Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
zeigte keine Regung. Sein Gehirn setzte endlich die letzten Puzzleteilchen zusammen.
    »Du hättest einen Oscar verdient. Dein italienischer Akzent war perfekt.«
    Sie verbeugte sich ironisch.
    »Und auch der Trick mit dem Anruf im Restaurant – sehr clever. Ein perfektes Alibi«, sagte Hunter in Anspielung auf ihr Lunch-Date. »Eine vorher aufgezeichnete und getimte Nachricht. Einfach, aber effektiv.«
    Der Anflug eines Lächelns kräuselte ihre Lippen. »Du erlaubst, dass ich mich vorstelle …«, sagte sie in gleichbleibendem Tonfall.
    »Brenda …«, unterbrach Hunter sie mit heiserer, schwacher Stimme. »Brenda Spencer … die Schwester von John Spencer, dem Plattenproduzenten.«
    Sie warf ihm einen überraschten, leicht verärgerten Blick zu. »Dr. Brenda Spencer, wenn ich bitten darf«, verbesserte sie ihn.
    »Doktor der Medizin«, bestätigte Hunter.
    »Wenn du es schon ansprichst … Chirurgin.« Dazu ein bösartiges Lächeln.
    »Das alles war also nur die Rache für den Tod deines Bruders?«, fragte Hunter, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Sehr gut, Robert«, sagte sie und klatschte dazu überdreht in die Hände wie ein Kind, das ein unerwartetes, nagelneues Spielzeug erhalten hat.
    Eine gespenstische Stille trat ein und schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Er hat in seiner Zelle Selbstmord begangen«, sagte Hunter schließlich.
    »Er hat Selbstmord begangen, weil du deinen verdammten Job nicht ordentlich gemacht hast.« Ihr Zorn war unüberhörbar. »Wie heißt noch mal das LAPD-Motto? To protect and to serve. ›Zu schützen und zu dienen‹, was für ein Witz. Er war unschuldig, und das wusstest du.« Sie hielt inne, um ihre Worte wirken zu lassen. »Immer wieder hat er dir gesagt, dass er Linda nie etwas antun würde. Er hat sie geliebt – die Art Liebe, die du nie verstehen wirst.« Sie schwieg erneut, um sich wieder zu fassen. »Du hast ihn verhört. Du wusstest, dass er unschuldig war, trotzdem hast du zugelassen, dass sie ihn verurteilen. Du hättest etwas tun können, aber stattdessen hast du seelenruhig zugesehen, wie ein Unschuldiger verurteilt wird.«
    Hunter erinnerte sich an das Abendessen bei Isabella. Fast alles, was sie über ihr Leben erzählt hatte, war erlogen gewesen, bis auf den verstorbenen Bruder. Der war ihr herausgerutscht – ein Fehler, den sie rasch mit der Geschichte von dem US-Marine, der für sein Land gestorben sei, vertuscht hatte. Auch eine erfundene Geschichte, doch Hunter war ihr auf den Leim gegangen. Was er an jenem Abend in ihren Augen gesehen hatte, war nicht Traurigkeit gewesen, sondern Zorn.
    »Es lag nicht mehr in meinen Händen.« Er überlegte, ob er ihr erzählen sollte, wie er sich damals bemüht hatte, die anderen von seiner Ansicht zu überzeugen, doch was hätte das jetzt noch gebracht? Für sie würde das nichts mehr ändern.
    »Wenn du bei den Ermittlungen sorgfältiger vorgegangen wärst, hättest du den wahren Mörder früher gefunden – bevor mein Bruder den Verstand verloren und sich erhängt hat. Aber du hattest aufgehört zu suchen.«
    »Du kannst nicht die Polizei für den Selbstmord deines Bruders verantwortlich machen.«
    »Ich mache nicht die Polizei dafür verantwortlich, ich mache dich dafür verantwortlich.«
    »Wir hätten den wahren Mörder noch gefunden, und dein Bruder wäre freigekommen.«
    »Nein, hättet ihr nicht.« Ihre Stimme war jetzt wieder voller Zorn. »Wie hättet ihr ihn denn finden wollen, wenn ihr gar nicht mehr gesucht habt? Ihr hattet mit der Untersuchung aufgehört, weil die ersten, oberflächlichen Indizien auf John als Täter deuteten, und das hat dir und deinem Partner genügt. Die Wahrheit war euch doch scheißegal! Hauptsache wieder ein erfolgreich abgeschlossener Fall für die zwei Star-Detectives. Ihr habt eure Belobigungen kassiert, und das war das Einzige, was für euch zählte. Er war des Mordes für schuldig befunden worden, Robert. Er hat die Todesstrafe für etwas erhalten, was er nicht getan hatte. Niemand erwähnte auch nur die Maxime ›Im Zweifel für den Angeklagten‹, kein Einziger unter diesen armseligen Figuren auf der Geschworenenbank. Mein Bruder wurde als Ungeheuer abgeurteilt. Als ein eifersüchtiges, mordendes Ungeheuer.« Sie hielt inne, um Luft zu holen. »Und ich habe meine gesamte Familie verloren – wegen dir, deinem Partner und diesen beschissenen, nutzlosen, überflüssigen Geschworenen. Die hätten die Wahrheit nicht einmal erkannt, wenn sie glasklar vor ihnen

Weitere Kostenlose Bücher