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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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er mit seinem Whisky getrunken hatte, hatte ihn binnen Minuten komplett ausgeschaltet. Das Erste, was ihm jetzt auffiel, war, dass er saß, offenbar auf einen unbequemen Stuhl gefesselt. Seine Hände waren auf dem Rücken fixiert, die Knöchel an den Stuhlbeinen. Er versuchte sich loszureißen, vergeblich. Sein Körper schmerzte jetzt noch schlimmer, doch Hunter war sich sicher, dass er keine gebrochenen Knochen hatte – noch nicht jedenfalls. Er verspürte Durst, unendlichen Durst.
    Hunter hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war. Langsam und unter Schmerzen kehrten seine Erinnerungen zurück. An das eigentümliche Gefühl, das er mit einem Mal verspürt hatte. Er erinnerte sich, wie er unruhig im Wohnzimmer und in der Küche umhergegangen war, nach irgendwelchen Unregelmäßigkeiten Ausschau haltend, dabei hätte er die ganze Wohnung nach einem Eindringling absuchen sollen, der sich bereits dort versteckt hielt. Er zwang sich zur Ruhe, und plötzlich überkam ihn ein vertrautes Gefühl. Er sah sich in der Dunkelheit um, und obwohl er nichts erkennen konnte, wusste er, wo er war. Er war immer noch in seiner Wohnung. Er saß in seinem eigenen Wohnzimmer.
    Erneut versuchte er, sich zu bewegen, doch die Fesseln um seine Hände und Füße waren zu fest geschnürt. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte. Es überraschte ihn, wie schwach er sich fühlte. Auf einmal spürte er eine Kälte hinter sich – die Gegenwart einer Person.
    »Wie ich höre, bist du wach, Robert.«  
    Dieselbe Roboterstimme, die ihn seit drei Jahren verfolgte, hallte auf einmal durch den Raum und ließ ihn bis ins Mark erstarren. Sie kam von hinter ihm, aus einer Art Lautsprecher. Ein eigenartiges Gefühl überkam ihn: Zu guter Letzt befand er sich tatsächlich in der Gegenwart des Killers. Des Kruzifix-Killers.
    Hunter versuchte, den Kopf nach hinten zu drehen, doch wegen der Dunkelheit konnte er seinen Angreifer nicht sehen.
    »Nur keine Eile, Robert. Das hier ist das letzte Kapitel. Zumindest für dich. Heute Nacht wird alles enden. Genau hier. Du bist der Letzte auf der Liste.«  
    Der Letzte auf der Liste. Hunters Erkenntnisse aus der vergangenen Nacht im Büro bestätigten sich also. Es war die ganze Zeit um Rache gegangen.
    Auf einmal hörte er das Geräusch von Metall auf Metall. Chirurgische Instrumente, wie er vermutete. Unwillkürlich verkrampfte sich sein Körper vor Angst, doch er zwang sich ganz bewusst, ruhig zu bleiben. Hunter durchschaute die Psyche von Mördern, vor allem von Serienkillern. Die Sache, um die es ihnen vor allem anderen ging, war, verstanden zu werden. Für sie ergaben die Morde einen Sinn, sie dienten einem bestimmten Zweck. Die Opfer sollten wissen, dass sie nicht umsonst starben. Vor dem Akt des Tötens kam immer die Erklärung.
    »Heute Nacht zahlst du für das, was du getan hast.«  
    Die Worte jagten ihm einen Schauder des Erkennens über den Rücken. Die Stimme hinter ihm war jetzt laut und klar – nicht mehr metallisch – nicht mehr roboterhaft – kein Stimmenverzerrer mehr. Hunter musste nicht erst in seiner Erinnerung graben. Er kannte diese Stimme, und zwar gut. Auf einmal verschwand die Dunkelheit um ihn her. Hunter kniff die Augen zusammen. Schillernde Lichtkreise ließen sein Blickfeld verschwimmen. Seine Pupillen zogen sich zusammen, um in der plötzlichen Helligkeit zu fokussieren. Als sich sein Blickfeld klärte, nahm eine vertraute Person vor seinen Augen Gestalt an.

68
     
    E s schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich das verschwommene Bild lichtete, doch sobald sein Blick wieder scharf war, erkannte Hunter, dass er richtiggelegen hatte. Eigenartigerweise wehrte sich sein Gehirn noch immer gegen die Fakten. Seine Augen fixierten die Person vor ihm.
    »Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, bist du überrascht.« Ihre Stimme klang so charmant wie immer.
    Hunter hatte die ganze Zeit gehofft, dass er sich irrte. Doch als er sie jetzt ansah, fügte sich alles zu einem Bild. Er brachte nur ein geflüstertes Wort heraus. »Isabella.«
    Sie lächelte ihn an. Dasselbe Lächeln, das er so viele Male gesehen hatte. Doch diesmal lag noch etwas anderes darin, etwas, was da noch nie zuvor gewesen war. Etwas Böses.
    »Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen.« Ihr italienischer Akzent war verschwunden. Ja, alles an ihr war anders. Als ob die Isabella, die er kannte, sich komplett in Luft aufgelöst hätte und an ihre Stelle eine Fremde getreten wäre.
    Hunters Gesicht

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