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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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fragend an.
    »War nur ’n Scherz.«
    Johannes Peters war nun vollends verwirrt. Die Kollegen von der Mordkommission schienen ja echte Scherzkekse zu sein. Dabei lag doch nur ein paar Schritte weiter eine tote Frau. Unglaublich, wie man so abstumpfen kann. Vielleicht waren sie auch nur aufgeblasene Wichtigtuer. Von der Sorte kannte er in seinem Kollegenkreis mehrere.
    »Ich, äh …« Peters verkniff sich eine bissige Bemerkung. »Wer die Frau gefunden hat? Das war …« – er beugte sich sichtlich nervös ins Fahrzeuginnere – »… wie ist noch mal Ihr Name?«
    Frank drängte sich neben Peters und sah durch die Seitenscheibe des Streifenwagens. Dann schlug er mit der flachen Hand aufs Autodach. »Mensch Josef, altes Haus. Komm raus.«

VI.
    »Na, Schatz, was hast du heute vor? Gut geschlafen?« Wie immer hatte sie ihn die erste Tasse Kaffe alleine trinken lassen und in der Küche Radio gehört. Nun setzte sie sich unverbindlich lächelnd an den Frühstückstisch und griff nach der Kaffeekanne, um ihm nachzuschütten.
    Christa Böskes achtete streng auf Rituale und Umgangsformen. Der Frühstückstisch war wie an jedem Morgen sorgfältig gedeckt. Und obwohl es erst sieben Uhr in der Frühe war, stand natürlich auch heute ein Strauß frischer Blumen in der Mitte des großen Eßtisches. Böskes hat bei dem Anblick der frischen Tulpen nur mit dem Kopf geschüttelt. Tulpen im November. Wo sie die nur her haben mochte, vermutlich von Reimann, wie alle ihre Blumen.
    Das leichte Rosa der Blumen paßte perfekt zum englischen Frühstückservice. Im geflochtenen Brotkörbchen lagen frische Brötchen. Daneben standen Honig und Marmelade in eigens dafür vorgesehenen kleinen Porzellantöpfchen. Auf zwei Desserttellern waren Aufschnitt und Käse mit Petersilie sorgfältig arrangiert.
    Ein bißchen viel Aufwand nur für sie beide, nicht nur für diesen Morgen, dachte er. Dieter Böskes hatte eigentlich keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Wie jeden Morgen. Aber seine Frau hatte halt andere Maßstäbe. Schon als Dieter Böskes noch ein einfacher Angestellter in der kleinen Baufirma in Kaldenkirchen war, hatte sie stets auf Etikette geachtet. Oder auf das, was sie dafür hielt, dachte Böskes abfällig. Ihm ging das vornehme Getue seiner Frau auf den Wecker. Ihm würde auch ein einfaches Frühstück in der Küche reichen. Nicht nur, daß seine Frau das Eßzimmer mit dem Frühstückszimmer eines gediegenen Hotels verwechselte, sie verlangte auch, daß er sich im Jackett an den Tisch setzte.
    »Nun erzähl schon«, drängte seine Frau. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Laß dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.« Sie setzte sich aufrecht. »Bist du eigentlich heute abend mit deinen Parteifreunden im Quellensee verabredet? Oder trefft ihr euch erst morgen?«
    »Meine Güte, kannst du mich nicht einmal in Ruhe die Zeitung lesen lassen? Nur einmal. Bitte.« Böskes ließ ärgerlich den Lokalteil der Rheinischen Post sinken. Er hatte keine Lust, mit ihr seine Termine und Verabredungen zu diskutieren. »Wir sind morgen Abend verabredet. Und es sind nicht die Parteifreunde, wie du sie nennst. Wir haben Vorstandssitzung der Brauchtums-Freunde. Und heute abend habe ich noch ein Arbeitsessen auf Schloß Krickenbeck. Reicht das? Aber das habe ich dir auch schon mehr als einmal erzählt. Hör doch zur Abwechslung einfach mal zu, wenn ich mit dir rede.«
    Christa Böskes drehte ihre Perlenkette zwischen den Fingern, nahm das Kinn noch ein Stück höher, sah durch das große Eßzimmerfenster hinaus in den Garten und schwieg. Er konnte sie nicht mehr verletzen. Er nicht. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte in der Dunkelheit die schiefen Stümpfe der gestutzten Kopfweiden zu erkennen. Ihr Leben und die trostlose abgestorbene Natur da draußen vor ihrer Terrasse, wo war da der Unterschied? Mehr als einen kalten Herbst und einen toten Winter hatte sie nicht mehr von ihrem Mann zu erwarten, dachte sie bitter. Aber das war für sie an diesem kalten Morgen keine neue Erkenntnis. Sie hatte sich schon vor Jahren damit abgefunden.
    Dabei hatte Christa Böskes sich ihr Leben anders vorgestellt. Am Anfang ihrer Beziehung hatten sie und ihr Mann viele Pläne geschmiedet, nächtelang durchgerechnet, ob und wann sie sich mit einem eigenen Baugeschäft würden selbständig machen können. Ob die Kredite bewilligt und die Kontakte in die Nettetaler Verwaltung oder in die Viersener Kreisverwaltung weit genug

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