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Der Kuß der Schlange

Der Kuß der Schlange

Titel: Der Kuß der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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sollten Sie sich kümmern, da sollten Sie ansetzen! Und dies ist mein Privatleben, wie Sie es nennen: Ich bin erst drei Jahre verheiratet gewesen, und ich habe meine Frau angebetet. Aber ich habe sie die ganze Woche über allein gelassen, weil ich die Hinundherfahrerei nicht auf mich nehmen wollte, und das ist nun dabei herausgekommen! Sie hat sich zu Tode geängstigt hier so allein, aber ich hab gesagt, es sei doch nicht mehr für lange, und sie solle es um meinetwillen aushalten. Es war ja tatsächlich auch nicht mehr für lange, nicht wahr?«
    Er warf den Arm über die Rückenlehne des Sessels und vergrub das Gesicht in der Armbeuge. Sein Körper zitterte. Wexford betrachtete ihn gedankenvoll, sagte aber nichts weiter. Er ging in die Küche, wo er Mrs. Hathall am Spülbecken beim Abwaschen des Frühstücksgeschirrs vorfand. Auf der Arbeitsplatte lag ein Paar Gummihandschuhe, aber die waren trocken, und Mrs. Hathalls nackte Hände steckten in der Lauge. Sie gehörte zu der Sorte Frauen, vermutete Wexford, die sich der Hausarbeit gegenüber geradezu masochistisch verhielten, die eher eine Bürste benutzten als einen Staubsauger, und die behaupteten, Waschmaschinen kriegten die Wäsche nicht sauber. Er sah, daß sie anstelle einer Schürze ein kariertes Geschirrhandtuch um die Taille gebunden hatte, und das kam ihm merkwürdig vor. Natürlich würde sie sich für ihren Wochenendbesuch keine eigene Schürze mitbringen, aber sicherlich besaß doch eine so gute Hausfrau wie Angela etliche davon? Aber er erwähnte das nicht, sondern sagte guten Morgen und fragte Mrs. Hathall, ob es ihr etwas ausmache, ihm während der Arbeit ein paar Fragen zu beantworten.
    »Hmmm«, sagte Mrs. Hathall. Sie spülte ihre Hände ab, drehte sich behäbig um und trocknete sie an einem Handtuch ab, das an einem Haken hing. »Es hat gar keinen Zweck, mich zu fragen. Ich weiß ja nicht, was die so gemacht hat, während er weg war.«
    »Ich habe gehört, Ihre Schwiegertochter war sehr schüchtern und einsam und hielt sich sehr für sich?« Der Ton, den sie von sich gab, faszinierte ihn. Es war eine Art ersticktes Grunzen, das einem Todesröcheln ähnelte. Tatsächlich aber war es wohl ein Lachen, vermutete er. »Sie hatten nicht diesen Eindruck von ihr?«
    »Erotisch war sie«, sagte Mrs. Hathall.
    »Wie bitte?«
    Sie sah ihn grimmig an. »Nervös. Eigentlich schon hysterisch.«
    »Ah«, sagte Wexford. Diese Version eines falsch angewandten Fremdwortes war ihm noch nicht vorgekommen, und er fand sie amüsant. »Und warum war sie wohl so? Ich meine, warum war sie so – äh – neurotisch?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich hab sie nur einmal gesehen.«
    Aber die beiden waren doch drei Jahre verheiratet gewesen … »Ich verstehe das nicht ganz, Mrs. Hathall.«
    Sie wandte den Blick von seinem Gesicht zum Fenster, vom Fenster zum Spülbecken, dann griff sie nach einem Tuch und begann das Geschirr abzutrocknen. Dieser massive Klotz von einem Körper, den Rücken gegen ihn gewandt, drückte genausoviel Abweisung aus wie eine geschlossene Tür. Schweigend trocknete sie jede Tasse, jedes Glas und jeden Teller, jedes Besteckteil einzeln ab, scheuerte dann das Tropfbrett sauber, trocknete auch das ab und hängte endlich das Handtuch weg – alles mit einer Konzentration, als praktizierte sie ein kompliziertes, mühsam erworbenes Ritual. Zu guter Letzt aber war sie doch gezwungen, sich wieder umzudrehen und sich seiner stur ausharrenden Person zu stellen.
    »Ich muß noch die Betten machen«, sagte sie hastig.
    »Ihre Schwiegertochter ist ermordet worden, Mrs. Hathall.«
    »Als ob ich das nicht wüßte. Ich hab sie ja schließlich gefunden.«
    »Richtig. Wie war das genau?«
    »Hab ich schon gesagt. Hab ich schon erzählt.« Sie öffnete den Besenschrank, nahm einen Handfeger und ein Staubtuch heraus, überflüssige Gerätschaften in einem so makellos sauberen Haus. »Also ich habe zu tun; Sie ja vielleicht nicht.«
    »Mrs. Hathall«, sagte er sanft, »ist Ihnen klar, daß Sie vor dem Untersuchungsgericht erscheinen müssen? Sie sind eine äußerst wichtige Zeugin. Man wird Sie sehr eingehend vernehmen, und dort werden Sie sich nicht weigern können, Fragen zu beantworten. Ich verstehe sehr wohl, daß Sie noch nie zuvor mit dem Gesetz in Berührung gekommen sind, aber ich muß Sie darauf hinweisen, daß Behinderung der Polizei streng bestraft wird.«
    Sie starrte ihn finster an, nun ein bißchen eingeschüchtert. »Ich hätte nie hierherkommen sollen«,

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