Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Mann die Bahnhofshalle betrat. Sie erstarrte.
    “Lorenz?”
    Als er sie erblickte, fingen seine Augen an zu leuchten. Er trat auf sie zu und ergriff ihre Hände. “Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe! Ich habe die ganze Umgebung nach dir abgesucht, bis mir jemand sagte, dass er dich hier gesehen hat. Bitte, komm mit, ja? Wir müssen miteinander reden.”
    Doch Lotte schüttelte den Kopf und entwand sich seinem Griff. “Nein, es gibt nichts mehr zu bereden! Mein Flug nach Dubai wartet. Bitte lass mich in Ruhe.” Damit wandte sie sich ab, doch Lorenz folgte ihr.
    “Lotte, ich liebe dich!”
    Langsam drehte sie sich um. “Was hast du gesagt?”, stieß sie heiser aus.
    “Ich sagte, ich liebe dich”, wiederholte er. Doch obwohl sie sich genau nach diesen Worten schon seit einer kleinen Ewigkeit sehnte, konnte sie nicht daran glauben. Dasselbe hatte er vor fünf Jahren schon einmal zu ihr gesagt – und was war geschehen? Außerdem – wie konnte er ihr sagen, dass er sie liebte, wo er doch schon bald heiraten würde?
    “Und was ist mit Tatjana und deiner kleinen Tochter?”, fragte sie mit von Tränen erstickter Stimme. Es war, als würde ihr das Herz in der Brust entzweigerissen. “Sie und du …”
    “Nein”, antwortete er mit ernster Stimme. “Tatjana hat gelogen. Sie hat von meinem Auftrag für das Königshaus gehört und angenommen, dass ich zu Geld gekommen wäre. Darum stand sie heute vor meiner Tür. Sie wollte sehen, ob bei mir etwas zu holen ist, und als du plötzlich aufgetaucht bist …”
    “Heißt das, ihr seid nicht …?”
    “Genau das heißt es!” Lächelnd nahm er wieder ihre Hand. “Du hast dafür gesorgt, dass ich für alle Zeiten blind für andere Frauen bin. Es gab nie eine andere für mich.”
    “Für mich auch nicht”, erwiderte Lotte leise. “Und ich habe dich auch nicht an Viggo Tjaderborg verraten, das musst du mir glauben!” Lotte schluckte mühsam. In ihrem Kopf schwirrte es, während sie in Lorenz’ Augen sah. Als er sie dann plötzlich, mitten in der belebten Bahnhofshalle, in seine Arme zog, klopfte ihr Herz so heftig, als wollte es zerspringen.
    “Ich liebe dich, Lotte. Ich liebe dich und kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen.” Er küsste sie sanft auf den Mund, und sie öffnete die Lippen, als er sie leicht mit der Zungenspitze berührte. Unbeschreibliche Wärme durchflutete sie und schwemmte die Kälte und den Kummer davon, die sie bis dahin erfüllt hatten. “Und deshalb frage ich dich jetzt: Willst du meine Frau werden?”
    Einen Moment konnte sie ihn nur ungläubig anschauen, dann glitt ein Strahlen über ihr Gesicht. “Ja!”, stieß sie überglücklich aus. “Ja, ich will!”
    Nach dieser Antwort küsste sie ihn so stürmisch, dass die Passanten, die an ihnen vorbeieilten, spontan stehen blieben und applaudierten. Doch das hörten Lotte und Lorenz überhaupt nicht, dazu waren sie viel zu sehr mit sich beschäftigt.

EPILOG
    S echs Monate später
    Als Lotte an diesem Morgen erwachte, ging die Sonne gerade über dem Forsjö-Tal auf. Neben ihr im Bett lag Lorenz, der noch friedlich schlummerte. Im Schlaf lag ein Lächeln auf seinem Gesicht, und sie verspürte den unwiderstehlichen Drang, ihn zu berühren, doch sie hielt sich zurück.
    Dies würde der schönste Tag ihres Lebens werden. Ihre ganze Familie und all ihre Freunde waren seit gestern auf dem Anwesen ihrer Eltern versammelt, um heute mit Lorenz und ihr Hochzeit zu feiern. Doch vorher musste Lotte unbedingt noch etwas erledigen.
    Leise, um den Mann, mit dem sie nachher vor den Traualtar treten würde, nicht zu wecken, stieg sie aus dem Bett und zog sich an. Dabei glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Noch vor Kurzem wäre Lorenz unter dem Dach ihrer Eltern unerwünscht gewesen. Doch inzwischen hatten sie sich ausgesprochen. Sogar ihr Vater hatte seinen Fehler eingesehen und sich bei Lorenz entschuldigt.
    Jetzt stand ihrem gemeinsamen Glück wirklich nichts mehr im Weg. Sie würden auf Fjälldal Gard, das inzwischen teilweise zu einer Ferienpension umgebaut worden war, leben und arbeiten. Ihre kleine Gärtnerei in Deutschland hatte sie ihrer Freundin Clarissa überlassen – schuldenfrei. Das hatte sie sich, nachdem Viggo Tjaderborg nach Dubai abgereist und seine Entscheidung, Lorenz zu kündigen, von höchster Stelle revidiert worden war, problemlos leisten können.
    Mit seinem großen Traum war Tjaderborg, wie Lotte und Lorenz inzwischen wussten, gescheitert. Das Hotel in