie am Leben lassen, zumindest bis sich Porista in unserer Hand befindet.« Tungdil schaute verächtlich auf sie herab. »Wir werden sehen, ob sie ihren Freunden etwas bedeutet und ob sie uns im Kampf gegen sie nützlich sein wird.« Außerdem sträubte sich alles in ihm dagegen, eine Wehrlose zu töten. Narmora hob die Hand und jagte einen prasselnden Blitz in den Rücken Lirkims.
Die Frau schrie, bäumte sich auf und riss an den Fesseln, ohne sich befreien zu können. Der Einschlag hatte ihr Gewand zerfet zt und eine Brandblase von der Größe einer Männerhand hinterlassen. Keuchend entspannte sich die einstige und entzauberte Avatara wieder, als der schrecklichste Schmerz sie verließ. »Ja, es scheint, als hätte sie ihre Kräfte verloren«, sagte die Maga leise, bückte sich und riss ihr eine Haarsträhne aus. »Damit, Lirkim, kann ich einen Zauber weben, der dich überall findet. Er wird dich töten, ganz egal ob im Geborgenen Land oder sonst wo. Benimm dich anständig, und du wirst verschont bleiben.« Sie verließ die Hütte, die Zwerge folgten ihr, und vier der Krieger der Dritten blieben als Wächter zurück. Rodario nahm eine Hand voll Schnee von draußen und legte ihn auf die Blase, unter der sich das Wasser sammelte. Lirkim zuckte zusammen. »Danke«, wisperte sie und schluchzte. »Danke, dass du mein Leben gerettet hast.« Er löste ihr die Fesseln, half ihr auf und brachte sie zu einem Lager. Sie legte die nassen Kleider ab und schlüpfte unter die groben Decken. »Was wolltest du von mir, Lirkim? Damals in Porista«, fragte er sie leise. »War das nicht offensichtlich?«, gab sie zurück. »Du bist ein anziehender Mann, ich war auf der Suche nach Unter haltung außerhalb des Palasts. Ich begegnete dir, den Rest hätte der Abend gebracht.«
Ja, fürwahr, ein abenteuerlicher Abend. Ehe sein Mitleid für die Frau noch größer wurde, rief er sich die Bilder der Schlacht vor Dsôn Balsur ins Gedächtnis, und er sagte sich immer wieder, dass ihre Freunde und sie, mochte sie noch so zart und gebrechlich aussehen, furchtbare Dinge getan hatten. Vierhundert Sonnenzyklen, und dennoch sieht sie jung und frisch aus … »Du hast von dem Dämon gesprochen, Lirkim. Das Wesen, das von Nudin Besitz ergriffen hatte und ihn zum Verräter werden ließ.« Sie nickte. »Wie kann er überlebt haben?« Sie hob die Schultern, und er kannte ihre Antwort, ehe sie über die blauen Lippen kam: »Der Eoîl weiß es. Er kennt und erkennt ihn.«
Rodario dachte, ein Geräusch vor der Eingangstür gehört zu haben, und sah einen Schatten am Fenster der Hütte vorbeilaufen. Jemand hatte ihre knappe Unterredung belauscht. Er stand auf, rannte zur Tür, erspähte aber durch das dichte Schneetreiben nichts als einen Schemen, der sich im Gestöber verlor. Es gab keine Fußabdrücke vor der Tür, die in die Richtung wiesen, in die der Unbekannte gelaufen war.
Narmora? Sollte sie es gewesen sein? Er kehrte in die Hütte zurück. Was hat das nun wieder zu bedeuten?
VIII
Das Geborgene Land, im Nordosten des Königreichs Urgon, vor den Toren des Reichs der Vierten im Braunen Gebirge, 6234./6235. Sonnenzyklus, Winter
Verstimmt stapfte Hauptmann Vallasin durch den stetig höher werdenden Schnee und hielt genau auf die Stellung des vordersten Postens zu. Er raffte den wärmenden Wollmantel enger um seine Lederrüstung. »Was ist?«, rief er schon von weitem, um sich einen sinnlosen Weg zu ersparen. »Neues?«
»Nein,
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