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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Männer und Frauen lagen auf den Knien und beteten; die meisten weinten. Kerzen umgaben das Bett. Der Pfarrer der Gemeinde und seine Geistlichkeit hatten mitten im Zimmer ihren Platz, um den offenen Sarg herum. Das Haupt dieser Familie in Gegenwart eines Sarges zu sehen, der bereitstand, es für immer zu verschlingen, war ein tragisches Schauspiel.
    »Ach, mein lieber Herr,« sagte die Witwe, auf den Arzt hinweisend, »wenn dich die Weisheit des besten der Menschen nicht hat retten können, stand es also da droben geschrieben, daß du mir ins Grab vorausgehen solltest! Ja, sie ist jetzt kalt, die Hand, die mich mit soviel Freundschaft drückte! Für immer habe ich meinen lieben Gefährten verloren und unser Haus sein teures Oberhaupt; denn du warst wirklich unser Führer. Ach, alle, die dich mit mir beweinen, haben das Licht deines Herzens und den ganzen Wert deiner Person gekannt; ich allein aber wußte, wie mild und geduldig du warst! Ach, mein Gatte, mein Mann, so muß man dir also Lebewohl sagen, dir, unserem Halt, dir, meinem lieben Herrn! Und wir, deine Kinder, denn du liebtest jeden von uns in gleicher Weise, wir haben alle unseren Vater verloren!«
    Die Witwe warf sich über die Leiche, umschlang sie, bedeckte sie mit Tränen und erwärmte sie mit Küssen; und während dieser Pause schrien die Diener: »Der Herr ist tot!«
    »Ja,« fuhr die Witwe fort, »er ist tot, der teure, heißgeliebte Mann, der uns unser Brot gab, der für uns pflanzte und erntete, über unser Glück wachte, indem er uns mit einem Gebote voller Milde im Leben leitete. Jetzt kann ich es zu seinem Lobe sagen, er hat mir niemals den leichtesten Kummer bereitet, er war gut, stark, geduldig; und als wir ihn quälten, um ihm seine kostbare Gesundheit wiederzugeben, sagte er: ›Laßt mich, meine Kinder, alles ist nutzlos.‹ Das sagte das liebe Lamm mit der nämlichen Stimme, mit der er uns einige Tage vorher erklärte: ›Alles geht gut, meine Freunde.‹ Ja, großer Gott! einige Tage haben genügt, um uns die Freude des Hauses zu nehmen und unser Leben zu verdunkeln, indem sich die Augen des besten, des rechtschaffensten und verehrtesten der Männer schlossen, eines Mannes, der seinesgleichen nicht hatte im Führen des Pfluges, der furchtlos Tag und Nacht durch unsere Berge eilte, und der bei seiner Rückkehr seiner Frau und seinen Kindern immer zulächelte. Ach, wir haben ihn alle geliebt! Wenn er fortging, wurde der Herd traurig und wir aßen ohne Lust. Und was wird nun werden, wo unser Schutzengel in die Erde gebettet wird und wir ihn niemals wiedersehen? Niemals, liebe Freunde, niemals, gute Verwandte, niemals, meine Kinder! Ja, meine Kinder haben ihren guten Vater verloren, unsere Verwandten haben ihren guten Verwandten verloren, meine Freunde haben einen guten Freund verloren, und ich, ich habe alles verloren, wie das Haus seinen Herrn verloren hat!«
    Sie nahm des Toten Hand, kniete nieder, um ihr Gesicht besser daraufpressen zu können, und küßte sie. Die Dienstboten aber schrien dreimal:
    »Der Herr ist tot!«
    In diesem Augenblick trat der älteste Sohn zu seiner Mutter und sagte zu ihr:
    »Die aus Saint-Laurent sind gekommen, liebe Mutter, sie werden Wein haben müssen.«
    »Lieber Sohn,« antwortete sie, den feierlichen und klagenden Ton, mit dem sie ihren Gefühlen Ausdruck verlieh, aufgebend, mit leiser Stimme, »nehmt die Schlüssel, Ihr seid nun Herr hier drinnen, seht zu, daß sie hier die Aufnahme finden können, die ihnen Euer Vater bereitete, damit ihnen hier nichts verändert vorkommt ... Daß ich dich doch noch einmal zu meiner Freude sähe, mein würdiger Mann!« fuhr sie fort. »Doch, weh, du fühlst mich nicht mehr, ich kann dich nicht mehr erwärmen! Ach, alles, was ich wünschte, würde sein, dich noch einmal zu trösten, indem ich dich wissen ließe, daß du, solange ich am Leben bleiben werde, in dem Herzen weilen wirst, an dem du deine Freude hattest, daß ich glücklich sein will in der Erinnerung an mein Glück, und daß dein teures Gedenken in diesem Zimmer fortbestehen soll. Ja, es wird immer voll von dir sein, solange Gott mich hier lassen mag. Höre mich, mein lieber Mann! Ich schwöre, dein Bett so zu lassen, wie es jetzt ist. Niemals habe ich mich ohne dich hineingelegt, es möge also leer und kalt bleiben. Dich verlierend, habe ich wirklich all das verloren, was das Weib macht: Herrn, Gatten, Vater, Freund, Gefährten, Mann, kurz alles!«
    »Der Herr ist tot!« schrien die Dienstboten.
    Während des

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