Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Dubai, in das er sich eingekauft hatte, konnte aufgrund baulicher Mängel gar nicht erst eröffnet werden. Der ehemalige Verwalter der königlichen Güter war nach Schweden zurückgekehrt, wo er wegen Betrugs angeklagt worden war.
    Die Arbeiten am Schlosspark von Kärlekholmen hatten Lorenz und Lotte vor vier Wochen abgeschlossen, und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen.
    Lorenz’ japanischer Garten mit den sanft geschwungenen Hügeln, den kleinen Teichen, Bachläufen und Wasserflächen war eine echte Oase der Ruhe und Erholung geworden. Der römische Garten nach Lottes Entwürfen mit seinen Springbrunnen, Skulpturen und Säulengängen wirkte um einiges verspielter, aber nicht weniger paradiesisch.
    Sie konnten beide mehr als zufrieden sein – vor allem, da die zwei unterschiedlich gestalteten Bereiche des Gartens bei der Kronprinzessin sehr gut angekommen waren. Sie hatte sich persönlich bei Lorenz und ihr bedankt, als sie bei der feierlichen Einweihung des Parks zusammen über die sanft geschwungenen Wege geschlendert waren.
    Der Lohn für die Umgestaltung von Kärlekholmen Slott Gården hatte am Ende sogar gereicht, um sämtliche Arbeiten auf Lorenz’ Hof zu finanzieren.
    Lotte verließ das Zimmer, huschte auf Zehenspitzen den Flur entlang und klopfte leise an die Türen der Räume, in denen ihre Schwestern Noelle und Milla mit ihren Männern übernachteten.
    Gleich darauf traten die beiden zu ihr hinaus auf den Korridor.
    “Kommt”, sagte Lotte. “Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!”
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Wald, so wie sie es zum ersten Mal an Millas Geburtstag vor mehr als sechzehn Jahren getan hatten.
    Es war so lange her, dass es Lotte fast wie ein Traum vorkam. Sie durchquerten den Wald, bis sie zu der Lichtung gelangten, auf der die alte Eiche stand, unter der sie vor so vielen Jahren die kleine Metallkiste vergraben hatten.
    Jetzt war es an der Zeit, sie wieder hervorzuholen.
    Als die drei jungen Frauen nebeneinander im Gras saßen und den Behälter öffneten, war es für sie alle ein merkwürdiges Gefühl. Milla war die Erste, die ihren Gegenstand aus der Kiste nahm.
    Versonnen betrachtete sie die alte gerahmte Fotografie, die ihre Eltern bei der Hochzeit des Königspaars vor inzwischen mehr als dreißig Jahren zeigte. Dann lächelte sie. “Erinnert ihr euch noch? Ich wollte damals unbedingt aus Schweden weg, frei sein – und jetzt …?”
    Nun griff auch Noelle beherzt in die Kiste. Sie hatte damals das Titelbild einer Zeitschrift hineingelegt, auf dem die Kronprinzessin mit ihrem Vater zu sehen war. “Ich wollte Freiheit und Unabhängigkeit – und jetzt …?”
    Lotte schüttelte den Kopf. Als letzte der drei Schwestern nahm sie ihr Symbol – den Schulaufsatz über die Kronprinzessin – aus der Kiste. Nachdenklich betrachtete sie das alte Schreibheft, dann lächelte sie. “Ihr wollt wissen, was aus unseren Träumen geworden ist?”, wandte sie sich an ihre Schwestern. “Ich sage es euch: Sie sind in Erfüllung gegangen.”
    “Aber wir sind immer noch hier”, entgegnete Milla.
    “Ja – und zwar, weil wir es wollen. Unsere Freiheit und Unabhängigkeit besteht darin, dass wir entschieden haben, genau dort zu bleiben, wo wir unser Glück gefunden haben: in Schweden.”
    Mit Tränen in den Augen fielen sich die drei Schwestern in die Arme, bis Lotte den intimen Moment unterbrach, indem sie sagte: “So, genug geheult – heute wird geheiratet!”
    Dann machten sie sich auf den Rückweg zum Ferienhaus ihrer Eltern.
    Zurück zu den drei Männern, die für sie das größte Glück auf Erden bedeuteten.
    – ENDE –