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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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momentan bei ihr. Ich bringe es noch nicht übers Herz.«
    »Das ist vollkommen in Ordnung. Ich habe auch noch nicht mit ihr gesprochen.« Um sich zu beschäftigen, schenkte sich Eve, auch wenn sie nicht die Absicht hatte, ihn tatsächlich zu trinken, ebenfalls einen Kaffee ein. »Wir alle sind von seinem Tod total erschüttert. Ich hatte keine Ahnung, dass er herzkrank war.«
    »Das wusste niemand«, antwortete Feeney leise. »Keiner von uns hat es gewusst.«
    Eine Hand auf Feeneys Schulter, sah sich Eve in der überfüllten, überhitzten Halle um. Wenn ein Kollege im Dienst ums Leben kam, hatten sie die Möglichkeit, wütend zu sein und sich darauf zu konzentrieren, den Schuldigen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn sich der Tod jedoch heimlich von hinten an jemanden heranschlich, konnte man niemandem einen Vorwurf machen. Und niemanden bestrafen.
    Der gesamte Raum war von einer Atmosphäre der Hilflosigkeit erfüllt, einer Hilflosigkeit, die sie selbst ebenfalls empfand. Schließlich konnte man weder mit seiner Waffe noch mit der geballten Faust etwas gegen das Schicksal ausrichten.
    Der Leiter des Bestattungsinstituts lief in seinem altmodischen schwarzen Anzug und mit einem derart wächsernen Gesicht, dass er aussah wie einer seiner Kunden, durch die Gegend und sprach den Anwesenden mit ernster Miene tröstende Worte zu. Eve dachte, lieber stünde sie einer aufrecht sitzenden und boshaft grinsenden Leiche gegenüber als sich diese Platitüden anhören zu müssen.
    »Warum gehen wir nicht zusammen zu seiner Familie hinüber?«
    Auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, nickte Feeney und stellte die noch volle Kaffeetasse vorsichtig auf den Tisch. »Er hat dich gern gehabt, Dallas. >Das Mädchen hat Nerven wie Stahl und einen erstaunlich wachen Geist<, hat er immer zu mir gesagt, und dass er, wenn er jemals in der Klemme säße, gern von dir den Rücken freigehalten bekäme.«
    Auch wenn Eve diese Worte überraschten und erfreuten, verstärkten sie doch gleichzeitig die Trauer. »Ich hatte keine Ahnung, dass er so von mir dachte.«
    Feeney sah sie an. Sie hatte ein nicht wirklich schönes, so doch interessantes Gesicht, das mit seinen Ecken und Kanten und dem kleinen Grübchen mitten auf dem Kinn die Blicke der Männer auf sich zog. Der eindringliche und gleichermaßen skeptische Blick der Polizistin ließ Feeney oft vergessen, dass in ihren goldbraunen Augen häufig ein überraschend warmer Glanz lag. Ihr Haar hatte dieselbe seidig weiche Farbe, leider jedoch säbelte sie für gewöhnlich selbst daran herum, sodass von einem ordentlichen Schnitt ganz sicher nicht gesprochen werden konnte. Sie war groß und schlank und überraschend zäh.
    Vor weniger als einem Monat hatte er sie angetroffen, als sie zerschunden und blutüberströmt, die Waffe jedoch immer noch fest in ihrer Hand, zur Rettung ihres eigenen Mannes angetreten war.
    »So hat er von dir gedacht. Und so denke ich ebenfalls von dir.« Als sie verwundert blinzelte, straffte er die für gewöhnlich schlaff herabhängenden Schultern. »Also, gehen wir und reden mit Sally und den Kindern.«
    Sie schoben sich durch das Gedränge in der Halle, deren Ambiente aufgrund der unechten dunklen Holzpaneele, der schweren roten Vorhänge und des süßlichen Gestanks allzu vieler in einen viel zu kleinen Raum gestopfter Blumen allzu bedrückend war.
    Eve fragte sich, weshalb Tote immer inmitten von zahllosen Blumen und schweren roten Stoffen aufgebahrt wurden. In welcher uralten Zeremonie hatte dieses Brauchtum seinen Ursprung und weshalb klammerten sich die Menschen derart verzweifelt an dieses Ritual?
    Sie war sich sicher, wenn ihre Zeit gekommen wäre, würde sie nicht in einem überhitzten, mit halb verrotteten Blumen voll gestopften Raum von ihren Lieben und ihren Kollegen verabschiedet werden wollen.
    Dann sah sie Sally, die von ihren Kindern und Enkeln gestützt wurde, und ihr wurde klar, derartige Riten waren für die Lebenden. Den Toten waren sie egal.
    »Ryan.« Sally streckte ihre kleinen, beinahe feengleichen Hände aus, ließ sich von Feeney auf die bleiche Wange küssen und schloss dabei kurz die Augen.
    Sie war eine schmale, sanfte, wie Eve immer gedacht hatte, zart besaitete Frau. Doch um als Polizistengattin über vierzig Jahre lang den Stress dieses Berufs zu überstehen, hatte sie sicher Nerven wie Drahtseile gebraucht. Über ihrem schlichten schwarzen Kleid trug sie an einer Kette den Ring, der ihrem Mann anlässlich seines

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