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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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kann.«
    »Ja«, sagte der Junge. Sie stiegen die steile Treppe hinauf. Der alte Mann musste seinen Kopf einziehen, damit er sich nicht stieß. Der Junge öffnete eine Speichertür. Von dort aus führte ein dunkler Gang bis zu der Wohnung.
    Als der Junge die Tür aufgeschlossen hatte, tat sich ein überraschend helles Zimmer auf. Ein großes, der Schräge des Daches nach verlaufendes Fenster in einem eisernen Gitterrahmen nahm fast die ganze Länge des Zimmers ein. Überall lag bemalte Leinwand herum, aufgerollt, auf Keilrahmen gezogen, auf Gestellen postiert. Der alte Mann rollte die Leinwände vorsichtig auseinander. Mit einer trat er dicht an das Fenster und sagte: »Schau her, Luke, ein wunderbares Bild. Ein Truthahn, der um seine Hennen wirbt. Dein Vater war ein wirklicher Maler.«
    Sie standen nebeneinander und schauten sich das Bild lange an. »Ich habe übrigens die Bilder vom Küchenwagen auch mitgebracht«, sagte der alte Mann.
    »Ich weiß, Großvater, das Paket ist ja nicht zu übersehen.«
    Sie saßen bis in die Nacht hinein mit den Warichs zusammen. Es gab tausend Dinge zu erzählen. Dann sagte der alte Mann: »Ich bin müde. Ich will jetzt schlafen. Morgen werde ich mich nach der Rückreise erkundigen. Wenn Döblin nicht krank wird, fahren wir übermorgen los.«
    Der Junge stand auf und sagte: »Komm, Großvater, ich zeige dir deinen Schlafplatz.«
    Als sie allein in der Kammer waren, fragte der alte Mann: »Und was wirst du tun, Luke? Wirst du deinem Vater nach Oregon nachfahren?«
    »Nein, Großvater.«
    »Sicher findest du auch in dieser großen Stadt Arbeit und Brot. Du hast dein Handwerk in den zwei Jahren gut gelernt.«
    »Ich bleibe nicht in Amerika, Großvater. Ich werde eine Schiffs­karte buchen. Ich fahre zu Mutter zurück.«
    »Ist das dein Ernst, Junge?«
    »Ja, Großvater, ich habe es mir gut überlegt.«
    »Die Marie wird sich freuen, Luke.«
    Der Junge dachte: Warichs Lisa hoffentlich auch. Als er sich zum Schlafen niederlegte, schaute er in seiner Kiste nach, ob die kleinen Geschenke noch darin lagen. Für Lisa hatte er auf dem Mississippi­dampfer einem Indianer einen Gürtel abgekauft, einen Gürtel aus echter Klapperschlangenhaut.

Die Abfahrt verzögerte sich um einen weiteren Tag. Der Junge wollte auf jeden Fall alle Bilder des Vaters mitnehmen. Er zimmerte zwei schmale, hohe Kisten und legte die mehr als sechzig Gemälde behutsam hinein. Der alte Mann stand neben ihm und konnte sich nicht satt sehen an dem, was sein Sohn gemalt hatte. Besonders ein Bild hatte es ihm angetan. Es stellte die Ernte auf einer Baumwollplantage dar.
    »Könnte Jeremy sein«, sagte er. »Sieh mal, wie er mit seinen großen Händen die Baumwollflocken fasst. Du glaubst, er wird sie gleich in den Sack stecken. Wenn du dicht an das Bild rangehst, dann meinst du, du kannst die Haare auf dem Kopf des Negers zählen. Und wie die Luft über den Baumwollpflanzen flimmert! Du kannst die Hitze spüren.«
    Die Schubladenbretter des Küchenwagens wickelten sie in Ölpapier ein und verschnürten sie fest.
    Warich und Lenski gaben Briefe mit und Geld und versprachen, sie würden innerhalb weniger Wochen schreiben, ob sie sich entschieden hätten in den Staaten zu bleiben oder ob sie auch nach Liebenberg zurückkehren wollten.
    Die drei Männer winkten lange aus dem langsam anrollenden Zug. Schließlich konnten sie den Bahnsteig nicht mehr sehen. Sie wollten so bequem wie möglich reisen und hatten drei Betten in einem Schlafwagen gebucht. Döblin musste sich schonen. Er fühlte sich schlecht und hatte schon nach einer Fahrstunde einen schlimmen Anfall.
    »Irgendetwas ist in meiner Brust nicht in Ordnung«, sagte er. Aber gleich darauf lachte er: »Macht euch keine Sorgen. Unkraut vergeht nicht. Wenn ich mir mal die Graswurzeln von unten ansehen muss, dann soll das hinter der Kirche auf dem Friedhof in Liebenberg sein.«
    Stunde um Stunde ratterte der Zug ostwärts. Cincinnati, Pittsburgh, Harrisburg, Philadelphia und endlich nach drei Tagen kaum unterbrochener Fahrt New York. Döblin ging es schlecht. In immer kürzeren Abständen überfiel ihn die Atemnot. Wenn ein Anfall vorüber war, stand ihm der Schweiß in Perlen auf der Stirn. In New York suchten sie sich ein Zimmer und packten Döblin ins Bett. Am selben Tag noch holte der alte Mann einen Arzt, obwohl sich Döblin heftig dagegen wehrte. Der Arzt untersuchte ihn lange und gründlich. Er ging wortlos aus dem Zimmer und winkte dem alten Mann, ihm zu

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