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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Rittmeister, alle unsere Ställe sind nach diesem Muster ausgebaut worden. Ist er nicht prachtvoll?«
    Genestas konnte nicht umhin, diesen weiten Raum zu bewundern, wo Kühe und Ochsen in zwei Reihen standen, mit dem Schwanze gegen die Seitenmauern und dem Kopf nach der Mitte des Stalles hin, in den sie durch ein ziemlich breites Gäßchen hineingingen, das zwischen ihnen und der Mauer freigelassen worden war. Ihre durchbrochenen Krippen ließen ihre gehörnten Köpfe und ihre glänzenden Augen sehen. Der Herr konnte sein Vieh also leicht überblicken. Das Futter, das im Gebälk untergebracht war, wo man eine Art Bretterboden angelegt hatte, fiel ohne Verlust und Mühe in die Raufen.
    Zwischen den beiden Krippenreihen befand sich ein großer gepflasterter, sauberer und durch Zugluft gelüfteter Raum.
    »Zur Winterzeit«, fuhr Benassis fort, mit Genestas in der Mitte des Stalles auf und ab gehend, »finden hier die Spinnabende und die Arbeiten gemeinsam statt. Man stellt Tische auf und jedermann wärmt sich auf diese Art wohlfeil. Die Schafställe sind gleichfalls nach diesem System gebaut worden. Sie können sich nicht denken, wie leicht die Tiere sich an Ordnung gewöhnen; ich habe sie häufig bewundert, wenn sie hereinkommen: jedes von ihnen kennt seinen Platz und läßt das, welches zuerst hineingehen muß, auch als erstes hinein. Sehen Sie, es ist genug Platz zwischen dem Tier und der Mauer da, daß man es melken und säubern kann; außerdem senkt sich der Boden leicht, so daß er das Wasser schnell abfließen läßt.«
    »Nach diesem Stalle kann man auf alles übrige schließen,« sagte Genestas; »ohne Ihnen schmeicheln zu wollen, das sind schöne Resultate !«
    »Die nicht mühelos erzielt worden sind,« antwortete Benassis, »aber was für Tiere sind das auch!«
    »Wahrlich, sie sind prächtig, und Sie haben alle Ursache, sie mir zu rühmen!« antwortete Genestas.
    »Jetzt«, fuhr der Arzt fort, als man zu Pferde saß und das Portal hinter sich hatte, »wollen wir unsere neuen urbar gemachten Felder und die Getreideschläge durchqueren, jenen kleinen Winkel meiner Gemeinde, den ich die Beauce genannt habe.«
    Etwa eine Stunde lang ritten die beiden Reiter durch Felder, über deren schöne Kultur der Offizier dem Arzte Komplimente machte; dann erreichten sie, dem Berge folgend, bald plaudernd, bald schweigend, je nachdem die Gangart der Pferde ihnen zu sprechen erlaubte oder sie zum Schweigen verurteilte, wieder das Gebiet des Fleckens.
    »Gestern hab' ich Ihnen versprochen,« sagte Benassis zu Genestas, als sie in eine kleine Schlucht einritten, aus welcher die beiden Reiter in das große Tal herauskamen, »Ihnen einen der beiden Soldaten zu zeigen, die nach Napoleons Sturz von der Armee zurückgekommen sind. Wenn ich mich nicht täusche, werden wir ihn einige Schritte von hier finden, wo er eine Art natürlichen Beckens, worin sich die Gebirgsgewässer sammeln und das angeschwemmte Stein- und Erdmassen angefüllt haben, wieder ausgräbt. Um Ihnen diesen Mann aber interessant zu machen, muß ich Ihnen sein Leben erzählen ... Er heißt Gondrin und ist bei der großen Aushebung von 1792 im Alter von achtzehn Jahren eingezogen worden und zur Artillerie gekommen. Als einfacher Soldat hat er die italienischen Feldzüge unter Napoleon mitgemacht, ist ihm nach Aegypten gefolgt und nach dem Frieden von Amiens aus dem Orient zurückgekehrt. Dann, unter dem Kaiserreiche, ist er beim Brückentrain der Garde eingereiht worden und hat ständig in Deutschland gedient. Zuletzt ist der arme Arbeiter nach Rußland gegangen.«
    »Da sind wir in gewisser Beziehung Brüder,« sagte Genestas, »ich habe die gleichen Feldzüge mitgemacht. Man hat einen stählernen Körper haben müssen, um den Launen so vieler verschiedenen Klimate zu widerstehen! Der liebe Gott hat denen, die noch auf ihren Beinen stehen, nachdem sie Italien, Aegypten, Deutschland, Portugal und Rußland durchquert haben, meiner Treu, ein Erfinderpatent für Lebenskunst geschenkt!«
    »Auch werden Sie ein gutes Stück von einem Menschen sehen,« erwiderte Benassis; »Sie kennen ja die wilde Flucht, es erübrigt sich, Ihnen davon zu erzählen. Mein Mann ist also einer der Brückenbauer der Beresina gewesen; er hat mitgeholfen am Bau der Brücken, über die das Heer gegangen ist, und um ihre ersten Stützen zu befestigen, hat er bis an die Brust im Wasser gestanden. Der General Éblé, unter dessen Befehl die Pontoniere standen, hat unter ihnen nur zweiundvierzig

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