Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
tauchte ständig sein Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf. Selbst, als es ihr endlich gelang, etwas Schlaf zu finden, schlich er sich noch in ihre Träume.
Was stimmte nur nicht mit ihr? Sie sollte wütend auf Lorenz sein, ihn hassen – stattdessen verursachte seine Nähe immer noch das berühmte Kribbeln in ihrem Bauch, und ihre Gedanken spielten verrückt. Und dann dieser Kuss!
Seufzend schüttelte sie den Kopf. Wie konnte es nur sein, dass sie sich noch immer zu Lorenz hingezogen fühlte? Sie wusste doch genau, wohin das führte. Außerdem hatte sie einfach viel zu lange damit zugebracht, ihre gemeinsame Vergangenheit zu verarbeiten, um erneut ein Risiko einzugehen.
Wenn sie das zuließ, würde er ihr nur wieder das Herz brechen. Deshalb durfte sie ihm ab sofort einzig und allein auf beruflicher Ebene begegnen, nicht mehr und nicht weniger!
“Sie scheinen mit Ihren Gedanken ganz schön weit weg zu sein”, stellte Petter amüsiert fest und brachte Lotte damit zurück auf den Boden der Tatsachen.
Verlegen senkte sie den Blick. “
Förlåt”
, entschuldigte sie sich. “Das war sehr unhöflich von mir. Ich wollte nicht …”
Er machte eine abwehrende Handbewegung. “Ach was! Die erste Nacht in fremder Umgebung – da haben die meisten Menschen Schwierigkeiten. Aber warten Sie ab, in ein paar Tagen fühlen Sie sich auf Kärlekholmen bereits wie zu Hause.” Fragend sah er sie an. “Und, was steht heute für Sie auf dem Programm?”
Lotte war froh, dass Petter das Thema auf ihre Arbeit brachte. “Ich habe gestern Abend noch an einigen Entwürfen gearbeitet”, erklärte sie begeistert. “Heute werde ich mich nach einem geeigneten Platz umsehen, wo ich diese umsetzen könnte.” Sofern es noch ein paar Quadratmeter Garten gibt, die Lorenz noch nicht für sich vereinnahmt hat, fügte sie in Gedanken hinzu. Damit wurde sie sich wieder der Tatsache bewusst, dass es unweigerlich zu Konflikten und Auseinandersetzungen kommen würde. Zwei Dinge standen fest: Freiwillig würde Lorenz ganz bestimmt keine seiner Kompetenzen mit ihr teilen, und sie fühlte sich noch immer körperlich zu ihm hingezogen, ob ihr das nun gefiel oder nicht. Umgekehrt schien es sich ebenso zu verhalten, auch wenn Lorenz sich das kaum eingestehen würde.
Das machte eine Zusammenarbeit mit ihm nicht gerade leichter. Vor allem, da sie auf einer kleinen Insel wie Kärlekholmen kaum Gelegenheit hatten, sich aus dem Weg zu gehen.
Aber deshalb aufgeben? Nein, das kam überhaupt nicht infrage!
“Lorenz ist vermutlich schon bei der Arbeit?”, erkundigte sie sich, obwohl die Antwort auf der Hand lag, so ehrgeizig wie er darauf bedacht war, seine Autorität zu wahren.
“Ich nehme an, dass er bereits draußen im Park ist. Er muss heute Morgen in aller Herrgottsfrühe aufgestanden sein.” Petter schüttelte missbilligend den Kopf. “Nicht einmal gefrühstückt hat er!” Plötzlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht. “Apropos – was darf ich Ihnen bringen? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, das wissen Sie doch.”
Obgleich sie nicht den geringsten Appetit verspürte, hütete Lotte sich davor, das freundliche Angebot auszuschlagen. Es reichte, dass sie bereits mit einem der derzeitigen Bewohner von Kärlekholmen Slott auf Kriegsfuß stand.
Unter den gegebenen Umständen konnte sie einen Verbündeten wirklich gut gebrauchen.
Staub und Steinsplitter spritzten auf, als Lorenz die Spitzhacke auf die Felswand niedersausen ließ.
Schon seit den frühen Morgenstunden arbeitete er wie ein Besessener. Offiziell traf er erste Vorbereitungen für das Anlegen eines Steingartens im Park von Kärlekholmen Slott. In Wahrheit versuchte er sich von dem abzulenken, was gestern Abend zwischen Lotte und ihm vorgefallen war.
Er wusste, dass es nicht fair gewesen war, ihr Vorwürfe zu machen. Zu einem Kuss gehörten immer zwei Personen, und im Nachhinein musste er sich eingestehen, dass die Initiative von ihm und nicht von ihr ausgegangen war.
Trotzdem war er wütend. Auf sie, aber vor allem auf sich selbst.
Wie konnte es sein, dass er sich nach allem, was er erlebt hatte, noch so nach ihr verzehrte? Er wusste doch inzwischen verdammt gut, dass es besser war, die Finger von den Frauen zu lassen. Am Ende stand man ja doch immer als der große Verlierer da.
Er musste nur an Tatjana denken. Und natürlich an Lotte.
Erstere hatte ihm die List und Heimtücke gezeigt, zu der eine Frau fähig sein konnte, um an ihr Ziel zu
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