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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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sagt nichts.
    „Wann wird das veröffentlicht?“, möchte er dann wissen.
    „Übermorgen.“
    „Hm.“ Er betrachtet sie nachdenklich. „Du bist dir aber schon im Klaren, was das alles auslösen könnte, hoffe ich.“
    „Findest du, ich sollte es lassen?“
    Er sieht ihr in die Augen und schüttelt schließlich den Kopf. „Nein. Ich finde es gut. Das muss gesagt werden.“
    „Ich habe Angst, dass es ohne Wirkung bleiben könnte“, sagt sie. „Dass ich ausgelacht werde.“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Tom. „Und wenn dich jemand auslacht, dann bekommt er es mit mir zu tun.“
    „Spinner“, sagt sie und lächelt. „Kann ich mich ein Weilchen bei dir verstecken?“
    Er sieht sie an und lächelt schließlich auch. „Klar. Solange du bei mir bist, bist du sicher. Tilda wird dir nicht den Kopf abreißen und die Presse wird auch nicht über dich herfallen.“
    „Danke“, sagt sie und meint es auch so.
    „Gern geschehen“, sagt er und küsst sie auf die Nasenspitze. Dann sagt er: „Weißt du, was mich interessieren würde?“
    Sie schmiegt sich an ihn. „Hm? Was?“
    „Was bedeutet eigentlich dein dritter Vorname?“
    „Yara? Auf brasilianisch bedeutet es Göttin oder Herrscherin des Wassers und im arabischen kleiner Schmetterling“, sagt sie wie auf Kommando.
    „Das ist schön.“
    „Im Kurdischen bedeutet es Geliebte oder Liebling.“
    „Das passt ja hervorragend“, meint er.
    „Im Persischen steht es für Mut oder Kraft.“
    Er sieht sie an. „Du sprichst wie ein Lexikon.“
    „Ich kann dir auch sagen, was es im hebräischen heißt“, sagt sie.
    Er wartet. „Und? Was heißt es?“
    „Wald, Natur, die Naturverbundene.“
    „Wirklich schön. Dein Name hat tolle Bedeutungen.“ Er schmiegt seine Wange an ihren Kopf.
    „Auf Türkisch bedeutet es aber Verletzung, Schaden, Verwundung und Wunde.“
    Er dreht seinen Kopf zu ihr hin und mustert sie. „Hm. Ich hoffe, deine Eltern haben die brasilianische Bedeutung gemeint. Oder die Kurdische. Die gefällt mir auch“, sagt er und zieht dann die Bettdecke über ihre Köpfe. In diesem Moment beginnt die Türglocke zu schrillen.
    „Oh, nein. Bitte nicht“, kommt es gedämpft unter der Bettdecke hervor und Tom wühlt sich in derselben Sekunde wieder nach oben.
    Evelyn kämpft ebenfalls mit den Laken. „Mach nicht auf“, sagt sie bittend, als ihr zerzaustes Haar aus dem Stoffmeer auftaucht.
    „Bei mir klingelt keiner ohne Grund“, meint er und steht auf. Während er sich seine Klamotten zurechtsucht, schrillt die Glocke ein weiteres Mal. „Ich kann meine Unterhose nirgends finden“, murrt er, als er auf dem Boden herumkriecht und unter dem Bett herumtastet.
    „Dann zieh doch einfach nur deine Jogginghose an“, schlägt Evelyn vor. Sie betrachtet seinen knackigen, nackten Hintern. Am Oberschenkel ist deutlich eine Narbe an der Stelle zu sehen, an der vor wenigen Monaten das Messer von Jean Dupont gesteckt hat. Und bei der Narbe auf seiner Brust könnte man denken, jemand hätte versucht, ihm das Herz herauszunehmen.
    Tom schnaubt. „Ja, wenn ich wüsste, wo sie ist, würde ich sie gerne anziehen“, meint er.
    Mittlerweile hat der Besucher seinen Finger schon ununterbrochen auf dem Klingelknopf.
    „Ich geh’ schon“, sagt Evelyn genervt, wühlt sich aus dem Bett, wickelt sich in ein Bettlaken ein und geht zur Tür. Doch wenige Sekunden später kommt sie schon wieder ins Schlafzimmer.
    „Wer ist es denn?“, fragt er über seine Schulter, als er eine Hose aus dem Haufen Klamotten zerrt, der in seinem Kleiderschrank liegt.
    „Keine Ahnung“, sagt sie. „Mach doch selbst auf“, motzt sie ihn an. „Ich wollte dem jetzt nicht gerade halb nackt die Tür aufmachen. Der Kerl sieht nicht besonders vertrauenswürdig aus. Außerdem hat er irgendwas in der Hand.“
    „Ich komme schon“, knurrt Tom und zieht den Reißverschluss der Hose zu. Dann geht er zur Wohnungstür und sieht erstmal durch den Spion.
    Es steht ein kleiner Latino vor der Tür. Er trägt so eine Art Regenjacke und hat eine Baseballcap auf dem Kopf. In der Hand hat er ein Paket. Ein Paketbote?
    Tom macht die Tür auf und sieht hinaus. „Ja?“
    „Ein Paket für Sie, Sir“, sagt der Latino und hält ihm einen elektronischen Stift hin, damit er den Empfang des Päckchens bestätigen kann.
    „Ich habe nichts bestellt“, sagt Tom.
    „Nicht mein Problem, Sir“, sagt der Paketbote und hält ihm noch immer den Stift entgegen.
    Nachdem Tom seine Unterschrift

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