Der Kugelfaenger

auf das Display des Gerätes geschmiert hat, übergibt ihm der kleine Mann das Paket und verschwindet wieder.
    Tom nimmt es mit in die Wohnung und macht die Tür hinter sich zu. Dann marschiert er in die nahegelegene Küche, räumt mit einer Hand ein Fleckchen auf dem Esstisch frei und stellt das Päckchen darauf ab. Evelyn folgt ihm in die Küche und lässt sich auf einem Stuhl nieder. Eine geraume Weile glotzen sie das geheimnisvolle Ding an, bis Tom beginnt, es näher zu untersuchen. Es steht sein eigener Name und seine Adresse drauf und abgeschickt wurde es dem Poststempel nach zu urteilen in der Schweiz. Der Absender wurde in schwungvoller Handschrift freundlicherweise dazugeschrieben:
    J. Winnfield
    Jackson Street
    Los Angeles
     
    „Wer ist das?“ Evelyn deutet auf die fremde Adresse.
    „Das würde ich auch gerne wissen“, meint Tom seufzend und betrachtet die Schachtel. Sie ist ungefähr doppelt so groß wie eine Schuhschachtel, aber dafür erstaunlich leicht. Er hält sein Ohr daran und lauscht, als würde er fürchten, jede Sekunde ein unheilvolles Ticken wahrnehmen zu können. Dann schüttelt er die Schachtel leicht, kann aber kein Geräusch hören. Ihn verwundert es, dass der Absender nicht vollständig ist und sich allem Anschein nach in Los Angeles befindet, das Paket aber in der 9500 Kilometer entfernten Schweiz aufgegeben wurde.
    „Jetzt mach schon auf“, drängt ihn Evelyn ungeduldig und rutscht auf dem Stuhl hin und her. Tom seufzt und gerade als er ein ungespültes Brotmesser am Paketklebeband ansetzt, klingelt es erneut an der Wohnungstür. Sie tauschen einen Blick. Dann legt er das Messer auf den Tisch und begibt sich zur Tür. Evelyn folgt ihm, immer noch in das Bettlaken gewickelt.
    Er guckt durch den Türspion. Es stehen ein Mann um die Fünfzig und eine Frau Anfang bis Mitte Dreißig vor der Tür. Beide haben dunkle Kleidung an und starren ziemlich grimmig auf die Wohnungstür. Sie sehen nicht so aus, als würde ihr Besuch angenehm werden.
    „Kennst du die?“, flüstert Evelyn neben Toms Ohr.
    „Nein“, sagt er und schiebt sie zur Seite. Dann öffnet er entschlossen die Türe und meint argwöhnisch: „Ja, bitte?“
    Die beiden vor seiner Tür kommen einen Schritt näher.
    „Mr. Thomas Hunt und Ms. Evelyn Williams?“, fragt die Frau und noch bevor Tom oder Evelyn irgendetwas zur Bestätigung von sich geben können, zieht der Mann eine Dienstmarke hervor und hält sie ihnen entgegen. „FBI“, sagt er unfreundlich und die Frau meint: „Dürfen wir reinkommen? Wir haben ein paar Fragen.“
     

Ende
     

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    Tag der Veröffentlichung: 08.02.2014
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