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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durchschauen?«, grinste er. »Komm, wir feiern zusammen mit meinem Bruder an der Esse, wenn es dir Recht ist. Mir steht der Sinn auch nicht nach Chorgesängen. Du kannst ihm erzählen, was wir vorhaben. Vielleicht taut das sein gefrorenes Blut auf und bringt ihn wieder auf die Beine.«
Zusammen wählten sie die Gänge, die sie an dem weiß brennenden Feuer der Esse Drachenbrodem ausspieen, vor der sie Boëndal ein Lager errichtet hatten. Tungdil setzte sich neben ihn und sprach zu dem kranken Zwerg, als wäre er bei Besinnung.
Die Hoffnung, Boëndals Lider würden sich beim Hören der Neuigkeiten überraschend öffnen, erfüllte sich an diesem Abend jedoch nicht.

Das Geborgene Land, Gauragar, in der Hauptstadt des ehemaligen Zauberreiches Lios Nudin, Porista, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    Das Gesicht des Räubers, der Furgas bedrohte, lag unter einer Maske verborgen, doch die Stimme verriet ihn.
Furgas blieb stehen und stemmte die Arme in die Hüften. »Rodario, lass den Unsinn! Wenn die Wachen Andôkais dich …«
    »Deine Börse!«, verlangte der Unbekannte und bewegte den Arm mit der Waffe. »Auf der Stelle!«
»Was denn, kein Oh' und keinen Reim? Für welche Rolle probst du gerade?« Er ging auf ihn zu. »Steck den Dolch weg, ehe uns jemand sieht und mir beistehen will.«
Der Räuber bewegte sich nicht, sondern fuchtelte bedrohlich mit seiner Waffe. Furgas wurde unsicher. Da er sein ungeborenes Kind noch sehen wollte, beschloss er, sich nicht auf einen Kampf einzulassen, sondern nahm den Beutel mit seinem Geld vom Gürtel und warf ihn dem Mann hin.
»Warum nicht gleich so?«, knurrte der und bückte sich, wie um seine Beute aufzuheben. Stattdessen riss er plötzlich die Arme hoch und lachte laut, die Maske vom Gesicht reißend. »Ha! Ich habe dich erwischt, mein Gutester!«, jubelte der vermeintliche Räuber, der sich tatsächlich als Rodario entpuppte. »Von wegen, ich sei ein schlechter Mime!«
»Ich wusste gleich, dass du es bist«, beharrte Furgas. Er hob den Beutel auf. »Was sollte das?«
Rodario begab sich in Positur, um seine Überlegenheit und seine vollste Befriedigung zur Schau zu stellen. »Eine kleine Heimzahlung. Für die Lästerei von euch beiden Turteltauben in der Werkstatt, während ich in meinem Gefängnis darbte und jedes eurer Worte anhören musste. Eigentlich wollte ich Narmora überfallen, da ihre spitze Zunge …«
»Danke den Göttern, dass du es nicht getan hast. Ich müsste mir ansonsten einen neuen Hauptakteur suchen.« Furgas pochte ihm gegen die Stirn und nahm ihm den Dolch ab. »Du hast so viel Verstand, warum versteckst du ihn zu manchen Gelegenheiten?«
»Eure Börsen«, erklang die Anweisung aus der Ruine. »Sofort.«
»Geht die Vorstellung etwa weiter?«, fragte Furgas seinen Compagnon.
Rodario hob die Arme, sein Gesicht war kreidebleich. »Nein, der gehört nicht zu mir. Es muss ein echter sein.«
Sie drehten sich um und standen vor einem Maskierten, der ihnen ein Messer entgegenreckte. Die Hand mit der Waffe zuckte nach vorn. Geistesgegenwärtig wich Furgas der schmalen Klinge aus und stieß dem Angreifer Rodarios Dolch in die Schulter.
Aber die Schneide glitt nach hinten in den Griff und schnellte mit einem leisen Klicken wieder heraus, als der Räuber den Arm zurückzog. Er und Furgas schauten verdutzt.
»Ein Theaterdolch«, rief Rodario. »Ich würde dich niemals mit einem echten angreifen!«
Hämisch lachend sprang der Gegner auf Furgas zu, der nichts anderes tun konnte, als dem Messer unter Aufbietung seiner Geschicklichkeit durch rasche Drehungen und Haken zu entgehen. Wenn er es richtig erkannte, haftete eine grellgelbe Flüssigkeit daran – der Mann gebrauchte Gift.
»Ich komme, geliebter Freund!« Der Mime hob ein Stück Holz vom Boden und wollte seinem Freund zu Hilfe eilen, als ein zweiter Mann aus der Ruine trat und ihn sofort mit einem Knüppel niederschlug. Ächzend brach er zusammen, rang gegen die Ohnmacht. »Das war … äußerst hinterhältig …«
»Bist du Furgas?«, fragte der Angreifer ihn. Die Stimme hallte laut in seinem verletzten Schädel. Mühsam öffnete er die Lider und sah ein gelblich schimmerndes Kurzschwert vor sich.
»Nein, lass ihn«, rief der erste der Räuber. »Der hier ist es.«
»Glaubt ihm nicht. Ich bin …« Die Finger Rodarios streckten sich, er versuchte trotz seiner Benommenheit den Angreifer zu fassen, doch seine Kraftlosigkeit verhinderte es. Im Gegenzug bekam er einen Tritt gegen die Stirn und verlor das Bewusstsein

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