Der Kruzifix-Killer
idiotischer Gedanke von mir. Tut mir leid, echt. Wahrscheinlich bin ich immer noch halb betrunken.« Hunter ruderte mit aller Macht zurück.
Sie beobachtete ihn einen Moment lang. »Hör mal, ich bin nicht die Art von Frau, für die du mich ganz offensichtlich hältst. Ich habe einen Job, der eine Menge Verantwortung und Stress mit sich bringt, und die letzten Monate waren ziemlich heftig. Ich wollte einfach mal Druck ablassen und ein paar Drinks genießen. Wir sind ins Plaudern gekommen. Du warst lustig, nett, sogar richtig charmant. Und in der Lage, ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, im Gegensatz zu den Typen, die mir sonst so über den Weg laufen, wenn ich mal ausgehe. Ein Drink führte zum nächsten, und so sind wir hier gelandet. Was offensichtlich ein Fehler war.«
»Nein … ehrlich …« Hunter suchte nach den richtigen Worten. »… ich rede manchmal irgendwelches Zeug, ohne richtig darüber nachzudenken. Und … um die Wahrheit zu sagen … ich kann mich an fast nichts von letzter Nacht erinnern. Tut mir echt leid. Und ich komme mir wirklich wie ein Arschloch vor.«
»Solltest du auch.«
»Glaub mir, ich tu’s.«
Sie musterte ihn scharf. Was er sagte, klang aufrichtig.
»Jedenfalls, deinen Klamotten und deiner Unterwäsche nach zu urteilen, wäre ich wahrscheinlich sowieso viel zu teuer für dich.«
»Autsch. Danke, das saß. Es war mir auch so schon peinlich genug, ohne dass du es erwähnst.«
Sie lächelte.
Hunter war froh, dass seine Beschwichtigungsversuche Erfolg zeigten. »Stört’s dich, wenn ich mir eine Tasse Kaffee mache, bevor ich gehe?«
»Ich habe keinen Kaffee, aber du kannst dir gerne einen Tee machen. Die Küche ist am Ende des Gangs.«
»Tee? Hm, ich glaube, da passe ich lieber. Zum Aufwachen brauche ich was Stärkeres.« Inzwischen hatte er sich das Hemd zugeknöpft.
»Bist du sicher, dass du nicht bleiben kannst?«, fragte sie und ließ die Decke von ihrem nackten Körper gleiten. Tolle Kurven, schön geformte Brüste und nirgendwo eine Spur von Haaren. »Du könntest mir zeigen, wie sehr es dir leidtut, dass du mich für eine Nutte gehalten hast.«
Hunter stand einen Moment lang unschlüssig da. Dann biss er sich auf die Lippe und verscheuchte ihren verlockenden Vorschlag aus seinem Hirn. Seine Kopfschmerzen waren ihm eine lautstarke Mahnung.
»Ehrlich, wenn ich könnte, würde ich bleiben.« Er war jetzt vollständig angezogen und startbereit.
»Verstehe. War das deine Frau am Telefon?«
»Was? Nein, ich bin nicht verheiratet. Glaub mir, das war die Arbeit.« Sie sollte ihn um Himmels willen nicht auch noch für einen fremdgehenden Ehemann halten.
»Okay«, sagte sie in neutralem Ton.
Hunter ließ seinen Blick noch einmal über ihren Körper wandern und spürte, wie sein eigener reagierte. »Wenn du mir deine Nummer gibst, könnten wir uns ja mal wiedersehen.«
Sie blickte ihn eine kleine Weile prüfend an.
»Du denkst, ich werde ja doch nicht anrufen, stimmt’s?«, fragte Hunter, da er ihr Zögern spürte.
»Ach, Gedankenleser bist du also auch noch? Netter Party-Trick.«
»Du solltest mich erst mal mit einem Set Karten sehen.«
Jetzt lächelten beide.
»Außerdem tue ich nichts lieber, als Leuten zu beweisen, dass sie unrecht hatten.«
Sie griff grinsend nach dem Notizblock auf ihrem Nachttisch.
Hunter nahm den Zettel entgegen und küsste sie auf die rechte Wange. »Ich muss dann los.«
»Das wären dann eintausend Dollar, Schätzchen!«, sagte sie zärtlich und fuhr ihm dabei mit dem Finger über die Lippen.
»Was?«, fragte er verdutzt. »Aber …«
Sie grinste schon wieder. »Sorry, das konnte ich mir nicht verkneifen.«
Als er auf der Straße stand, faltete Hunter den Zettel auseinander. Isabella. Hübscher Name , dachte er. Er blickte sich suchend nach seinem alten Buick Lesabre um, doch der Wagen war nirgends zu sehen.
»Scheiße! Ich war ja viel zu betrunken zum Fahren«, murmelte er vor sich hin und winkte einem vorbeifahrenden Taxi.
Die Wegbeschreibung, die Garcia ihm gegeben hatte, führte mitten ins Nirgendwo. Die Little Tujunga Canyon Road in Santa Clarita ist achtzehn Meilen lang, von Bear Divide zum Foothill Boulevard in Lakeview Terrace, und verläuft dabei fast vollständig im Los Angeles National Forest. Die Ausblicke auf Wald und Berge sind immer wieder atemberaubend. Garcias Beschreibung ließ nichts zu wünschen übrig, und schon bald bog das Taxi auf eine schmale, holprige Forststraße ein, die sich zwischen
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