Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
auch einige meiner Ideen in die Umgestaltung des Gartens einfließen?”
“Wie ich schon sagte, ich …”
In diesem Moment fing das Walkie-Talkie, das er seit seiner Ankunft auf Kärlekholmen immer bei sich trug, an zu knistern und zu knacken. Dann drang Petters Stimme aus dem Lautsprecher des Geräts.
“Lorenz?”, rief er. “Hörst du mich? Bitte melde dich! Eine Katastrophe ist passiert! Die Agentur, die uns Leute für die Umgestaltung des Schlossparks schicken sollte, hat sich gemeldet: Sämtliche Männer sind in Streik getreten. Wo sollen wir auf die Schnelle jetzt bloß Ersatz herbekommen?”
Entsetzt riss Lorenz die Augen auf. Ohne die Arbeiter waren all seine schönen Pläne und Skizzen nichts als Schall und Rauch. Und jede Verzögerung drohte den ohnehin schon engen Zeitrahmen zu sprengen. Er nahm das Funkgerät und drückte die Sprechtaste. “Ich bin schon unterwegs”, sagte er und machte sich auf den Rückweg zum Schloss. Zu seinem Erstaunen folgte Lotte ihm. “Was willst du denn noch? Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, mich um dich zu kümmern!”
“Sei nicht albern!” Sie erwiderte seinen wütenden Blick fest. “Du vergisst wohl, dass ich von diesen Arbeitern genauso abhängig bin wie du. Wenn du denkst, ich halte mich stillschweigend zurück, während du alles allein in die Hand nimmst, hast du dich getäuscht.”
Weiße Gischt schäumte rechts und links des kleinen Motorboots auf, das pfeilschnell durch die bleigraue See in Richtung Festland schoss. Lotte saß auf einer schmalen Sitzbank hinter Lorenz, der am Steuer stand, und ließ sich den salzigen Wind ins Gesicht wehen.
Seit sie vor etwas mehr als einer Viertelstunde von Kärlekholmen aufgebrochen waren, hatten sie kaum mehr als zwei Worte miteinander gesprochen. Natürlich wusste Lotte, dass es Lorenz absolut nicht gefiel, dass sie ihn begleitete. Doch sie dachte gar nicht daran, sich von ihm so einfach das Ruder aus der Hand nehmen zu lassen. Auch ihr eigener Erfolg oder Misserfolg stand und fiel mit der Antwort auf die Frage, ob es ihnen gelang, kurzfristig neue Arbeiter für das Projekt Kärlekholmen Slott Gården zu gewinnen.
Ohne qualifizierte Helfer war es so gut wie unmöglich, ein so großes Projekt wie dieses zu stemmen. Sie brauchten die Arbeiter, um ihre Entwürfe in die Tat umzusetzen – und zwar je schneller, desto besser. Wenn sie den Umbau fristgemäß zum Abschluss bringen wollten, zählte jeder Tag. Verzögerungen konnten sie sich absolut nicht leisten.
“Willst du mir nicht endlich verraten, was du jetzt vorhast?”, fragte Lotte, als sie den Hafen des kleinen Fischerdorfs Bysvik erreichten und aus dem Boot stiegen. “Wäre es nicht sinnvoller gewesen, es zuerst anderswo zu versuchen?”
“Prinzipiell keine schlechte Idee”, entgegnete Lorenz kühl. “Das Problem ist nur, dass wir alle geeigneten Arbeiter aus der Umgebung nach Bysvik haben holen lassen. Du dürftest also im Umkreis von mehr als zweihundert Kilometern große Schwierigkeiten bekommen, geeignetes Personal aufzutreiben.”
“Oh!”, stieß sie überrascht aus. “Und was machen wir jetzt?”
“Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als mit den Leuten zu reden und herauszufinden, was eigentlich los ist. Denn ohne diese Männer ist der Umbau des Schlossparks vorbei, ehe er richtig begonnen hat. Wir werden den Termin nicht halten können, wenn wir das nicht in Ordnung bringen.”
Lotte musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, als er durch die verwinkelten kopfsteingepflasterten Gassen von Bysvik eilte. Das kleine Fischerdorf schien einem Bilderbuch entsprungen zu sein, so hübsch war es mit den gedrungenen mittelalterlichen Häusern und den kleinen Plätzen. Vor einer Schenke, über deren Tür ein Holzschild mit einem Weinfass darauf im Wind hin und her schaukelte, blieb Lorenz stehen.
“Da wären wir”, verkündete er.
Verständnislos sah Lotte ihn an. “Und was wollen wir hier?”
“Uns mit dem Mann unterhalten, der uns mit den streikenden Arbeitern helfen kann. Während du dich vorhin bei Tjaderborg über mein rüpelhaftes Benehmen beschwert hast, habe ich die Zeit genutzt, um mich über die gegenwärtige Lage zu informieren. Der Mann, der den Streik der Arbeiter anführt, heißt Carl Nörström. Ich habe mir erlaubt, ihn zu einem Gespräch hierher zu bitten. Oder hast du vielleicht etwas dagegen?”
“Nein”, erwiderte Lotte kleinlaut. Zu ihrer Schande musste sie zugeben, dass sie auf diesen Gedanken überhaupt
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