Der lange Weg zur Freiheit
Regent miteingeschlossen, brüllten vor Lachen.
In meiner eigenen Rolle als Führer bin ich stets diesen Prinzipien der Führerschaft gefolgt, wie sie seinerzeit der Regent demonstrierte. Ich habe immer versucht, mir das anzuhören, was jeder einzelne in einer Diskussion zu sagen hatte, bevor ich meine eigene Meinung vortrug. Oft wird meine eigene Meinung einfach den Konsens dessen repräsentieren, was ich in der Diskussion gehört habe. Ich erinnere mich immer an ein Axiom über Führerschaft, das ich zum erstenmal aus dem Mund des Regenten hörte. Ein Führer, sagte er, ist wie ein Hirte. Er hält sich hinter der Herde und läßt die Flinksten vorweggehen, woraufhin die anderen folgen, ohne zu erkennen, daß sie die ganze Zeit von hinten gelenkt werden.
In Mqhekezweni entwickelte sich mein Interesse an afrikanischer Geschichte. Dort hörte ich zum erstenmal von afrikanischen Helden, die keine Xhosas waren, von Männern wie Sekhukhune, König der Bapedi, vom Basotho-König Moshoeshoe, von Dingane, König der Zulus, und anderen wie Bambatha, Hintsa und Makana, Montshiwa und Kgama. Die ersten, von denen ich etwas über diese Männer erfuhr, waren die Berater, die zum Großen Platz kamen, um Streitigkeiten beizulegen und Prozesse zu führen. Auch wenn sie keine Anwälte waren, so trugen sie doch Fälle vor und wirkten an Entscheidungen mit. An manchen Tagen waren sie schon frühzeitig fertig, und dann saßen sie herum und erzählten Geschichten. Ich trieb mich in ihrer Nähe herum und hörte ihnen zu. Sie sprachen ein mir bis dahin unbekanntes Idiom. Ihre Sprache war formell und erhaben, ihre Gestik langsam und gemächlich, und unsere traditionellen Klicklaute waren lang und dramatisch.
Anfangs scheuchten sie mich weg und sagten mir, ich dürfe, weil zu jung, nicht zuhören. Später beauftragten sie mich, etwas Feuer für sie zu holen oder den Frauen zu sagen, daß sie Tee wollten, und in den ersten Monaten nahmen mich solche Verrichtungen viel zu sehr in Anspruch, als daß ich die Gespräche der Männer hätte verfolgen können. Schließlich jedoch erlaubten sie mir, in ihrer Nähe zu bleiben und zuzuhören, und nun hörte ich zum erstenmal von den afrikanischen Helden und Patrioten, die gegen die westliche Vorherrschaft gekämpft hatten, und meine Phantasie wurde befeuert von der Glorie dieser afrikanischen Krieger.
Der älteste der Häuptlinge, der die Versammelten mit alten Geschichten erfreute, war Zwelibhangile Joyi, ein Sohn aus dem Großen Haus von König Ngubengcuka. Häuptling Joyi war so alt, daß seine runzlige Haut ihn umhüllte wie ein locker sitzendes Gewand. Die von ihm sehr langsam erzählten Geschichten wurden oft unterbrochen durch seinen heftigen keuchenden Husten, der ihm manchmal zu schaffen machte, so daß er viele Minuten lang nicht weitersprechen konnte. Häuptling Joyi war die große Autorität für die Geschichte der Thembus, vor allem deshalb, weil er soviel davon selbst erlebt hatte.
Aber so greisenhaft Joyi meist auch wirkte, die Jahrzehnte fielen von ihm ab, wenn er von den Impis oder Kriegern in der Armee von König Ngangelizwe erzählte. Pantomimisch schleuderte Joyi seinen Speer und kroch das »Veld« entlang, während er von siegreichen und verlorenen Schlachten berichtete. Er sprach vom Heldentum des Ngangelizwe, von seiner Großmut und Bescheidenheit.
Nicht alle Geschichten von Häuptling Joyi handelten von den Thembu. Als er zum erstenmal über Krieger sprach, die nicht zu den Xhosa gehörten, fragte ich mich, warum er das wohl tat. Ich war wie ein Junge, der den lokalen Fußballstar anhimmelt, aber an einem nationalen Fußballstar, zu dem er keine persönliche Bindung hat, nicht interessiert ist. Erst später wurde ich von dem großen Strom afrikanischer Geschichte erfaßt, und von den Taten all der afrikanischen Helden, unabhängig von ihrem Stamm.
Häuptling Joyi zürnte dem weißen Mann, den er beschuldigte, den Xhosa-Stamm gespalten und Bruder von Bruder getrennt zu haben. Der weiße Mann, berichtete er, habe versucht, den Thembus weiszumachen, daß ihr wahres Oberhaupt die große weiße Königin jenseits des Ozeans sei und sie selbst in Wirklichkeit britische Untertanen. Aber die große weiße Königin brachte den schwarzen Menschen nichts als Elend und Gemeinheit, und falls sie ein Häuptling sei, so sei sie ein böser Häuptling. Häuptling Joyis Geschichten vom Krieg und seine Anklage gegen die Briten machten mich zornig und gaben mir das Gefühl, betrogen
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