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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ihnen die Verzweiflung derer schildern, die ihn um seiner selbst willen geliebt haben.«
    »Wo ist denn seine Tabakdose?« fragte die Fosseuse.
    »In Grenoble in einer Schachtel,« antwortete der Major.
    »Ich komme sie mir anschauen, wenn Sie's mir erlauben. Sagen, daß Sie etwas besitzen, was er in seinen Händen gehabt hat ... Er hatte eine schöne Hand?«
    »Eine sehr schöne.«
    »Ist es wahr, daß er gestorben ist? Dort; sagen Sie mir bitte die Wahrheit.«
    »Ja gewiß, er ist tot, mein armes Kind.«
    »Ich war 1815 so klein, daß ich immer nur seinen Hut habe sehen können; auch wär' ich beinahe dabei erdrückt worden in Grenoble.«
    »Das ist mir ein guter Sahnekaffee,« sagte Genestas. – »Nun, Adrien, gefällt dir das Land hier? Wirst du das Fräulein besuchen?«
    Das Kind antwortete nicht; es schien Angst zu haben, die Fosseuse anzusehen. Benassis ließ nicht nach, den jungen Mann zu beobachten, in dessen Seele er zu lesen schien.
    »Gewiß wird er sie besuchen,« sagte Benassis. »Aber kehren wir nach Hause zurück, ich muß eins meiner Pferde holen, um einen ziemlich langen Weg zu reiten. Während meiner Abwesenheit werden Sie sich mit Jacquotte verständigen.«
    »Kommen Sie doch mit uns,« sagte Genestas zur Fosseuse.
    »Gern,« antwortete die, »ich hab' Madame Jacquotte mehrere Sachen zurückzubringen.«
    Sie machten sich auf den Weg, um zum Hause des Arztes zurückzukehren, und die Fosseuse, welche sich durch diese Gesellschaft aufgeheitert fühlte, führte sie auf schmalen Pfaden durch die wildesten Stellen des Gebirges.
    »Herr Offizier,« sagte sie nach einem Augenblick des Schweigens, »Sie haben mir nichts von sich erzählt, und ich würde aus Ihrem Munde gern irgendein Kriegsabenteuer hören. Gern hab' ich, was Sie mir über Napoleon erzählt haben, aber es tut mir weh... Wenn Sie so liebenswürdig wären...«
    »Sie hat recht,« rief Benassis leise, »Sie sollten uns irgendein schönes Abenteuer erzählen, während wir wandern. Los denn! eine interessante Sache wie die mit Ihrem Balken an der Beresina?«
    »Ich habe recht wenig Erinnerungen,« sagte Genestas. »Es gibt Menschen, denen alles begegnet, ich aber habe nie der Held irgendeiner Geschichte sein können. Halt, hier ist das einzig Spaßhafte, was mir passiert ist. Anno 1815 – ich war erst Unterleutnant – gehörte ich zur großen Armee und befand mich bei Austerlitz. Ehe wir Ulm nahmen, mußten wir einige Gefechte liefern, wobei die Kavallerie großartig angriff. Ich stand damals unter Murats Befehl, der nicht gerne aufs Ausspielen verzichtete. Nach einer der ersten Schlachten des Feldzuges bemächtigten wir uns eines Landstriches, wo es mehrere schöne Besitzungen gab. Am Abend verschanzte sich mein Regiment in dem Park eines schönen Schlosses, das von einer jungen und hübschen Frau, einer Gräfin, bewohnt wurde; ich will natürlich bei ihr wohnen und eile, um jede Plünderung zu verhindern. Ich komme gerade in dem Moment in den Salon, wo mein Unteroffizier das Gewehr auf die Gräfin anlegte und roh von ihr forderte, was diese Frau ihm sicherlich nicht gewähren konnte, er war zu häßlich! Mit einem Säbelhieb schlage ich seinen Karabiner hoch, der Schuß geht in einen Spiegel; dann versetze ich meinem Manne einen Tritt in die Kehrseite und strecke ihn zu Boden. Auf die Schreie der Gräfin und den Knall des Schusses hin laufen ihre Leute herbei und bedrohen mich.
    ›Haltet ein,‹ ruft sie ihnen, die mich aufspießen wollten, auf deutsch zu, ›dieser Offizier hat mir das Leben gerettet!‹
    Sie entfernten sich. Die Dame hat mir ihr Taschentuch geschenkt, ein schönes gesticktes Tüchlein, das ich noch besitze, und hat mir gesagt, ich würde stets ein Asyl auf ihrer Besitzung haben, und wenn ich je einen Kummer hätte, welcher Art er auch sein möge, stets würde ich in ihr eine Schwester und ergebene Freundin haben; kurz, sie wußte sich nicht genugzutun. Die Frau war schön wie ein Hochzeitstag und niedlich wie ein junges Kätzchen. Wir haben zusammen gespeist. Anderen Morgens war ich rasend verliebt geworden; aber anderen Morgens mußte ich auf der Höhe von Günzburg, glaub' ich, sein, und ich zog mit meinem Taschentuche bewaffnet ab.
    Der Kampf hebt an; ich sage mir:
    Mir die Kugeln! Mein Gott, sollte es denn unter allen denen, die vorbeisausen, nicht eine für mich geben? Doch ich wünschte mir keine in den Schenkel, dann hätte ich ja nicht ins Schloß zurück können. Ich hatte es nicht satt, ich wollte nur eine

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