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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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gefunden hat, innerhalb von fast zehn Jahren ein neues Testament aufsetzen zu lassen, vor allem, als ihn sein Sohn so hintergangen hat.“ Er drückt die Zigarette in einer alten Tasse aus, die auf seinem Nachttisch steht. Dann mustert er Evelyn mit unverhohlener Neugier. „Jean hätte sich lieber auf den Kopf gestellt, als Jack etwas zu hinterlassen.“
    „Mir hat das aktuelle Testament nicht besonders gefallen“, meint sie unbekümmert. „Ich muss schließlich auch sehen wo ich bleibe“, sagt Evelyn. „Und da ich mit Jackie immer noch verheiratet bin, habe ich auch was davon.“
    Tom sieht sie an. Dann muss er grinsen. „Du hast sein Testament verschwinden lassen. Du bist ja noch gerissener, als ich gedacht habe.“
    Er beugt sich zu Evelyn hinunter, umarmt sie und küsst sie auf den Mund. Sie schiebt ihn weg. „Ich habe Hunger“, sagt sie.
    „Tatsächlich?“
    „Hast du was im Kühlschrank? Ich wette, du warst seit mindestens drei Wochen nicht mehr beim Einkaufen.“
    „Wenn du willst, kannst du die Küche gleich auch noch aufräumen.“ Er lässt sich in die Kissen zurücksinken.
    „Das könnte dir so passen“, schnaubt sie. „Hast du auch Hunger?“
    „Ein wenig.“
    Sie steht auf und wickelt sich das Laken um den dünnen Körper und geht in die Küche. Tom nutzt die Zeit, um auf die Toilette zu gehen.
    Sie kommt mit einem Teller belegter Brote und einer Kanne Kaffee zurück. Sie schlüpft wieder neben Tom ins Bett und beißt in ein Käsebrot. Eine Weile sitzen sie nebeneinander im Bett und essen schweigend, bis Evelyn Tom von der Seite her ansieht. Sie hat tiefe Sorgenfalten auf der Stirn.
    Tom bemerkt ihren veränderten Gesichtsausdruck. „Was ist los?“
    „Ich frage mich ständig, ob es richtig war, Jeans Taten zu vertuschen.“ Sie sieht nachdenklich in ihren Kaffeebecher. „Die Presse huldigt ihn als großartigen Modemacher und Geschäftsmann, setzt ihm Denkmäler in ihren verdammten Zeitungen. Keiner hat auch nur die leiseste Ahnung, welch ein Ungeheuer er in Wirklichkeit war und was er getan hat. Ich könnte kotzen.“
    Tom rutscht wieder tief in seine Kissen und dreht ihr den Rücken zu. „Ich mische mich da nicht ein. Ich habe die Nase gestrichen voll von diesem Pack. Mach was du willst. Mach alles öffentlich, ruiniere deinem Jack die Firma, trete einen verdammten Skandal los, lass uns alle in den Knast wandern oder lass den ganzen Dreck einfach unter dem Teppich ruhen, unter den wir ihn gekehrt haben. Mir egal. Im Gefängnis lande ich so und so. Lass mich damit in Ruhe.“
    „Und wenn plötzlich irgendjemand einen Frühjahrsputz startet und auch unter den Teppich blickt, unter dem der ganze Dreck liegt?“
    „Dann ist das
dein
Problem und das deines
Ehemannes
.“
    „Es ist genauso dein Problem“, erinnert sie ihn.
    Er gibt ihr darauf keine Antwort.
    Sie schnaubt. „Du regst mich schon wieder auf.“ Sie verschränkt ihre Arme.
    „Tu ich das?“
    „Ich halte es mit dir nicht aus.“
    Er zieht eine Augenbraue hoch. „Tatsächlich? Warum bist du dann überhaupt hier?“
    „Weil ich eine Abwechslung zu Jackie brauche“, sagt sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Eine Abwechslung?“ Er sieht sie an. „Es stört mich ja nicht im Geringsten, dass du mit Jack zusammen bist, im Gegenteil – was könnte ich dir schon bieten außer einer dreckigen Wohnung? Aber das ich für dich nur eine
Abwechslung
bin …“ Er beendet seinen Satz nicht.
    „Bist du beleidigt?“ Evelyn bohrt ihm den Zeigefinger in die Rippen.
    „Nein.“
    „Aber sicher bist du beleidigt.“
    „So ein Quatsch.“ Er rutscht im Bett wieder ein Stückchen nach oben und schenkt sich noch eine Tasse Kaffee nach.
    „Na, okay. Du bist für mich nicht
nur
eine Abwechslung“, sagt sie in versöhnlichem Tonfall und schmiegt sich wieder an ihn.
    „Da bin ich aber froh“, murmelt er, legt einen Arm um Evelyn und nimmt einen Schluck von dem starken Gebräu.
    „Was machst du momentan eigentlich beruflich?“, fragt Evelyn plötzlich in die äußerst angenehme Stille hinein.
    Tom verschluckt sich an seinem Kaffee. „Das ist jetzt aber keine besonders romantische Frage“, meint er.
    „Ich wollte auch nicht romantisch sein“, sagt sie und sieht ihm fest in die Augen. „Also, was machst du? Sag schon.“
    Er lässt sie los und stellt den Kaffeebecher auf seinem Nachttisch ab. „Na ja, also wenn ich ehrlich bin, hat mein Vater die Schnauze voll von mir.“
    „Und was machst du dann?“ Unbekümmert beißt sie

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