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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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übrigen Menschen, dessen krankhafte Existenz nur von mir begriffen werden konnte. Sie ist, wie ich Ihnen sagte, das Bänderlamm. Doch Sie werden sie jetzt sehen, da ist ihr Häuschen!«
    In diesem Augenblick waren sie etwa auf ein Drittel Höhe des Berges angelangt, auf von Buschwerk umsäumten Zickzackwegen, die sie im Schritt erklommen. Als sie die Biegung einer dieser Schleifen erreicht hatten, erblickte Genestas das Haus der Fosseuse. Es lag auf einem der Hauptbuckel des Berges. Dort war eine etwas abfallende Rasenfläche von annähernd drei Arpents, die mit Bäumen bepflanzt war und von mehreren Kaskaden genetzt wurde, mit einer kleinen Mauer umgeben worden, die hoch genug, um als Einfriedigung zu dienen, aber nicht so hoch war, daß sie den Blick ins Land versperrt hätte. Das aus Ziegelsteinen erbaute und mit einem flachen Dache, das einige Fuß über den Rand vorsprang, gedeckte Haus, bot in der Landschaft einen reizenden Anblick. Es bestand aus einem Erdgeschoß und einem ersten Stockwerk mit grüngestrichener Tür und Fensterläden. Nach Süden gelegen, hatte es weder Breite noch Tiefe genug, um andere Oeffnungen wie die der Fassade zu haben, deren ländliche Eleganz in peinlichster Sauberkeit bestand. Das vorspringende Wetterdach war nach deutscher Weise mit weiß gestrichenen Planken gefüttert. Einige blühende Akazien und andere wohlriechende Bäume, Rotdorne, Schlinggewächse, ein dicker Nußbaum, den man hatte stehen lassen, dann einige an den Bächen entlang gepflanzte Trauerweiden wuchsen um das Haus herum. Hinter ihm befand sich ein dichter Buchen- und Fichtenwald, ein breiter dunkler Grund, von dem sich das hübsche Bauwerk lebhaft abhob. In diesem Augenblick des Tages war die Luft von den verschiedenen Düften des Berges und des Gartens der Fosseuse geschwängert. Der reine und ruhige Himmel war am Horizonte bewölkt. In der Ferne begannen die Gipfel die lebhaften roten Tinten anzunehmen, die ihnen der Sonnenuntergang häufig verleiht. Von dieser Höhe aus übersah man das ganze Tal von Grenoble bis zu jener kreisförmigen Felsenschranke, an deren Fuß der kleine See liegt, an welchem Genestas am Vortage vorübergekommen war. Oberhalb des Hauses und in einer ziemlich großen Entfernung erschien die Pappelreihe, welche die große Straße vom Flecken nach Grenoble anzeigte. Endlich glänzte der Flecken, von den schrägen Sonnenstrahlen getroffen, wie ein Diamant, indem er aus all seinen Fensterscheiben rote Lichter widerstrahlte, die zu rieseln schienen. Bei diesem Anblick hielt Genestas sein Pferd an, wies auf die Gebäulichkeiten des Tales, den neuen Flecken und das Haus der Fosseuse hin, indem er seufzend sagte:
    »Nach dem Siege bei Wagram und Napoleons Rückkehr in die Tuilerien anno 1815 hat mich dies am tiefsten bewegt. Ihnen verdank' ich diesen Genuß, mein Herr; denn Sie haben mich die Schönheiten kennen gelehrt, die ein Mensch beim Anblick eines Landes finden kann.«
    »Ja,« erwiderte lächelnd der Arzt, »Städte bauen ist mehr als Städte einnehmen!«
    »Oh, mein Herr, die Einnahme Moskaus und die Uebergabe von Mantua! Aber Sie wissen ja nicht, was das heißt! Ist's nicht unser aller Ruhm? Sie sind ein braver Mann, doch Napoleon war auch ein guter Mann; ohne England hätten Sie sich gegenseitig verstanden und unser Kaiser würde nicht gestürzt sein. Wohl kann ich jetzt eingestehen, daß ich ihn liebe, er ist ja tot! ... und,« sagte der Offizier, indem er sich umsah, »es gibt keine Spione hier. Welch ein Herrscher! Er sah durch jeden hindurch. Er würde Sie in seinen Staatsrat berufen haben, weil er Verwalter war, und ein großer Verwalter dazu; er wußte sogar genau, wie viele Kartuschen nach einer Schlacht in den Patronentaschen noch vorhanden waren. Armer Mann! Während Sie mir von Ihrer Fosseuse erzählten, dacht' ich daran, daß er auf Sankt Helena gestorben ist! Hm! war das vielleicht ein Klima und eine Behausung, die einem Manne genügen konnten, der gewohnt war, die Füße im Steigbügel und den Hintern auf einem Throne zu leben? Man erzählt, er habe dort Gartenarbeit getan. Zum Teufel auch! er war nicht dazu geschaffen, Kohl zu pflanzen ... Jetzt müssen wir den Bourbons dienen, und das ohne Falsch, mein Herr, denn alles in allem, Frankreich ist Frankreich, wie Sie gestern gesagt haben.«
    Mit diesem letzten Worte stieg Genestas vom Pferde und ahmte Benassis mechanisch nach, der das seinige mit dem Zügel an einen Baum band.
    »Sollte sie nicht zu Hause sein?« sagte der

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