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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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Plänen. Vielleicht konnte er ein Fuhrgeschäft gründen wie Jeremy. Vielleicht konnte er Vieh aufkaufen und in die Großstädte schaffen. Vielleicht wäre auch ein Holzhandel möglich. Vielleicht, vielleicht. Zu der Zimmerei fiel ihm weniger ein. Aber was würde der alte Mann sagen, wenn er sich für den Handel entschied? Seine Mutter würde sicher damit einverstanden sein. Und ein gewisses blondes Mädchen konnte er sich recht gut hinter dem Ladentisch in Leschinen vorstellen.
    Nach genau acht Tagen ruhiger Fahrt fuhr die »Donau« in die Wesermündung ein. In Bremerhaven musste das Schiff vor der Schleuse zum Neuen Hafen über zwei Stunden warten, bis die Flut das Wasser des Stroms gleichauf mit dem Wasserspiegel des Hafens gehoben hatte. Die Wagen der Eisenbahn standen nur wenige Meter von den Landungsbrücken entfernt. Auf dem Kai lagerten Hunderte von Auswanderern mit Sack und Pack. Sie warteten dort zum Teil schon mehrere Tage auf die Abfahrt ihres Schiffes. Ein Maschinendefekt verzögerte das Auslaufen. An Bord nahm der Kapitän die Auswanderer aber nicht. Die Schifffahrtsgesellschaft hätte die Passagiere dann verpflegen müssen.
    Die Passagiere aus Amerika nahmen sich nicht die Zeit, um die unzähligen Fragen der Auswanderer zu beantworten.
    Es dauerte nur wenige Stunden, bis das Gepäck ausgeladen und vom Zoll kontrolliert worden war. Die Eisenbahn konnte abdampfen. In Bremen mussten die Reisenden umsteigen. Die Bienmanns bedankten sich bei Herrn Passlinger und nahmen Abschied.
    Je weiter der Zug nach Osten kam, desto eindringlicher begann der alte Mann vom neuen Anfang des Zimmergeschäfts in Liebenberg zu reden. Er wollte es dem Zattric schon zeigen. »Und in ein paar Jahren, Luke, dann wirst du das Geschäft übernehmen.«
    Der Junge hatte geschwiegen, wenn der alte Mann auf die Zimmerei zu sprechen gekommen war. Aber in seiner Begeisterung hatte der das nicht bemerkt.
    »Großvater«, sagte der Junge endlich. Es lag eine wilde Entschlossenheit in seinen Augen.
    »Wir werden Kirchen bauen und Schulen, Luke. Es wird in ganz Ostpreußen heißen, die Bienmanns sind die besten . . . «
    »Großvater«, unterbrach der Junge ihn. »Ich finde das Zimmerhandwerk nicht schlecht. Du bist der beste Zimmermeister, den ich mir denken kann. Aber ich, ich werde etwas anderes tun.«
    »Etwas anderes?«
    »Ja, Großvater.«
    »Du meinst, du willst das Handwerk an den Nagel hängen?«
    »Ja, Großvater. Wenigstens vorläufig.«
    Der Eifer des alten Mannes erlosch. Er blickte den Jungen an, als ob er ihn noch nie richtig gesehen hatte. Der Junge wich dem Blick nicht aus. Vielleicht habe ich wirklich in dem Jungen nur mich selbst sehen wollen, dachte der alte Mann.
    »Willst du ein Holzschneider werden, Luke?«, fragte er leise.
    »Vielleicht werde ich gelegentlich schnitzen. Wenn du auf dem Bau mal einen Schnitzer brauchst, Großvater, dann kannst du mich rufen. Aber zuerst werde ich den Laden in Leschinen zurückkaufen. Ich werde ihn mit Mutter gemeinsam betreiben. Und vielleicht gründe ich ein Fuhrgeschäft oder einen Viehhandel.«
    Der alte Mann sah jetzt wirklich alt aus. Seine Falten um den Mund zogen sich tief hinab. »Muss wohl so sein, Junge«, sagte er. »Ich bin müde.« Er lehnte sich in die Fensterecke und deckte sich mit seinem Mantel zu, obwohl es ein heißer Sommertag war und die Waggons einem Backofen glichen.
    Er kam während der ganzen Fahrt nicht mehr auf dieses Thema zu sprechen und fragte den Jungen nicht danach, wie er sich das mit dem Laden gedacht habe. Er erzählte allerdings auch nichts mehr von seinen Plänen.
    Die Bewohner des Dorfes empfingen sie kühl, fast feindselig.
    »Der alte Mann hat uns die Männer weggeschleppt«, murrten die Frauen und ließen sich weder durch die Briefe noch durch das Geld besänftigen.
    Wilhelm Slawik trafen sie vor dem Gasthaus wieder. Er war wirklich noch für einige Wochen Soldat gewesen. »Wir haben auch ohne euch den Franzmännern kräftig eins aufs Haupt geschlagen«, sagte er. Er fragte nicht viel nach den »Amerikanern«, er hatte seine eigenen Sorgen. »Ich habe mich mit einem Mädchen aus Lothringen verlobt«, sagte er.
    »Mit einer ›Mistfranzösin‹?«, spottete der Junge. Slawik drohte ihm mit der Faust und antwortete: »Erstens gehört Lothringen jetzt zum Reich und zweitens spricht sie schon ganz gut Deutsch.«
    Warichs Lisa sah der Junge erst am zweiten Tag. Sie lief mit den Eimern zum Brunnen. Er ging zu ihr. Er wusste nicht, was er sagen

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