Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Drang, in die Arme des Mannes zu sinken, bei dem sie sich einst so sicher und geborgen gefühlt hatte.
Lorenz schien es ganz ähnlich zu ergehen. Er stieß ein heiseres Stöhnen aus, zog sie an sich und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen.
Es war ein harter, grober Kuss – zunächst. Der Kuss eines Eroberers, der seine Gegenspielerin bezwingt. Doch Lotte dachte gar nicht daran, sich dagegen zu wehren. Ganz im Gegenteil. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich danach, von ihm in Besitz genommen zu werden. In diesem Moment waren alle Zweifel und Vorbehalte, die sie tief in ihrem Inneren empfand, ausgelöscht. So, als hätte es sie niemals gegeben.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken, presste sich an ihn und erwiderte das leidenschaftliche Spiel seiner Zunge voller Hingabe. Es war lange her, dass sie so heftig auf einen Mann reagiert hatte.
Im Vergleich zu Lorenz verblassten die Männer, mit denen sie nach ihm ausgegangen war. Sie waren nur farblose Kopien, überhaupt nicht in der Lage, ihr das zu geben, was sie wirklich brauchte.
Erst sein Kuss öffnete ihr die Augen für die Wahrheit. Durch die eine Nacht, die sie vor fünf Jahren mit ihm verbracht hatte, hatte sie für den Rest ihres Lebens das Interesse an anderen Männern verloren. Kein Wunder, dass all ihre Versuche, eine neue Beziehung aufzubauen, regelmäßig in Enttäuschungen endeten. Niemand reichte an Lorenz heran.
“Oh Lorenz!”, stieß sie atemlos aus, als er sich von ihrem Mund löste und ihren Hals mit einer Spur heißer Küsse überzog. Sie schloss die Augen und gab sich ganz den köstlichen Gefühlen hin, die er in ihr auslöste. Dabei musste sie sich an Lorenz festklammern, um nicht kraftlos zu Boden zu sinken.
Es war, als hätten sie einander niemals verloren. Als lägen keine fünf Jahre zwischen heute und ihrer letzten Begegnung. Wenn sie es wollte, konnte sie den Faden von damals wieder aufnehmen und genau dort weitermachen, wo sie beim letzten Mal aufgehört hatten.
Aber wollte sie das wirklich?
Du bist verrückt, meldete sich eine leise, aber beharrliche Stimme in ihr zu Wort. Hast du schon vergessen, wie es damals zwischen euch zu Ende ging?
Nein, natürlich erinnerte sie sich noch daran! Und dennoch konnte sie der süßen Verlockung nicht widerstehen, die Lorenz auf sie ausübte. Sie konnte nicht …
“Nein!”
Abrupt stieß er sie von sich und stolperte zwei Schritte zurück. In seinem Blick lag eine Mischung aus Erstaunen, Sehnsucht und Wut, bei der Lotte ein Schauer über den Rücken jagte.
Ihr war, als hätte man einen Eimer mit Eiswasser über ihrem Kopf ausgeleert.
Entsetzen breitete sich in ihr aus, als sie realisierte, was sie gerade getan hatte.
Sie räusperte sich angestrengt. “Ich … Wir …”
“Spar dir deine Ausflüchte”, fiel Lorenz ihr ins Wort. “Ich weiß genau, was du damit beabsichtigt hast. Aber ich kann dir versichern: Damit kommst du bei mir nicht durch.”
Lotte blinzelte irritiert. “Was? Ich … Wovon sprichst du eigentlich?”
“Du dachtest, indem du mich verführst, bringst du mich dazu, dich hier auf Kärlekholmen zu akzeptieren, was?” Er schüttelte den Kopf. “Aber da kennst du mich schlecht. Lass dir eines gesagt sein: So leicht lasse ich mich von dir nicht an der Nase herumführen!”
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging mit steifen Schritten in Richtung Schloss davon.
4. KAPITEL
A ls Lotte am nächsten Morgen die Küche von Kärlekholmen Slott betrat, wappnete sie sich innerlich für eine erneute Konfrontation mit Lorenz. Doch ihre Befürchtung erwies sich als unbegründet. Lediglich Petter saß am Frühstückstisch, vor sich eine dampfende Tasse Kräutertee und ein mit Marmelade bestrichenes Brötchen. Odin lag neben ihm auf dem Fußboden und begrüßte Lotte mit einem Schwanzwedeln.
“Guten Morgen”
, sagte er fröhlich. “Haben Sie gut geschlafen? Gefällt Ihnen Ihr Zimmer?”
Obwohl sie sich ganz und gar nicht danach fühlte, zwang Lotte sich zu einem Lächeln. Sie hatte eine ziemlich unruhige Nacht hinter sich, und entsprechend müde und zerschlagen fühlte sie sich heute Morgen. Doch Schuld daran trug gewiss nicht das wunderbare Zimmer in einem der Türme des Schlosses – und auch nicht das herrliche Himmelbett, das einer Prinzessin würdig gewesen wäre.
Nein, die Verantwortung dafür trug einzig und allein Lorenz.
Nachdem sich ihre Wege gestern Abend getrennt hatten, war sie fest entschlossen gewesen, nicht mehr an ihn zu denken. Doch dann
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