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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Becher beiseite. Nichts hielt ihn jetzt mehr an der Tafel. Er unterdrückte das heftige Flirren in seinen Eingeweiden. Unter dem Gejohle der schon reichlich angetrunkenen Gäste nahm er Isabella an die Hand und zog sie mit sich hinaus. »Ich halte es nicht mehr aus!«, stöhnte er voll Verlangen, bevor die Tür ihres Gemaches mit lautem Krachen ins Schloss fiel.
    *
    Martin und Isabella standen im offenen Burgtor und schauten dem langen Zug nach, der sich wie ein dunkler Wurm durch die sattgrünen Wiesen schlängelte. Immer wieder winkte Isabella mit einem weißen Tuch, doch die Davonziehenden waren schon zu weit entfernt.
    Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln. »Dir wäre es lieber gewesen, wenn Mathilda hiergeblieben wäre, nicht wahr? Dann hättest du mehr Gesellschaft, denn ich werde in der nächsten Zeit allerhand zu tun haben.«
    Beruhigend legte sie ihre Hand auf seinen Arm. »Ich verstehe ihre Beweggründe, dass sie an Rudolfs Seite bleiben will. So eine innige Liebe gibt es selten. Liebende soll man nicht trennen.«
    »Nein, da hast du recht.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Außerdem weiß ich mich zu beschäftigen, es gibt auch für mich genügend Aufgaben. Langeweile kenne ich nicht. Meine drei Gesellschaftsdamen habe ich auch, die für meine Zerstreuung sorgen werden. Außerdem will ich mich endlich um den Nachlass meiner Mutter kümmern. Durch die ganzen Aufregungen bin ich noch gar nicht dazu gekommen. Weißt du, ich glaube, dass sie eine ähnlich tiefe Liebe zu meinem Vater empfunden hat. Das ist der Grund, warum mein Vater nie wieder eine andere Frau zu seiner Gemahlin gemacht hat.«
    »Reich ist, wer so lieben kann«, erwiderte Martin versonnen. Langsam schlenderten sie zurück in die Burg. »Und nun beginnt der Alltag!«
    »Oh, du wirst dich auch nicht über Langeweile beklagen können. Morgens wirst du sicher ausreiten oder jagen, über den Tag Sport, Reit- und Waffenübungen betreiben, Inspektionen, Beratungen, Empfang von Gästen …«
    »Hör auf«, lachte Martin. »Aber ich verspreche dir, der Abend gehört der Geselligkeit. Wir werden Musik machen, dichten, uns mit Brettspielen unterhalten, du erzählst mir von deinen aufregenden Tagesereignissen …«
    Isabella taumelte ein wenig, und Martin stützte sie. Besorgt blickte er sie an.
    »Du bist sehr blass, mein Herz, bist du krank?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf, und eine sanfte Röte kehrte in ihr Gesicht zurück. »Nein, ganz bestimmt nicht. Und diese kleine Schwäche vergeht bald wieder.«
    Sie konnte Martin mit ihren Worten allerdings noch nicht beruhigen. »Du solltest dich etwas zurückziehen und ausruhen«, meinte er.
    Isabella war einverstanden. Martin begleitete sie bis zu den Frauengemächern, deren Zutritt auch ihm nur im Ausnahmefall gestattet war. Ein wenig verlegen stand sie vor ihm, und ihre Zungenspitze fuhr wieder über ihre Lippen.
    Martin atmete tief durch, als er es bemerkte und zog sie an sich. Er küsste sie zärtlich. »Bedrückt dich etwas? Dann sag es mir!«
    »Bedrücken? O nein! Ich habe ein kleines Geheimnis.«
    »Verrätst du es mir?«
    »Bald!« Sie hob sich auf die Zehenspitzen, drückte einen Kuss auf seine Lippen und entschwand hinter der großen Tür.
    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht entfernte Martin sich.
    *
    In den Frauengemächern befand sich niemand, und Isabella war froh darüber. Sie konnte das Geschnatter ihrer Gesellschaftsdamen nicht ertragen. Ein wenig wehmütig war ihr ums Herz, weil Mathilda sie nun verlassen hatte. Doch spätestens, wenn Mathildas Kind geboren war, würde sie sie besuchen. Und dann würde es wahrscheinlich auch bald so weit sein, dass sie selbst …
    Sie unterdrückte den Gedanken und lächelte still in sich hinein. Gemächlich begab sie sich in die letzte Kammer der Gemächer, wo die beiden verschlossenen Schreine standen. Sie zog den Schlüssel unter ihrem Gewand hervor und öffnete die schweren Schlösser. Ihr Blick fiel auf die kleine Truhe aus dunklem Holz.
    Muscheln und Bernstein verzierten den Deckel. An mehreren Stellen schimmerten die Bruchstücke.
    Gunilla! Mit angehaltenem Atem hob sie die Schatulle heraus und trug sie in das große Kaminzimmer. Sie setzte sich an den Tisch, stellte sie vorsichtig auf die Platte. Es musste eine besondere Bewandtnis damit haben. So hübsch die Truhe auch aussah, so war sie doch keineswegs so kostbar, dass sich ein Diebstahl lohnen würde.
    Andächtig entriegelte sie den Deckel und klappte sie

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