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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D as Menschengedränge auf der anderen
Seite der Straße nahm schnell zu, während ich den Austin Healey vor dem Starlight Hotel parkte. Es war ein
angenehmer, zu Trägheit verleitender Nachmittag — eine heiße Sonne an einem
wolkenlosen azurblauen Himmel mit einer vom Pazifischen Ozean herüberwehenden
sanften Brise.
    Es wäre der richtige Zeitpunkt
gewesen, um mit einer nur mit einem Minimum an Bikini bekleideten Blonden am
Strand zu faulenzen oder in einer dämmrigen Bar zu sitzen und auf das leise
Klicken der Eiswürfel in einem großen Glas zu lauschen. Der Zeitpunkt zum
Träumen, während sich alles in seiner Haut wohl fühlte — wobei es vielleicht in
der ganzen Stadt Pine City eine einzige Ausnahme gab,
nämlich das Mädchen, das sprungbereit vierzehn Stockwerke hoch auf einem
Vorsprung stand.
    Innen in der Halle des Hotels
hielten ein paar uniformierte Polizeibeamte vom Büro des Sheriffs die
neugierige Menge von den Aufzügen fern. Ich fuhr zum vierzehnten Stock empor
und fand ohne Schwierigkeiten das richtige Zimmer. Sergeant Polnik begrüßte mich von innen mit einem bekümmerten Runzeln auf seiner fliehenden
Stirn.
    »Lieutenant Wheeler«, sagte er
erwartungsvoll. »Himmel, bin ich froh, daß Sie da sind! Der Sheriff schnappt
vor lauter aus dem Fenster Hängen schon bald über —
er versucht, diesem verrückten Frauenzimmer dort draußen Vernunft beizubringen .«
    Ein aufgeregtes Individuum mit
vorquellenden Augen und einem bleistiftdünnen Schnurrbart drängte sich vor den
Sergeant.
    »Sie müssen sie am Springen
verhindern, Lieutenant«, brabbelte er mit beinahe unverständlicher Stimme. »Wir
können keine jungen Frauen brauchen, die das Hotel dazu benutzen, um Selbstmord
zu begehen — das ruiniert unseren Ruf !«
    »Warum fassen Sie keinen
Entschluß ?« schlug ich höflich vor, legte ihm meine
Handfläche auf die Brust und schob ihn beiseite.
    Sheriff Lavers saß mit qualvoll verdrehtem Rücken auf dem Sims des geöffneten Fensters und
redete auf das Mädchen ein, das draußen auf einem Vorsprung stand. Der Anblick
seiner straffgespannten Hosen hatte etwas Verführerisches, aber ich widerstand
der Versuchung — aus widerwilligem Respekt vor der Autorität und aus einem noch
größeren Widerwillen dagegen, das Gehalt einzubüßen, an dessen Empfang an jedem
Monatsletzten ich mich gewöhnt hatte.
    »Nachdem sie nicht gesprungen
ist, als sie sein Gesicht
gesehen hat«, sagte ich laut, ohne mich an jemanden besonderen zu wenden,
»glaube ich nicht, daß wir noch etwas zu befürchten haben .«
    Die Absätze des Sheriffs
scharrten auf dem Boden, und dann wandte er sich mir zu. Sein Gesicht war
fleckig.
    »Sind Sie endlich da, Wheeler«,
knurrte er. »Sehen Sie zu, daß Sie diesem Mädchen dort draußen Vernunft
beibringen — ich schaffe es nicht .«
    »Ist sie nicht normal ?« fragte ich.
    »Nicht in dem Sinn, wie Sie es
meinen«, sagte er mit bekümmerter Stimme. »Keine Hysterie, nichts. So wie sie
sich benimmt, könnte man meinen, es handle sich um das alljährliche Treffen der
Pfadfinderinnen oder so was Ähnlichem .«
    »Hat sie Ihnen einen Grund
dafür angegeben, warum sie hinunterspringen will ?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie
ich schon sagte, sie will nur einfach keine Vernunft annehmen. Sie heißt Patty
Keller, und das einzige, was sie im Augenblick interessiert, ist die Uhrzeit .«
    »Will sie wissen, wann sie
springen muß ?« fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte Lavers schwerfällig. »Sehen Sie, was Sie bei ihr ausrichten
können, Wheeler .«
    Ich setzte mich auf das soeben
freigewordene Fenstersims und blickte hinaus und dann hinab. Das war ein großer
Fehler. Die dicht beieinanderstehende Menschenmenge auf dem Gehsteig war nichts
als eine Ansammlung von Stecknadelköpfen. Einen Augenblick lang beobachtete ich
die Spielzeugautos, die von einer unsichtbaren Hand die Straße entlanggeschoben
wurden, dann erfaßte mich ein schneller Schwindel.
Ich wandte schnell den Kopf und sah das Mädchen, das knapp zwei Meter entfernt
mit gegen die Außenwand des Hauses gepreßtem Rücken
dastand. Der Mauervorsprung war kaum vierzig Zentimeter breit, und die sanfte
Brise vom Ozean her bekam plötzlich etwas Unheilvolles, als sie den Saum ihres
Rockes aufblähte.
    Das Mädchen konnte höchstens
zwanzig sein. Sie hatte ein dünnes Gesicht und mausfarbenes Haar und wirkte
noch nicht einmal nervös. Ihre Bluse hing lose um sie herum, und der Saum ihres
Rocks war um mehrere

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