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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Du bist doch keine fünfzehn mehr.
    “Grace, bitte.”
    Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch.
    “Nehmen Sie etwas von dem Huhn.” Rand hielt ihr die große Platte mit dem gebratenen Geflügel entgegen.
    “Oh ja. Natürlich.” Sie nahm sich eine Hühnerkeule und lächelte Mary zu. “Es sieht fantastisch aus.”
    Und es war genug da, um eine ganze Footballmannschaft satt zu bekommen. Neben dem Fleisch standen die riesige Schüssel mit Kartoffelsalat und eine kleinere mit jungen Erbsen. Lange schon hatte Grace nicht mehr mit einem solchen Appetit zugelangt. Auch den drei Sloan-Brüdern war anzumerken, dass es ihnen schmeckte, und Mary strahlte zufrieden in die Runde.
    “Meine Güte”, sagte Matt und schob seinen leer gegessenen Teller ein Stück von sich, “hab ich deine Küche vermisst. Ich glaube, wenn du die Bude hier verkaufst und wegziehst, komme ich mit.”
    “Sie wollen die Ranch verkaufen?”, fragte Grace.
    “Sie geht ins Sündenbabel Las Vegas”, verkündete Sam geheimnisvoll.
    “Ach, red nicht solchen Unsinn. Aber es stimmt”, erklärte Mary. “Mein Bruder lebt dort. Wir haben uns seit zehn Jahren nicht mehr gesehen und werden uns bestimmt eine Menge zu erzählen haben.”
    Daraufhin unterhielten sich die Sloans über den bevorstehenden Umzug Marys und erzählten sich Geschichten von Steve in Las Vegas. Grace fand es eigenartig, dass mit keinem Wort der Verstorbene erwähnt wurde. Keine einzige Erinnerung an den Vater und Ehemann wurde wachgerufen. Niemand kam, um sein Beileid auszusprechen. Fast war es so, als habe dieser Mann überhaupt nicht existiert.
    “Mom sagt, Sie kommen aus Dallas”, unterbrach Sam ihre Gedanken. “Was machen Sie dort?”
    Grace blickte kurz zu Rand hinüber, der aber nicht zuzuhören schien. Sie hatte versprochen, den Job mit den Mustangs nicht mehr zu erwähnen. Deshalb antwortete sie nur vage: “Ich arbeite für die Edgewater Animal Management and Adoption Foundation.”
    “Davon hab ich in der Zeitung gelesen”, warf Matt ein. “Dort stand, wenn ich mich recht erinnere, dass die Stiftung von der Tochter eines schwerreichen Industriellen aus Dallas gegründet wurde.”
    “Bestimmt so eine verwöhnte Ziege mit Zahnspange, die den Kopf eines Maultiers nicht von seinem Hinterteil unterscheiden kann”, meinte Sam.
    “Ich wette, das kann ich”, warf Grace knapp ein.
    Betretenes Schweigen folgte. Sam wurde erstaunlicherweise rot bis über die Ohren. Dann brachen Matt und Mary in schallendes Gelächter aus. Selbst Rand grinste breit. Sam nahm sein Messer und tat, als wolle er sich die Pulsadern aufschneiden.
    “Oh Grace!” Matt prustete immer noch. “Eine Frau, die es schafft, meinen Bruder derart in Verlegenheit zu bringen, ist eindeutig eine Frau zum Heiraten.”
    “Erst recht, wenn sie obendrein noch reich und schön ist”, fügte Sam hinzu. “Los, Matt, wir machen Armdrücken. Wer gewinnt, bekommt sie.” Und schon fing er an, sich den Ärmel hochzukrempeln.
    Mary schüttelte den Kopf über den Unfug, den ihre Söhne trieben, und fragte Grace, ob sie noch etwas essen wolle, was diese aber dankend ablehnte. Matt und Sam hatten sich jetzt tatsächlich in Positur gesetzt. Grace staunte über die lebendige Stimmung am Esstisch. Das war etwas anderes als bei ihr zu Hause, wo alle steif und gesittet um die weiß gedeckte Tafel saßen und ein Dienstmädchen das Essen auftrug. Hier hingegen herrschte Trubel wie auf dem Rummelplatz, was ihr aber gar nicht schlecht gefiel.
    Nur Rand hielt sich aus dem Ganzen ein wenig heraus. Nicht, dass er sich von seiner Familie abgrenzte, er war ohne Frage ein Teil dieser harmonischen Einheit. Dennoch unterschied er sich auf eine bestimmte Art von seinen Brüdern, die Grace sich nicht recht erklären konnte.
    Erneut spürte sie den Blick seiner schwarzen Augen und vergaß alles andere um sich herum.
    “Wenn ihr Nachtisch haben wollt, nehmt eure Ellbogen vom Tisch und lasst die Faxen sein”, sagte Mary zu Matt und Sam. “Und, Rand, du hörst bitte auf, Grace so anzustarren. Du machst das Mädchen ja ganz verlegen.”
    Tatsächlich war es Grace, sie sich ertappt fühlte. Sie errötete leicht und senkte den Blick, dankbar, dass Mary ihre Gedanken nicht lesen konnte.
    Das Essen ging relativ ruhig und gesittet zu Ende, was nicht hieß, dass die jüngeren Brüder nicht schamlos versuchten, mit Grace zu flirten und ihre Neckereien untereinander fortsetzten, in die sich auch Rand mitunter

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