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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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höfischen Rituale vor, und Zweitens hatte er den Zauberer seit seiner wundersamen Heilung nicht wiedergesehen. Vielleicht war er still und bescheiden weitergezogen.
    Diener traten hinzu und schlossen den Deckel des Sarges, nachdem Martin und Isabella einen letzten Blick auf den Toten geworfen hatten. Dann hoben sie ihn an und trugen ihn hinunter in die Gruft unter der Kirche, in der bereits die herzoglichen Vorfahren und auch Isabellas Mutter begraben lagen.
    Der Sarg wurde in einen mächtigen, steinernen Sarkophag herabgelassen, der mit dem Wappen des Herzogs und einer lateinischen Inschrift geschmückt war. Zuletzt senkte sich der schwere, steinerne Deckel darauf.
    Isabella schluckte schwer, als sich der Sarkophag mit einem dumpfen Laut schloss. Mit einer kleinen, hilflosen Geste strich sie über den kalten Stein und nahm endgültig Abschied von ihrem Vater.
    *
    Einige Schlucke gewürzten Weins brachten Isabellas Lebensgeister wieder zurück, und nun saß sie aufrecht und stolz auf dem mit Schnitzereien geschmückten Stuhl, auf dem ihre Mutter vor Jahren an der Seite ihres Gatten gesessen hatte. Und neben ihr saß Martin auf dem Thron ihres Vaters. Im Rittersaal waren alle wichtigen Menschen versammelt, die Martin zum Antritt seiner neuen Würde benötigte, die zwanzig Ritter des Rates, die Verwalter der Ländereien, Waffenmeister, Stallmeister und als Wichtigster der Schatzmeister.
    Martin erhob sich und blickte allen Anwesenden fest in die Augen.
    »Es ist wenig Zeit zum Trauern und Wehklagen, das Leben fordert sein Recht«, sagte er. »Deshalb will ich mich ohne Zögern der Regelung wichtiger Angelegenheiten widmen.« Er blickte auf den leeren Stuhl in der Reihe des Ritterrates. »Noch vor zwei Tagen war ich stolz und geehrt, dass mein Wappen die Wand über meinem Platz im Rat der weisen Ritter ziert. Nun ist dieser Platz wieder verwaist. Mein Platz ist jetzt hier, an der Seite meiner tapferen Gattin, um die Geschicke des Herzogtums in die Hand zu nehmen. Doch dieser Platz im Rat der Weisen ist zu wertvoll, als dass er frei bleibt. Ich brauche für meine neue Aufgabe mutige und kluge Ritter, die mir zur Seite stehen. Zwanzig edle Ritter haben mir ihre Treue geschworen. Doch ich möchte, dass es einen einundzwanzigsten Ritter gibt, der mir zur Seite steht. Ritter Rudolf von Kiebitzmark, tretet vor!«
    Überrascht und mit fragendem Blick löste sich Rudolf aus der Versammlung und trat vor die herzogliche Empore. Martin blickte in feierlichem Ernst auf ihn herab.
    »Es gibt einen Ritter in meinem Leben, dem ich mehr verdanke als nur Kampfesmut, Ritterlichkeit und Freundschaft. Es ist seine Klugheit, seine Besonnenheit und seine unverbrüchliche Treue, die mir mehr als einmal das Leben gerettet und mich vor Torheiten bewahrt hat. Ohne ihn, das kann ich zu Recht sagen, hätte ich mein festes Ziel, rehabilitiert zu werden, wohl niemals erreicht.«
    Rudolfs Augen irrten verlegen zwischen Martin und Isabella hin und her, und eine sanfte Röte zog sich über seine Wangen. Isabella lächelte ihm aufmunternd zu.
    »Ritter Rudolf von Kiebitzmark, da Ihr gleich mir wieder in Stand und Ehren seid, biete ich Euch diesen Platz im Rat der Ritter an. Wollt Ihr mir auch weiterhin die Treue halten, wie Ihr sie mir fast mein ganzes Leben gehalten habt?«
    Rudolf beugte das Knie und senkte den Kopf. »Ja, mein Herzog, ich schwöre Euch Treue bis in den Tod«, erwiderte er.
    Martins beherrschte Gesichtszüge wurden plötzlich weich. »Ihr habt in all den Jahren auf alles verzichtet, was das Leben eines Ritters ausmacht, nur um mir die Treue zu halten, mich in meinem Kampf zu unterstützen, stets mein Leben zu teilen. Es ist an der Zeit, dass ich Euch ein wenig von dem zurückgebe, was Ihr mir gegeben habt. Niemals werde ich die Schuld gänzlich abtragen können, in der ich bei Euch stehe, aber das Mindeste, was ich tun kann, ist, Euch mein altes Lehen zu übergeben.«
    Er streckte seine Hände vor und legte sie in Rudolfs Hände. Der hatte überrascht den Kopf gehoben, und seine braunen Augen versanken in Martins Blick. Martin lächelte. »Es wird Zeit, dass du Mathilda zum Altar führst, sonst ist Euer Kind noch vorher auf der Welt«, flüsterte Martin und verkniff sich ein Grinsen. Laut sagte er: »Ritter Rudolf von Kiebitzmark, hiermit übergebe ich Euch mein ehemaliges Lehen mit der Burg, den dazugehörigen Ländereien von sechsundvierzig Hufen Größe, dazu sieben Dörfer und Wälder zur Jagd. Euer Dienst als mein Vasall besteht

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