Der Kuss des Verfemten
zu einer Schüssel mit sauer eingelegtem Gemüse und stopfte es gierig mit den blanken Fingern in den Mund.
Mathilda hob die Augenbrauen. »Du bist dir sicher, dass du eine Krankheit am Magen hast?«
Isabella unterbrach ihr gieriges Essen und blickte erstaunt auf. »Wieso?«
»Ach nichts!«
Rudolf, der sich die ganze Zeit mit Martin unterhalten hatte, wandte sich seiner strahlenden jungen Frau zu.
»Nun kann ich dir doch ein Dach über dem Kopf bieten, mein süßer Rotfuchs«, sagte er und blickte sie mit seinen warmen, braunen Augen liebevoll an. »Unser Glück ist rundum perfekt.« Er küsste sie innig und legte den Arm um sie.
»Ich hätte dich auch geliebt, wenn unser Haus der Rücken eines Pferdes und unser Reich die Straße gewesen wäre«, erwiderte sie.
Isabella wandte verlegen den Blick ab. Aber sie freute sich ehrlichen Herzens für Mathilda. Die Zeit, da sie ihr das Glück neidete, war lange vorüber. Jetzt konnte sie selbst nachfühlen, wie wunderschön die Liebe war.
Martin hatte dem Brautpaar ein Zimmer richten lassen mit einem wunderschönen Bett, über das sich ein Baldachin aus Stoff spannte. Die Männer an der Tafel rissen derbe Witze über die Hochzeitsnacht, dass die Damen heftig erröteten. Doch Mathilda war nicht auf den Mund gefallen. Sie erhob sich und strich mit der Hand über ihren Bauch.
»Gibt es einen besseren Beweis für seine Manneskraft als diesen?«, fragte sie lachend.
Die Damen kicherten, und die Männer klopften zustimmend mit den Knöcheln auf den Tisch.
»Nun, Martin, jetzt bist du an der Reihe, um zu zeigen, was in deinen Lenden steckt«, scherzte Rudolf.
»Oh, ich mühe mich redlich jede Nacht«, erwiderte Martin und hob seinen Weinbecher. »Die Burg ist groß und hat viel Platz für meine Nachkommen!«
»Auf deine Nachkommen!« Rudolf trank ihm zu, und alle anderen erhoben ebenfalls ihre Becher und Pokale.
Isabellas Gesicht erhitzte sich von diesen direkten Späßen. Sie beugte sich zu Mathilda herüber.
»Sag mal, woran merkt man denn, dass man schwanger ist?«
Mathilda riss die Augen auf. Ihr Finger zeigte auf die leere Gemüseschüssel. »Wie lange geht das schon so?«, fragte sie.
»Was?«
»Dein Heißhunger auf Saures!«
»Was hat das denn damit zu tun?«, fragte Isabella verblüfft. »Noch nicht lange, etwa seit zwei, drei Wochen. Aber ich esse doch auch andere Sachen, Honigplätzchen und Essigheringe und …«
»Und wie lange hast du dein Mondblut nicht mehr bekommen?«
»O mein Gott!«
Mathilda beugte sich noch weiter zu Isabella herüber, und ihre Köpfe berührten sich bereits. Sie spürte Isabellas heiße Stirn. »Schon das zweite Mal ist es ausgeblieben. Ich dachte, es wäre die Aufregung …«
»Wirst du es ihm sagen?«, wollte Mathilda wissen.
Isabella schüttelte den Kopf. »Erst wenn ich mir ganz sicher bin. Ist es dir auch so gegangen?«
»Und wie! Ich habe mich jeden Morgen erbrochen, dass es sogar Rudolf ganz bange geworden ist. Eine alte Frau, die mich untersuchte, hat uns beide ausgelacht. Es vergeht nach einiger Zeit wieder, und dann fühlt man sich wunderbar.«
Isabella pustete hörbar die Luft aus. »Also bin ich gar nicht krank?«
»Nein, ganz bestimmt nicht! Du kannst dich glücklich schätzen!«
»Ich freue mich so!« Die beiden Frauen umarmten sich.
»Was habt ihr denn für Geheimnisse?«, wollte Rudolf wissen.
»Frauensache!«, erwiderte Isabella lachend.
Mathilda zog unwillig die Augenbrauen zusammen und deutete auf den Weinbecher, der schon wieder leer war. »Auch wenn ich vorhin deine Manneskraft gelobt habe, verspreche ich mir trotzdem noch einiges von unserer Hochzeitsnacht. Glaubst du, dass du nach dem Weingenuss noch deinen Mann stehen kannst?«
Rudolfs Mund blieb offen stehen. »Hast du das gehört?«, fragte er zu Martin gewandt. »Kaum ist man verheiratet, schon steht man unter der Fuchtel seiner Frau. Ich trinke doch nur auf dich, mein Liebling!«
Rudolf wankte allerdings bedenklich, als er sich erhob. »Feiert weiter, meine Gäste!«, rief er. »Ich habe jetzt eine wichtige Aufgabe zu erledigen, und ich will meine süße, kleine Frau nicht enttäuschen!« Er hob Mathilda kurzerhand auf die Arme und verließ unter dem lautstarken Beifall der Gäste den Rittersaal.
Isabella blickte ihnen seufzend nach.
»Bist du neidisch?«, fragte Martin.
Sie lachte, und ihre Zungenspitze huschte flink über ihre Lippen, wo sie eine feuchte Spur hinterließ. »Nein, denn ich weiß, was du kannst.«
Martin schob den
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