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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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in ihr. Bald lagen sich Furgas, Narmora und Dorsa in den Armen; die kleine Familie war gerettet und überglücklich. Gerührt standen die Zwerge um sie herum, auch Ingrimmsch wischte sich eine Träne von der behaarten Wange. Tungdil wich nicht mehr von Balyndis' Lager, versorgte sie mit frischem Wasser, wusch ihr den Ruß und das getrocknete Blut vom Leib, behandelte die Brandmale mit heilenden Salben und wartete sehnlichst darauf, dass sie die Augen öffnete.
»Gelehrter, kommst du?«, fragte ihn Boëndal gegen Abend. »Narmora möchte, dass du beim Verhör der Avatara dabei bist. Je mehr Fragen uns einfallen, desto besser.«
Widerwillig trennte er sich von der Zwergin, berührte ihre Hand und folgte seinem Freund. »Mach dir keine falschen Hoffnungen …«, fühlte sich der Zwerg verpflichtet anzumerken. »Glaïmbar wird dir auf ewig dankbar sein, dass du seine Gemahlin gerettet hast. Aber sie wird …«
»Ich weiß«, lächelte Tungdil wehmütig. »Ich weiß, lieber Freund. Sie wird ihn niemals verlassen. Aber ich weiß, dass ich sie immer lieben werde, so wie sie mich liebt. Es ist mir schon lange klar gewesen, dass sie mein Herz trotz Myr besaß, und so wird es bleiben. Ich halte es wie Boïndil und lasse die Finger von Frauen. Jeder Bund mit einer Zwergin wäre eine Beleidigung für ihre Gefühle und ein Verrat an Balyndis. Ich bin dankbar, dass ich es war, der sie retten durfte, und ich bin noch dankbarer, wenn es mir gelingt, sie wieder als Freundin bezeichnen zu dürfen. Ich bitte Vraccas, dass sie mir mein Verhalten verzeiht.« Boëndal nickte und führte ihn zu der Köhlerhütte, in der sie Lirkim eingesperrt hatten. Narmora, Ingrimmsch und Rodario, der einen Eimer in der Hand hielt, waren bereits da.
»Fangen wir an.« Der Mime leerte den Eimer über Lirkims Rücken, die sie mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gebunden hatten. Eiskaltes Wasser ergoss sich über sie, und sie riss auf der Stelle die Augen auf. Rodario ging neben ihr in die Hocke. »Sei gegrüßt. Wir konnten unsere Unterhaltung in Porista nicht fortsetzen, daher habe ich dich mit zu meinen Freunden genommen. Sollte es auch nur das kleinste Anzeichen geben, dass du zauberst, wirst du sterben. Hast du verstanden?«
Die Frau versuchte, sich umzuschauen, blickte aber nur auf Stiefel, Schienbeine und die Spitzen von Waffen, die auf ihren Kopf gerichtet waren. »Mein rechter Arm tut höllisch weh«, sagte sie erstickt.
»Ja, ich glaube, er ist gebrochen, als ich dich … als du aus dem Fenster gefallen bist.« Rodario gab sich alle Mühe, nicht nett zu klingen und schon gar kein Mitleid zu zeigen, auch wenn es ihm in Anbetracht ihrer Schönheit sehr schwer fiel, in ihr ein Wesen zu sehen, dass sicherlich den Tod tausender verschuldet hatte. »Hast du meine Worte von eben verstanden?«
»Ich werde nicht zaubern«, versprach sie, und ihre Stimme zitterte ebenso sehr wie ihr Körper. Die Kälte, durch die sie getragen worden war, und das eisige Wasser machten ihr zu schaffen. »Was habt ihr mit der magischen Quelle vor?«, begann er das Verhör. Schon wollte er eine Decke über sie legen, doch Tungdil nahm sie ihm sofort aus den Händen, und seine braunen Augen blickten unerbittlich. »Der Eoîl hat die Quelle aufgespürt, als wir unterwegs nach Dsôn Balsur über die Ausläufer eines Magiefeldes zogen, und einen Weg gefunden, ihre Energien für uns zu nutzen«, erklärte sie hustend. »Ich weiß nicht genau, was er vorhatte, aber er sagte uns, dass wir kurz davor stünden, die höchste Macht zu erlangen.«
»Wer und wie viele seid ihr wirklich?«, wollte Narmora wissen. »Ihr seid Menschen, das ist sicher. Sprich, denn jedes Stocken bringt dich dem Tod näher.« Lirkim nickte schwach. »Wir sind sieben Hexer, drei Frauen und vier Männer, und der Eoîl. Wir haben uns vor etwa vierhundert Sonnenzyklen zusammengetan und unsere Kräfte vereint, um Macht zu erlangen, die uns allen Widersachern überlegen sein lässt. Die Legende von den Avataren und unser Auftreten halfen uns, noch mehr Schrecken zu verbreiten. Ihr seid die Ersten, denen es gelingt, uns in Bedrängnis zu bringen.« Boïndil trat gegen ihren Fuß. »Sag, was ein Eoîl ist.« »Ein Eoîl ist ein … Eoîl. Er ist nicht leicht zu beschreiben und er ist der Einzige von uns, der wahrlich göttlich ist.« »Göttlich? Dass ich nicht lache. Verschone uns mit deinen Märchen, er ist ein Hochstapler, ein Augenblender wie du«, höhnte der Zwerg.
Lirkim blieb standhaft. »Er ist ein Eoîl.

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