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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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ungeduldig auf das Fax mit dem Verhaftungsprotokoll, das Morris ihm versprochen hatte. Als die Akte schließlich eine halbe Stunde später durch das Faxgerät ratterte, starrte Hunter wortlos das mitgelieferte Foto an. Sein Verstand wehrte sich noch immer, die Realität zu akzeptieren. Es war ein altes Foto, doch es gab keinen Zweifel – er wusste, wer diese Person war.
    Beweise. Darauf läuft jede Untersuchung am Ende hinaus. Und Hunter hatte keine. Es gab keine Möglichkeit, die Person auf dem Foto mit irgendeinem der Kruzifix-Morde in Verbindung zu bringen. Er mochte sich noch so sicher sein – ohne Beweise stand er mit leeren Händen da. Er schaute noch einmal auf die Uhr und griff dann nach dem Telefon, für einen letzten dringenden Anruf.

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    H unter fuhr langsam, ohne sich darum zu kümmern, dass alle anderen an ihm vorbeirasten und ihn durch die offenen Fenster beschimpften.
    Er parkte den Wagen vor seiner Wohnung und legte den Kopf für einen Augenblick auf dem Lenkrad ab. Seine Kopfschmerzen waren, falls überhaupt möglich, noch schlimmer geworden, und er wusste, dass Tabletten nichts ausrichten würden. Bevor er ausstieg, sah er auf seinem Handy nach, ob ihm eventuell ein Anruf oder eine Nachricht entgangen war. Eigentlich eine überflüssige Maßnahme, da er bestimmt nichts vorfinden würde. Er hatte im Krankenhaus Bescheid gegeben, dass man ihn anrufen sollte, sobald Garcia das Bewusstsein zurückerlangte, doch er hatte das sichere Gefühl, dass das nicht diese Nacht passieren würde.
    Er betrat seine leere Wohnung, schloss die Tür hinter sich und lehnte seinen pochenden Kopf dagegen. Die niederschmetternde Einsamkeit seines Wohnzimmers setzte ihm noch mehr zu.
    Langsam ging er in die Küche, beinahe betäubt von den Kopfschmerzen, öffnete den Kühlschrank und starrte eine Weile geistesabwesend hinein. Eigentlich hätte sein Körper nach Nahrung schreien müssen – Hunter hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen –, doch er verspürte keinen Hunger. Wonach er sich wirklich sehnte, war eine Dusche, um seine verkrampften Muskeln zu entspannen. Doch die musste warten. Als Erstes war jetzt ein doppelter Scotch angesagt.
    Hunter ging zu seiner Bar und ließ seinen Blick unschlüssig über die Reihe der Flaschen wandern. Schließlich ging ein Lächeln über sein Gesicht, und er griff nach dem dreißig Jahre alten Aberlour – jetzt durfte es etwas Starkes sein. Er füllte sein Glas bis zur Hälfte und verzichtete diesmal auf das Eis. Je stärker, umso besser , sagte er sich und ließ sich auf das ramponierte Sofa fallen. Schon das bloße Gefühl, als die Flüssigkeit seine Lippen berührte, war belebend. Sie brannte zwar in den winzigen Schnittwunden an seinem Mund, doch selbst das Gefühl tat gut – ein willkommener Schmerz.
    Hunter legte sich mit dem Kopf auf die Sofalehne, zwang sich jedoch, die Augen offen zu lassen. Er hatte Angst vor den Bildern, die hinter seinen geschlossenen Lidern auftauchen würden. Ein paar Minuten saß er so und starrte zur Decke, während er den herben Geschmack des Single Malt seine Zunge und seinen Rachen betäuben ließ. Schon bald, das wusste er, würde er seinen ganzen Körper betäuben.
    Er erhob sich und ging zum Fenster. Die Straße vor dem Haus wirkte ruhig. Er drehte sich um und betrachtete erneut das leere Wohnzimmer. Sein Körper entspannte sich allmählich. Er trank noch einen Schluck Whisky, prüfte erneut sein Handy und drückte auf ein paar Tasten, um sicher zu gehen, dass es funktionierte.
    Wieder in der Küche stellte er sein Glas auf dem Tisch ab und setzte sich. Er lehnte sich an die unbequeme Rückenlehne des Holzstuhls und rieb sich mit beiden Händen kräftig das Gesicht. In diesem Augenblick hörte er ein Knarren auf dem Flur, der zu seinem Schlafzimmer führte. Ein angstvoller, eisiger Schauer raste durch seinen Körper. Jemand war in der Wohnung.
    Hunter sprang auf, doch im selben Moment fing die Küche an, sich um ihn zu drehen. Seine Beine hatten plötzlich keine Kraft mehr. Er hielt sich an der Küchentheke fest, um nicht umzufallen. Als die Verwirrung einsetzte, fiel sein Blick auf das leere Whiskyglas auf dem Tisch. Ein Betäubungsmittel.
    Bevor er auf den Küchenboden sank, registrierte sein verschwommener Blick noch vage eine dunkle Gestalt, die auf ihn zukam.

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    L angsam öffnete er die Augen, doch es machte keinen Unterschied. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Er fühlte sich schwindlig und benommen. Das Mittel, das

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