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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Blut in Deinen Adern sein. Und der Weg auf den höchsten Stuhl des Reiches steht Dir offen. Möge Gott Dich beschützen!
    Deine Mutter Herzogin Isolde in Liebe.«
    Erschüttert ließ Isabella die Briefe sinken. Sie war die Tochter des großen Kaisers Friedrich Barbarossa!
    *
    Isabella presste ihre Hände gegen ihr wild klopfendes Herz, ohne es beruhigen zu können. Welche Zukunft stand ihr da bevor! Sie wäre Anwärterin auf den Thron des Kaiserreiches!
    Völlig versunken hatte Isabella die Zeilen gelesen. Nun verschleierten Tränen ihren Blick.
    Mutter! Vater! Wie unrecht hatte sie doch ihrem Vater getan, als sie ihn als senilen Trottel betrachtete. Was für ein gütiger Mensch war er in Wirklichkeit! Viel zu gut für diese Welt!
    Und erst ihre Mutter, wie sehr musste es sie gequält haben zu erfahren, dass sie das Kind eines anderen unter dem Herzen trug. Doch sie schämte sich nicht, sondern stand dazu wie eine Heldin! Und der Herzog hatte sie dabei unterstützt!
    »O mein Gott!«, schluchzte Isabella auf. Wie gern hätte sie ihren Vater ans Herz gedrückt, ihm gesagt, wie lieb sie ihn hatte, auch wenn er gar nicht ihr leiblicher Vater war. Er hatte sein Geheimnis mit ins Grab genommen.
    Langsam kam sie wieder zu Atem. Sie hörte das Blut in den Ohren rauschen. Und sie bekam plötzlich das Gefühl, dass ihre Lungen platzen wollten. Sie musste es jemandem erzählen! Und der Erste, der es erfahren sollte, war Martin!
    Sie sprang auf, um zu ihm zu eilen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie einen schwarzen Schatten, der hinter einer Säule hervorkam und auf sie zuflog. Dann lag sie in den Armen von Rupert de Cazeville!
    Ihren erschreckten Aufschrei erstickte er mit seiner Hand auf ihrem Mund. Seine schwarzen Augen blickten sie halb belustigt, halb tadelnd an. »Keinen Ton!«, zischte er.
    Unter seinem festen Griff versuchte Isabella ihm verständlich zu machen, dass sie nicht schreien würde. Zögernd lockerte er seinen Griff, ohne sie vollständig loszulassen.
    »Wie kommt Ihr hier herein?«, war Isabellas erste Frage, doch de Cazeville schien sie überhört zu haben.
    »Nun wisst Ihr also Bescheid«, sagte er stattdessen zu ihr.
    Ihre Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren. »Ihr wisst davon?«, fragte sie fassungslos. Er nickte. »Was wollt Ihr?«
    »Da fragt Ihr noch? Einige Leute im Gefolge des Kaisers sehen mit großem Unbehagen, dass es ein kleines, blondes Mädchen gibt, das seine zarten Finger nach dem höchsten Stuhl im Reich ausstreckt. Und selbst dem Kaiser Heinrich gefällt es keineswegs, jetzt, wo ihm seine Gattin einen Sohn geboren hat.«
    »Wer schickt Euch?«
    »Der Großkanzler! Eben der Kanzler, der damals diesen Brief aufgesetzt hat mit der Unterschrift Barbarossas. Er hat all die Jahre darauf geachtet, dass die Stabilität des Reiches auch nach dem Tod des Kaisers und seines Sohnes gewahrt blieb. Heinrich macht seine Mission nicht schlecht. Er hat in Italien alle Hände voll zu tun, und hier ist es wirklich erstaunlich ruhig. Und das soll so bleiben. Thronquerelen würden das ganze Reich der Staufer ins Wanken bringen. Vielleicht würde es sogar zerbrechen.«
    »Aber dieses Recht steht mir zu!«, verteidigte sich Isabella. »Auch wenn ich kein eheliches Kind des Kaisers bin, so hat er mich doch als legitim anerkannt!«
    »Er war sehr gutmütig, der alte Mann«, gab de Cazeville zu. »Einer seiner wenigen Fehler!«
    »Und was habt Ihr vor?«
    De Cazeville seufzte, und sein Gesicht drückte tiefstes Bedauern aus. »Solange Ihr Euch in der Geborgenheit des Klosters befandet, wart Ihr keine Gefahr. Leider hat Euch Euer seniler Vater zu sich geholt. Für das Herzogtum ist es ein Segen, dass ein junger, kräftiger und entschlossener Ritter die Nachfolge antreten wird. Aber Ihr, liebe Isabella, habt nun Eure Schuldigkeit getan. Eigentlich solltet Ihr schon viel eher sterben, aber ich hielt es für besser, dass Martin Euer Gemahl wird, um Herzog zu werden. Gundram wäre wirklich nicht der Richtige dafür gewesen.«
    »Ihr wollt mich töten?«, fragte sie entsetzt.
    »Natürlich!« De Cazeville blieb völlig gelassen. »Es ist das Beste für alle!«
    »Wer seid Ihr? Ein bezahlter Mörder?«
    »Oh, welch harte Worte aus dem Mund eines so zarten Wesens«, spottete de Cazeville. »Es gibt nur den Jäger und den Gejagten. Man ist entweder das eine oder das andere. Etwas dazwischen gibt es nicht. Ich bin immer der Jäger, und ich werde es tun, weil ich die sicherste Methode des Tötens

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